Hochschulen haben – neben den beiden Kernaufgaben Lehre und Forschung – einen dritten Aufgabenbereich: Third Mission. Das umfasst Technologie-, Wissens- und Ideentransfer, gesellschaftliches Engagement und wissenschaftliche Weiterbildungen
Die Evangelische Hochschule ist im Bereich Third Mission besonders stark: Dies liegt einerseits an ihrem Selbstverständnis, einen relevanten Beitrag zur Veränderung von Gesellschaft leisten zu wollen, und andererseits an ihrem Verständnis als SAGE-Hochschule. SAGE steht für Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie Angewandte Theologie im Gegenüber zu MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Die SAGE-Themen wären ohne Transfer und den damit einhergehenden Austausch und Diskurs mit Personen und Institutionen undenkbar.
Gut vier Fünftel der hauptamtlichen Professor*innen der Evangelischen Hochschule haben auf eine hochschulinterne Befragung zu ihren Transfer-Aktivitäten geantwortet: Eine deutliche Mehrheit von 81 % ist im Bereich Transfer aktiv. Dieses Engagement ist wiederum unterschiedlich je nach Bereich. Die Umfrage wurde von Prof.in Dr.in Silke Kaiser im Auftrag des Prorektors für Forschung und Transfer durchgeführt.
Transfer von Forschung und Wissen
Relationship-Management
Insbesondere das Relationship-Management ist für Hochschullehrende der EH Freiburg eine zentrale Tätigkeit. Dabei sind Netzwerkarbeit und Kontaktpflege zu relevanten Akteur*innen die am häufigsten genannte Form neben der Gremien- und Alumniarbeit. Zu den relevanten Akteur*innen zählen Lehr- und pädagogische Fachkräfte aus Kitas und Schulen des Landkreises, weitere Hochschulen / Universitäten sowie Fachgruppen, aber auch Schlüsselpersonen der gemeindepsychiatrischen Versorgungslandschaft, Start-ups sowie Mitglieder des Bundestages, des Landtages und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Zudem zeigt sich, dass diese Netzwerkarbeit nicht nur regional und national stattfindet, sondern auch international betrieben wird, etwa mit Netzwerkakteur*innen aus Afrika.
Wissenschaftliche Beratung
Formalisierte Aktivitäten wissenschaftlicher Beratung zur Unterstützung wissenschaftsbasierter Entscheidungen betreiben 70 % der befragten hauptamtlich Dozierenden. Dies umfasst gutachterliche Tätigkeiten, Mitwirkung an Arbeitskreisen und Stellungnahmen, wie z.B. für das Bundesverfassungsgericht, Kultusministerien auf Länderebene oder in Form von Positionspapieren, Expert*innenworkshops für bzw. mit Bundesministerien, Aktivitäten in Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Beispiele für diese Tätigkeiten sind: Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Träger und Rektor*innen bzw. Präsident*innen von Hochschulen in evangelischer Trägerschaft (AHET), Vorsitz Forschungsethikkommission der DGSA, Vorstand Nachbarschaftswerk (Freiburg-Weingarten), Mitglied im Expert*innenrat zu Antirassismus, Vorstandstätigkeit in einer gemeinnützigen Stiftung, Mitglied im Landesschulbeirat für die HAW.
Formate des Forschens und Entwickelns mit der Gesellschaft
Rund 41 % der o.g. Befragten wirken bei diesen Formaten mit. Hierbei handelt es sich beispielsweise um gemeinwohlorientierte Projekte unter Beteiligung externer Partner*innen bei der Entwicklung von Forschungsfragen, am Forschungsprozess und an der Lösungsentwicklung. Beratungstätigkeiten, Mentor*innenfunktionen und Mitwirken in Arbeitskreisen werden hier als Beispiele der Tätigkeiten aufgeführt, wobei als externe Partner*innen Non-Profit-Organisationen auf kommunaler Ebene genannt werden. Zwei konkrete Beispiele sind die Erstellung von Leitfäden zur Begleitung von Sterbenden in konfessionellen Einrichtungen der Altenhilfe und die Postkartenbefragung „Partizipation von Psychiatrieerfahrenen stärken“.
Veröffentlichungen für ein breiteres Publikum
Hierzu gehören Beiträge, die sich nicht nur an Wissenschaftler*innen, sondern auch an Berufspraktiker*innen und die breitere Öffentlichkeit richten, z.B. durch Medien wie Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen, durch Vorträge für Praktiker*innen auf Tagungen sowie Ausstellungen von Forschungsergebnissen und Präsentationen im Rahmen von Kinderunis. Knapp zwei Drittel der o.g. Befragten bringen sich hierbei ein. Die Adressat*innen sind äußerst heterogen: Neben Pfarrer*innen, Sozialarbeiter*innen und pädagogischen Fachkräften werden auch Rechtsanwält*innen, Studierende und Eltern angesprochen.
Wissenschaftskommunikation mit der Gesellschaft
Rund 50 % der befragten Hochschullehrenden wirken in unterschiedlichen Formaten der Wissenschaftskommunikation mit. Diese umfassen dialogorientierte Formate zum Austausch zwischen Wissenschaft und Menschen außerhalb der Wissenschaft. Die Lehrenden der Evangelischen Hochschule wirken mit bei: Wissenschaftsgesprächen, Onlinedialogen, Samstagsunis, Podiumsdiskussionen, Elternabenden, Podcasts, Blogbeiträgen, Fachtagungen und Veranstaltungen, wie der Nacht der Wissenschaft.