Das Freiburger Modell ambulant betreuter Wohngemeinschaften wurde 2004 von AGP Sozialforschung initiiert. Inwieweit das bundesweit als Paradigma aufgenommene Prinzip der geteilten Verantwortung in der Praxis umsetzbar ist, wird jetzt im Rahmen eines Studienprojektes evaluiert. Die daran mitarbeitenden Studierenden kommen aus dem Handlungsfeld Soziale Gerontologie.
Damit die geteilte Verantwortung im Wohngruppenalltag gelingt, braucht es ein hohes Maß an Kommunikation und Bereitschaft zu konstruktiver Zusammenarbeit. Da jedoch Akteure, wie zum Beispiel der Pflegedienst, auch wechseln, muss die Verständigung über die gemeinsamen Prinzipien regelmäßig neu verhandelt werden. „Das Zusammenwirken von An- und Zugehörigen, Freiwilligen und Professionellen ist keineswegs selbstverständlich und konfliktfrei“, sagt Prof. Dr. habil. Thomas Klie, Leiter des Instituts AGP Sozialforschung.
Die von den zehn ambulanten Wohngemeinschaften des Freiburger Modells gesammelten – auch problembehafteten – Erfahrungen werden gebündelt und ausgewertet. Das Projekt wird als Kooperationsprojekt von AGP Sozialforschung, einem von fünf Instituten des Forschungs- und Innovationsverbundes FIVE e.V. an der Evangelischen Hochschule Freiburg, und den Studierenden aus dem vierten und sechsten Semester durchgeführt. Für die Evaluation wurde ein Fragebogen beschlossen, der auch unter Corona-Bedingungen abgearbeitet werden kann. Alle Akteure der Wohngruppen wollen bei dem Studienprojekt aktiv mitwirken.
Die Evaluation koordiniert Anne Helmer, Absolventin der Evangelischen Hochschule aus dem Jahr 1997, und langjährige Mitarbeiterin beim Deutschen Caritasverband.
Das Freiburger Modell ist ein Netzwerk unterschiedlicher Wohngruppen und engagierter Privatpersonen mit vorrangig regionalem Bezug in Südbaden. Es besteht seit November 2004. Die beteiligten Wohngruppen haben sich verpflichtet, die Qualität ihrer Arbeit mit Hilfe kollegialen Austauschs und Beratung weiter zu entwickeln.
Der Hauptleitgedanke des Freiburger Modells ist die geteilte Verantwortung in der gemeinsamen Sorge von Menschen mit Demenz. Diese werden in das Geschehen der Wohngruppen einbezogen. Ihre Angehörigen sowie bürgerschaftlich Engagierte arbeiten zusammen mit den Alltagsbegleitungen und den Pflegefachkräften. Mit diesem besonderen Modell der Wohngruppen soll eine bedarfsgerechte und zeitgemäße Infrastruktur für Menschen mit Demenz, ihre soziale Teilhabe am öffentlichen Leben sowie die Vernetzung und fachliche Beratung und Begleitung aller beteiligten gefördert werden.
Der Schwerpunkt der Arbeit des Netzwerks Freiburger Modell ist die Vernetzung der bestehenden Wohngruppen und die Begleitung der fachlichen Weiterentwicklung. 2019 fanden vier Workshops zum Qualitätsbaustein„Geteilte Verantwortung“ statt, an denen unterschiedliche Akteursgruppen der Wohngruppen teilgenommen hatten. 2020 Jahr sollten Workshops zum Qualitätsbaustein „Zentrale Werte“ folgen. Diese konnten jedoch aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.