Prof.in Dr.in Dorothee Gutknecht hat auf der Summer School Hamburg „Feedback in der Hochschullehre“ und auf der HAWAII-Tagung „KI in der Hochschullehre“ ihre digitalen Lehrformate vorgestellt; HAWAII steht für "Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Artifical Intelligence Impressions. Ideas. Inspiration. Innovation. Insight. Impact". Kern des Konzepts der Kindheitspädagogin sind virtuelle Feedback- oder Reflexionswanderungen, die gezielt Künstliche Intelligenz mit ästhetisch-symbolischen Bildwelten verbinden. Dabei stehen die Anwendungsfelder Feedback und Reflexion im besonderen Fokus.

„Künstliche Intelligenz wird heute von Studierenden zunehmend mehr genutzt“, erklärt Professorin Gutknecht. „In wenigen Sekunden sind daher Fallberichte verfasst und Antworten generiert – gerade auch in Bereichen wie Feedback und Reflexion, die im sozialen Beruf unabdingbar sind“.
Doch wie können Feedback und Reflexion heute – in Zeiten von KI – von Lehrenden so gestaltet werden, dass sie nicht nur fachlich fundiert und emotional ansprechend sind, sondern auch Tiefe im Lernzuwachs ermöglichen? Wie lassen sich digitale Tools und Künstliche Intelligenz dabei sinnvoll einsetzen? Die von Gutknecht entwickelten digitalen Lehrformate wurden auf den hochschuldidaktischen Tagungen mit großem Interesse aufgenommen, weil sie nachvollziehbare Antworten zeigen.
Die virtuellen Wanderungen der Kindheitspädagogin – etwa durch nächtliche Bildlandschaften, Wälder oder Meeresräume – markieren an symbolischen Wegstationen Stärken, offene Fragen oder Entwicklungsfelder zum Beispiel in von Studierenden eingereichten Fallberichten.
In den Lehrveranstaltungen „Kommunikation – Sprache – Literacy“ und „Erwerbsauffälligkeiten der Sprache, des Sprechens, der Stimme und der Kommunikation“ geht es sehr häufig um Fallberichte, wie sie für interdisziplinäre Konferenzen oder so genannte „Runde Tische“ erstellt werden. Hier werden Fragen der Förderung in unterschiedlichen Entwicklungsbereichen oder Überlegungen zur Schullaufbahn von Kindern erörtert. Ergänzt wird das Format durch gezielte, Perspektiven erweiternde KI-Impulse, etwa zur Sichtweise anderer Berufsgruppen auf die Fälle.
Im Seminar „Kinder mit psychischen Auffälligkeiten in kindheitspädagogischen Settings“ sowie in Einzelveranstaltungen zum Thema Inklusion, in denen der professionelle Umgang mit belastenden Inhalten thematisiert wird, kommt eine virtuelle „Stadtwanderung der Emotionen“ zum Einsatz. Sie nutzt von KI generierte Graffiti-Bilder, um Emotionen sichtbar und bearbeitbar zu machen. So werden etwa Themen wie Pain Literacy im Umgang mit Schmerz, lebensverkürzende Erkrankungen, Ängste oder herausfordernde Verhaltensweisen aufgegriffen. Gleichzeitig rückt die Wanderung gezielt sogenannte „sanfte Emotionen“ in den Fokus – nicht nur auf individueller Ebene, sondern als Teil einer emotional fürsorglichen und resilienten Institution. Der künstlerisch-symbolische Zugang unterstützt dabei sowohl die Reflexion als auch die Entwicklung einer professionellen Haltung.
Gutknecht: „Die mit KI generierten Bildformate haben sich als ein geeigneter emotional-kognitiver Zugang erwiesen, um auch Themen wie das Einhalten der Kompetenzgrenzen zu den anderen Berufsgruppen im Feld in den Fokus zu nehmen. Und sie sind hilfreich, um zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu finden.“
Für die Wissenschaftlerin sind Fachtagungen enorm relevant, um dort neue Lehrkonzepte zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen, und auch Impulse mitzunehmen.
Auf das von mir vorgestellte Zusammenspiel von KI, Didaktik und Resonanz habe ich gerade auf der HAWAII-Tagung sehr positive Reaktionen erlebt. Besonders beeindruckt hat die Verbindung aus technischer Innovation und menschlicher Tiefe. Dieser Aspekt ist mir besonders wichtig: Formate zu entwickeln, die zeigen, wie KI in der Lehre kreativ, verantwortungsvoll – und mit menschlicher Tiefe – verbunden werden kann.

