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Projektstart: (Un-) Gerechtigkeit in der Energiewende – Vom digitalen Diskurs zur Lebenswelt

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Prof.in Dr.in Gesa Köbberling, Foto: Marc Doradzillo

Wann sind Klimaschutzmaßnahmen gerecht? Wann überfordern sie bestimmte Gruppen in der Gesellschaft? Wie können Menschen mit wenig Einkommen in der Energiewende gestärkt werden? Diese und weitere Fragen beantworten das Öko-Institut und Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Dortmund sowie der Evangelischen Hochschule Freiburg im neu gestarteten Forschungsprojekt „Soziale (Un-)Gerechtigkeit in der Energiewende“. Es zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für die sozialen Dimensionen der Energiewende zu entwickeln und Lösungsansätze für eine gerechtere Gestaltung zu erarbeiten.

„Wir wollen besser verstehen, wie Menschen auf die mediale Berichterstattung zur Energiewende insbesondere in den sozialen Medien reagieren“, fasst Dr. Sibylle Braungardt, Projektleiterin am Öko-Institut zusammen. „Dafür werten wir große Datenmengen in Form von medialen Texten und Kommentaren aus, um so Argumentationsmuster und Reaktionen auf Klimaschutzmaßnahmen analysieren zu können“, ergänzt Carmen Loschke, Expertin für quantitative Diskursanalysen am Öko-Institut.

Auf Basis der automatischen Texterkennung (engl.: natural language processing, NLP) entwickelt das Expert*innen-Team ein Web-basiertes Monitoring-Tool, das den Diskurs im Netz visualisiert und es interessierten Akteuren ermöglicht, die Medienpräsenz von Argumentationsmustern und Technologien rund um die Energiewende zu verfolgen.

„Wir greifen auf aktuelle NLP-Methoden zurück, um mithilfe von sogenannten Topic Models und (Large) Language Models den digitalen Diskurs zu beobachten und Änderungen in der Themensetzung frühzeitig zu erkennen und anschaulich darzustellen“, erläutert Dr. Jonas Rieger, Experte für Natural Language Processing an der Technischen Universität Dortmund.

Narrative zur Energiewende und sozialer Gerechtigkeit

Darüber hinaus führt das Projektteam Interviews durch, um insbesondere die Perspektive von Menschen mit wenig Einkommen auf die Energiewende zu erforschen. Der Hintergrund: Die Energiewende bringt gesellschaftliche Veränderungen mit sich, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf verschiedene Zielgruppen haben können. Wie gerecht oder ungerecht diese Maßnahmen sind und bewertet werden, ist ein Schlüsselpunkt für die Motivation der Menschen, die Energiewende zu unterstützen. Besonders Menschen mit geringem Einkommen sind oft von diesen Veränderungen betroffen, ohne dass ihre Perspektiven ausreichend berücksichtigt werden.

„Mit qualitativen Interviews wird erhoben, wie Menschen in ihren konkreten Lebenslagen Klimaschutzmaßnahmen wahrnehmen und bewerten. Gemeinsam mit Fachkräften des Sozialwesens können Ansätze gefunden werden, Perspektiven von Menschen mit geringen Einkommen auf die Energiewende besser zu verstehen und ins Gespräch darüber zu kommen“, erläutert Prof.in Dr.in Gesa Köbberling, Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Freiburg.

Lösungsansätze mitgestalten

Im Rahmen von Workshops erarbeiten die Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Akteuren aus der Sozialen Arbeit und dem Energiebereich Lösungsansätze, um die Beteiligung einkommensschwacher Gruppen zu stärken und formulieren Empfehlungen für die Politik. Sie übersetzen diese in Informations- und Bildungsmaterialien, um die kritische Auseinandersetzung mit den Narrativen zur Energiewende zu fördern.

Das Projekt „Soziale (Un-)Gerechtigkeit in der Energiewende – Vom digitalen Diskurs zur Lebenswelt“ wird im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und läuft bis Anfang 2027.

(Gemeinsame Pressemitteilung von Öko-Institut, TU Dortmund und Evangelische Hochschule Freiburg; Freiburg, 3. September 2024)

 

Wissenschaftliche Ansprechpartner*innen

  • Öko-Institut
    Dr.in Sibylle Braungardt, Gruppenleiterin Wärmewende & Effizienz im Institutsbereich Energie & Klimaschutz Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg, Telefon: +49 761 45295-294, E-Mail: s.braungardt@oeko.de
  • Technische Universität Dortmund
    Dr. Jonas Rieger, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialstatistik, Fakultät Statistik, Technische Universität Dortmund, Telefon: +49 231 755 5216, E-Mail: rieger@statistik.tu-dortmund.de
  • Evangelische Hochschule Freiburg
    Prof.in Dr.in Gesa Köbberling, Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft, Evangelische Hochschule Freiburg, E-Mail: gesa.koebberling@eh-freiburg.de

 

Über das Öko-Institut

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Über die Technische Universität Dortmund

Mit 55 Jahren ist die TU Dortmund eine junge Universität, deren Profil ein unverwechselbares Zusammenspiel von Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Gesellschafts- und Kulturwissenschaften prägt. Für Wissenschaftler*innen ist die TU Dortmund ein attraktiver Ort, an dem Forschung auf Spitzenniveau betrieben wird. Auch in der Lehre hat die TU Dortmund viel zu bieten: Die rund 80 Bachelor- und Masterstudiengänge überzeugen mit innovativen und interdisziplinär angelegten Angeboten. Zudem werden an der TU Dortmund Studierende in 30 Fächern für den Lehrerberuf an allen Schulformen qualifiziert.

Über die Evangelische Hochschule Freiburg

Die Hochschule ist eine von 24 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg mit etwa 1.000 Studierenden, 1971 gegründet und in Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche in Baden. Sie ist Bildungseinrichtung, Anlaufstelle und Impulsgeber in den Feldern Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie Angewandte Theologie. Langjährige Forschungsschwerpunkte sind Kinder- und Jugendforschung sowie Geschlechterforschung, neuere Forschungsthemen sind zum Beispiel Migration, Rassismus und Rechtsextremismus, Friedensforschung, Gesundheit sowie Versorgungsforschung.

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