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Relationale Soziale Arbeit im Quartier. Lebenswelten verstehen und gestalten!?

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Prof. Dr. Björn Kraus; Foto: Bernd Schumacher

Baden-Württemberg fördert mit der Landesstrategie Quartier 2030 die Entwicklung von Quartieren. Denn starke Quartiere können den gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstützen.

Doch welche Bedarfe haben Menschen im Quartier? Was wird gebraucht, um ein Quartiersprojekt mit Engagierten und Kooperationspartnern erfolgreich zu planen und zu realisieren? Wie können Menschen und deren Lebensweisen verstanden und unterstützt werden? Wie ist das Verhältnis von individueller und gesellschaftlicher Verantwortung? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. habil. Björn Kraus in einem Interview auf dem Portal zur Landesstrategie Quartier 2030. Seine relational-konstruktivistische Lebenswelt-Lebenslage-Konzeption ist ein wesentliches Element einer Relationalen Sozialen Arbeit. Sie zählt zu den etablierten Grundlagen professionellen Handelns in der Sozialen Arbeit.

„Unter Lebenslagen werden die gegebenen Lebensbedingungen der Menschen verstanden. Bei der Lebenswelt geht es darum, wie der einzelne Mensch seine Lebenslage erlebt und damit umgeht. Entscheidend ist sowohl die Unterscheidung dieser beiden Kategorien, als auch deren Relationierung. Die Lebenslage bestimmt nicht wie die Lebenswelt konstruiert wird, aber dennoch ist die Konstruktion der Lebenswelt nicht unabhängig von der zur Verfügung stehenden Lebenslage“, so Kraus.

Das Konzept der Lebenslage hilft, zum einen die Chancen des Verstehens und der Verständigung zu erhöhen, zum anderen wird dadurch deutlich, dass Menschen nicht allein verantwortlich für ihre Lebensgestaltung gemacht werden können. “Denn das würde unterstellen, jede*r hätte die gleichen Möglichkeiten und Bedingungen zum Gestalten und das ist nicht so. Jeder Mensch steht in Wechselwirkung mit seiner Umwelt, sie hat Einfluss auf ihn so wie er Einfluss auf sie hat“, führt Kraus weiter aus.

In einem Expertentalk der Quartiersakademie Baden-Württemberg gibt Professor Kraus Denkanstöße und Impulse zu notwendigen Handlungsansätzen und Kompetenzen für die Quartiersarbeit. „Wichtig sind Kommunikations- und auch Entscheidungskompetenzen der Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die in Quartieren tätig sind. Und auch Moderationskompetenz halte ich für zentral, zum Beispiel um Menschen im Stadtteil bei der Abwägung zu unterstützen, welche Entscheidung für sie zu welchem Ergebnis, zu welchem Vor- und Nachteil in ihrem Leben führen kann. Moderationskompetenz brauchen die Fachkräfte ebenfalls, und zwar, um die unterschiedlichen Akteur*innen im Quartier aber auch außerhalb des Quartiers in den Dialog zu bringen“, erklärt Björn Kraus.

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Die Quartiersakademie ist ein wichtiger Baustein der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam. Gestalten.“ Sie berät Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Quartiersentwicklung engagieren oder zukünftig engagieren möchten. Gefördert wird die Akademie durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und das Statistische Landesamt, Familienforschung.

Mehr Info

  • Kraus, B. (2021): Relationale Soziale Arbeit. In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet.
  • Kraus, B. (2019): Relationaler Konstruktivismus – Relationale Soziale Arbeit. Von der systemisch-konstruktivistischen Lebensweltorientierung zu einer relationalen Theorie der Sozialen Arbeit. Weinheim, München: Beltz, Juventa.
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