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Mit CELIS die Grenzen offen halten

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Sibylle Fischer; Foto: Marc Doradzillo 2024
Sibylle Fischer, Beauftragte für CELIS, Kindheitspädagogin; Foto: Marc Doradzillo

Die Evangelische Hochschule ist seit drei Jahrzehnten Kooperationspartnerin von Hochschulen und Praxiseinrichtungen im Grenzraum Deutschland, Frankreich und Schweiz. „Diese Erfahrung durch RECOS, unsere Trinationale Hochschulkooperation, ist eine wertvolle Ressource, um ein grosses Projekt wie den neu entstehenden Eurocampus Soziale Arbeit, kurz CELIS, im Dreiländereck zu stemmen“, sagt Sibylle Fischer. Die Kindheitspädagogin koordiniert für die Hochschule seit vielen Jahren Projekte im Dreiländereck.

Im Gespräch erläutert sie, warum es ein Grossprojekt wie den Eurocampus CELIS braucht: „Angehende Sozialarbeitende und pädagogische Fachkräfte brauchen erweiterte Kompetenzen für ihre berufliche Tätigkeit, wenn sie im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz – also den drei CELIS-Ländern – tätig sein wollen. Sie brauchen Wissen über die unterschiedlichen Organisationsformen und Zuständigkeiten beispielsweise in der Kinder- und Jugendhilfe, über die spezifischen kulturellen und professionsbezogenen Selbstverständnisse der Fachkräfte sowie die damit verbundenen Werte, Verhaltensweisen, gesellschaftlichen Normen und traditionellen Praktiken auf beiden Seiten des Rheins. Denn diese haben sich neben vielen Gemeinsamkeiten, über Jahrzehnte auch in verschiedene Richtungen entwickelt. Nicht zuletzt sprechen wir verschiedene Sprachen. Es geht also um Wissens- und um Kulturtransfer. Damit das gut gelingt, arbeiten wir auf mehreren Ebenen eng zusammen: Sechs Hochschulen mit Arbeitgeber*innen, wie z.B. Landkreise und Kommunen, und mit Handlungsfeldern der Praxis eng zusammen. Das ist neu! Und sie alle sind gleichwertige Partner*innen im CELIS-Verbund. Eine zentrale Voraussetzung dafür ist, dass es Hochschulabschlüsse gibt, die in allen drei Ländern anerkannt werden. Studiengänge der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik werden zum Beispiel darauf untersucht, welche Inhalte grenzüberschreitend anerkannt und angerechnet werden können. Ziel sind Doppelabschlüsse im Dreiländereck, so dass Hochschulabsolvent*innen in Frankreich, Schweiz und Deutschland unkompliziert arbeiten können, weil sie ihre Kompetenzen im Rahmen gemeinsamer Lehrveranstaltungen erworben haben und ihre Abschlüsse anerkannt sind. Und vergleichbares gilt für die akademische Weiterbildung von Praktiker*innen der drei beteiligten Länder. Sie soll entlang beispielhafter Themen, z.B. Kinderschutz, gemeinsam entwickelt und implementiert werden.“

Drei Forschungsbereiche sind aktiv

Im Rahmen von CELIS stehen drei Forschungsbereiche im Fokus: Kinderschutz, dann Bewegung, Sport und Inklusion sowie Nachhaltigkeit und Quartier. Fischer: „Die EH Freiburg beteiligt sich aktiv an der Aktionsforschung Kinderschutz. In allen drei Aktionsforschungsbereichen geht es darum Forschung, Lehre und Praxis gut miteinander zu verbinden. Beispielhafte Projekte sollen später in allen drei Länder umgesetzt werden – egal in welchen Bereichen. Die Evangelische Hochschule ist verantwortlich für den Kinderschutzbereich – und zwar in Zusammenarbeit mit der Partnerhochschule in Straßburg. Das Projekt basiert auf zwei Vorläuferprojekten. Ein Ergebnis ist das Vademecum, ein Handbuch, das die Kinderschutzsysteme in Deutschland und Frankreich erklärt, fachspezifisches Vokabular übersetzt und den Sinngehalt beschreibt sowie Orientierung für grenzüberschreitende Fälle bietet. Nun wird auch die Schweiz einbezogen. Gleichzeitig werden Fallbeispiele anonymisiert gesammelt, um zu untersuchen, wie Fachkräfte diese Fälle aus den drei Ländern bearbeiten und ihre Vorgehensweisen begründen. Spezifische grenzüberschreitende Fälle werden so aufbereitet, dass sie als Beispiele für eine gelingende Zusammenarbeit allen Interessierten zur Verfügung stehen. Und die Erkenntnisse daraus werden wiederum in zukünftigen Forschungsprojekten und in der Lehre genutzt.“

Mein persönliches Fazit zu CELIS? Das Engagement aller Beteiligten ist bemerkenswert. Wir haben zwar alle eine Menge damit zu tun, um sechs Hochschulen in drei verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Systemen und Semesterstrukturen zusammenzubringen. Dennoch gelingt das gut. In unseren Arbeitsgruppen gibt es ein konstruktives Klima. Viele Praktiker*innen engagieren sich trotz Personalknappheit. Ich bin davon überzeugt, dass wir in wenigen Jahren, zum Abschluss der Förderphase von CELIS, die strukturellen Grundlagen fest etabliert und die Zusammenarbeit der Hochschulen auf ein neues Qualitätslevel gebracht haben.

Sibylle Fischer

Weiterlesen und mehr über CELIS erfahren

Das ganze Gespräch mit Sibylle Fischer ist hier auf dieser Website online.

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