Michael Hoenninger wurde für seine Abschlussarbeit im Master-Studiengang Supervision und Coaching mit dem Josephine-Levy-Rathenau-Preis des Deutschen Verbands für Bildungs- und Berufsberatung e.V. ausgezeichnet. Für die Jury waren vor allem ihre „hohe wissenschaftliche Qualität und ihre starke Praxisrelevanz", insbesondere die "gut umsetzbaren Leitlinien zur institutionellen Verankerung und strukturellen Förderung von Supervision in der Landwirtschaft" überzeugend.

Mit seiner Masterarbeit untersucht Michael Hoenninger die Bedeutung und das Potenzial von Supervision in der Landwirtschaft als primär präventives Beratungsinstrument.„Der Master Supervision und Coaching war für mich ein entscheidender Raum, um Erfahrungen aus der Landwirtschaft mit wissenschaftlicher Reflexion und Beratungskompetenz zu verbinden. In der Landwirtschaft wird oft enorme Verantwortung getragen – für Böden, Tiere und Menschen – und gerade deshalb brauchen wir Formen der Begleitung, die über rein fachliche Lösungen hinausgehen. Meine Abschlussarbeit entstand aus dem Anliegen, Burnout-Risiken sichtbar zu machen und aufzuzeigen, wie Supervision neue Perspektiven eröffnen kann, die sowohl den Einzelnen als auch das Ganze stärken“, erklärt er.
Die Grundannahme seiner Thesis ist, so Hoenninger, „dass sich die Landwirtschaft in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet, der unter anderem durch technologische Entwicklungen, ökonomischen Druck und klimatische Herausforderungen gekennzeichnet ist. Die genannten Veränderungen bringen für die Landwirt*innen eine hohe physische und psychische Belastung mit sich, was individuelle als auch kollektive Bewältigungsstrategien erforderlich macht. Ziel der Studie ist es, den spezifischen agrarsozialen Beratungsbedarf zu identifizieren und zu untersuchen, inwieweit Supervision diesen Bedarf nachhaltig unterstützen kann.“
Laudator Dr. Ingo Blaich, Jury-Vorsitzender des Josephine-Levy-Rathenau-Preises: „Die preisgekrönte Masterarbeit nimmt uns mit in die Arbeitswelt Landwirtschaft und raubt dem Leser gleich zu Beginn jegliche Illusionen, die man als Städter über die Arbeit eines selbstständigen Landwirts haben könnte. (…) Dennoch ist der Arbeitsalltag in vielen Fällen geprägt von starkem ökonomischen Wettbewerbsdruck insbesondere bei kleineren Höfen; man sieht sich wachsenden Risiken durch klimatische Veränderungen und steigenden bürokratischen und rechtlichen Vorgaben ausgesetzt, die den ökonomischen Druck zusätzlich erhöhen. Entsprechend ausgeprägt sind Be- und Überlastungssymptome. Viele Landwirtinnen und Landwirte arbeiten am Limit – körperlich, aber vor allem auch psychisch. Genau hier setzt die Arbeit unseres Preisträgers an. Unter dem Titel „Supervision in der Landwirtschaft – Supervision als primärpräventiver Ansatz“ untersucht er, wie ein bekanntes Beratungsinstrument in einem völlig neuen Feld wirken kann. Supervision kennen wir aus sozialen und pädagogischen Berufen. Sie dient der Reflexion beruflichen Handelns, der Entlastung, der Stärkung von Teams, mitunter auch der Lösung von Konflikten. Die äußerst innovative Grundidee der Arbeit ist, diese Zielstellung auf die Landwirtschaft nicht nur zu übertragen, sondern sie zu einem präventiven Instrument der Gesundheitsfürsorge und des Krisenmanagements zu machen. Es wird als Instrument vorgestellt, das Belastungen auffängt, bevor sie krank machen oder sich krisenhaft zuspitzen.“
Für die Jury sei es eine große Freude und Ehre, eine Arbeit zu würdigen, die in ganz besonderer Weise Wissenschaft, Praxis und gesellschaftliche Verantwortung miteinander verbinde, betonte Laudator Professor Blaich.
Michael Hoenninger hat sein Masterstudium Supervision und Coaching an der Evangelischen Hochschule Freiburg im Februar 2025 abgeschlossen.
Hinweis: Dieser Text enthält Auszüge der News zur Auszeichnung mit freundlicher Genehmigung des dvb
Mehr Information
- Masterthesis Supervision in der Landwirtschaft. Oder Supervision als primärpräventiver Ansatz in der Landwirtschaft, Michael Hoenninger; dvb-script 1/2025. Iserlohn: Deutscher Verband für Bildungs-und Berufsberatung e.V. (dvb). Veröffentlichte Version der gleichnamigen Masterthesis an der Evangelischen Hochschule Freiburg im Master-Studiengang „Supervision und Coaching“; preisgekrönte Arbeit im Rahmen desJosephine-Levy-Rathenau-Preises 2025
- Master-Studiengang Supervision und Coaching, Studiengangsleitung: Prof. Dr. Volker J. Walpuski
Hintergrund
Der Deutsche Verband für Bildungs- und Berufsberatung e.V. lobt gemeinsam mit seinem langjährigen Publikationspartner wbv Media einen Nachwuchspreis für die Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung aus. Der Preis soll der Professionalisierung der Beratung dienen, der Beratungswissenschaft und -praxis eine größere Sichtbarkeit verschaffen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis vertiefen.
Gleichzeitig wird so die Möglichkeit geschaffen, praxisrelevante Master-Abschlussarbeiten durch eine Veröffentlichung unter Open Access für einen größeren Kreis von Leser*innen zugänglich zu machen.
Benannt wird der Preis nach Josephine Levy-Rathenau (1877-1921), einer Begründerin der Berufsberatung und der Erwachsenenbildung in Deutschland, die sich insbesondere für Frauen eingesetzt hat. Quelle: https://dvb-fachverband.de/der-dvb/nachwuchspreis/

