Warum Kunstpädagogik?
Kunstpädagogik als Qualifizierung ist im Studium der Sozialen Arbeit implementiert, weil Menschen durch künstlerische Auseinandersetzung zur Gestaltung des eigenen Lebens angeregt, ermutigt und befähigt werden können. Dort wo Sprache als Ausdrucksmöglichkeit nicht genügt, werden non-verbale Zugänge zu Menschen wichtig, um das Repertoire von Ausdruckfähigkeit zu erweitern. Kunstpädagogik ist Teil sozialpädagogischer Arbeit mit künstlerischen Methoden in den Handlungsfeldern Sozialer Arbeit. Dabei geht es um die Vergrößerung der eigenen Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten und den identitätsstiftenden Aspekt künstlerischer Auseinandersetzung.
Kreatives Gestalten geschieht in der Kunstpädagogik im weitesten Sinne mit bildnerischen Verfahren, wie Zeichnung, Malerei, plastischem Gestalten, Fotografie, Film und auch Performances als zeitlich begrenzte Aktionen. Kunstpädagogik geht subjektzentriert vor und lässt Raum für diese kreativen Prozesse bei Zielgruppen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind adressiert. Durch den Umgang mit künstlerischen Materialien in Einzel- und Gruppensettings werden Imagination, Fantasie, Gestaltungswillen und die Fähigkeit flexibel und mutig neue Lösungen zu finden gefördert. Dabei sind die vier Ebenen kognitiver, körperlicher, emotionaler und sozialer Lernfelder beteiligt, kreative künstlerische Gestaltung trägt so zur Persönlichkeitsstärkung, zum Selbstwirksamkeitserleben und zur Eigenständigkeit bei.
Kunstpädagogik begleitet diese Prozesse und hat Selbständigkeit und die Verantwortungsübernahme für das eigene Tun zum Ziel. Im Gegensatz zur Kunsttherapie ist das Arbeitsfeld nicht klinisch medizinisch verortet und folgt keiner Therapielogik, sondern zielt auf freie pädagogische Kontexte in Bildungsinstitutionen von der Schulbegleitung, der freien Kinder- und Jugendarbeit bis zur Arbeit mit alten Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen.
Experimentelles Arbeiten, der Projekt- und Werkstattcharakter sind für die Kunstpädagogik prägend. Kunst ist ein gutes Medium, um eigene Anforderungen, Ausdauer und die Anstrengung zur Zielerreichung sichtbar werden zu lassen, Kunst fördert das eigene Gefühl kompetent zu sein und sich selbst Ziele zu stecken und diese auch eigenständig zu bearbeiten.
Was macht man in der Qualifizierung Kunstpädagogik?
Drei aufeinander aufbauende Bereiche gehören zur Qualifizierung Kunstpädagogik:
- „Sensibilisieren, wahrnehmen, differenzieren“
Hier werden zweidimensionale und dreidimensionale künstlerische Mittel erprobt und angewendet, grundlegende künstlerische Techniken, wie Zeichnen, Malen, Plastisches Gestalten (Materialien: Ton, Gips etc.), Arbeiten mit Fundstücken (Objekten), (Objekten), Bearbeitung von skulpturalen Materialien (Stein, Holz etc.), Druckmaterialien und Drucktechniken sowie Mixed Media Techniken sind Inhalte. Es gilt, wer selbst keine Erfahrung mit den Materialien gesammelt hat, kann auch keine weitergeben. - „Didaktische Modelle und theoretische Fundierung“
Sinnenerfahrung und Materialverwendung in praktischer Erprobung leitet über zu der Vermittlung pädagogischer Inhalte mit Hilfe künstlerischer Mittel in den Arbeitsfelder der Kindheitspädagogik. Es geht um die Aneignung eines Fundus von Arbeitsmethoden und Arbeitsmitteln, um kreativ Interaktionen mit Kindern und gestalterische „Produktion“ in der Gruppe zu initiieren und zu fördern. Dazu werden didaktische Umsetzungen nach eigen gewählten Themen wie beispielsweise Materialien, Künstler*innen, künstlerische Stilrichtungen (Jugendstil, Performance, Streetart etc.) in Angebote übersetzt und mit der eigenen Gruppe und/oder Kindern durchgeführt und theoretisch hinterlegt. - Projekt und Verknüpfung von Bildungsbereichen
In einem selbst kreierten Projekt mit Kooperationspartnern setzt die Gruppe gemeinsam eine entwickelte Idee mit einer Zielgruppe um. Richtziele, Methoden und Ablaufplanung werden erarbeitet und didaktisch anspruchsvoll auf die kunstpädagogische Einheit mit Kindern angepasst. Projektumsetzung und -management verzahnen sich mit anderen Bildungsbereichen, wie beispielsweise Sprache, oder Ordnung in der Welt und machen Kunstpädagogik in der Schnittstellenfunktion sichtbar.
Ziel ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, die Auseinandersetzung mit ästhetischen Strukturen und Prozessen und die Handlungsfähigkeit vor fachlich theoretischem Hintergrund, wobei das Handeln vor allem auch als produktive Einmischung verstanden wird.
Dauer, Veranstaltungsort und Projektberichte der Qualifizierung
Wie lange dauert die Qualifizierung Kunstpädagogik?
Über drei Studiensemester hinweg werden Veranstaltungen im Curriculum der Sozialen Arbeit in den Bereichen Ästhetik, Kultur und Kommunikation (ÄKK) und dem zweisemestrigen Projekt zusammengefügt. Dies findet im 5. Semester in ÄKK und im Projekt, im 6. Semester im Projekt und im 7. Semester in ÄKK statt. Zur Qualifizierung gehört eine optionale große Exkursion zu einer unserer Partnerhochschulen und zwei Tagesexkursionen zum Kunstmuseum Basel/Karlsruhe und dem Erfahrungsfeld der Sinne Wiesbaden.
Wo findet die Qualifizierung statt?
Im Kunstraum, der Werkstatt und dem Medienraum der Evangelischen Hochschule und bei Bedarf bei den Kooperationspartnern in unserer Nähe.
Projektberichte
- Projekt zum Thema Inklusion „Vielfalt nimmt Platz“ in Zusammenarbeit mit der Diakonie Freiburg ist im Blog hier beschrieben und bebildert: https://vielfaltnimmtplatz.wordpress.com/
- Projekt „Ein Stück Welt“ in Zusammenarbeit mit der Vigelius-Grundschule in Freiburg (Schulsozialarbeit)
Kosten und Leitung der Qualifizierung?
Was kostet die Qualifizierung?
Es fallen geringe Kosten für die kleinen Tagesexkursionen an, die Exkursion zu unseren Partnerhochschulen wird von der Hochschule bezuschusst. Ansonsten entstehen keine weiteren Kosten.
Wer leitet die Qualifizierung?
Prof. Dr. Reinhard Lohmiller ist Kunstpädagoge und hat am Kunstpädagogik Institut der Universität Frankfurt studiert, weitere Abschlüsse in Frankfurt in Kunstgeschichte und Psychologie. Praktische Schwerpunkte waren Malerei und Fotografie. Die Dissertation zum Thema „Ocker – Monografie einer Farbe“ 1999 ist online verfügbar.
Eigene Arbeiten sind u.a. in der Hochschule ausgestellt und auf der eigenen Künstlerhomepage zu sehen.
Reinhard Lohmiller ist seit 2001 an der Evangelischen Hochschule Freiburg tätig und führt die Qualifizierung Kunstpädagogik in der Sozialen Arbeit seit 2004 und in Pädagogik der Kindheit seit 2010 durch.