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Anne Helmer, Dipl. Sozialarbeit

Was macht eigentlich…

Anne Helmer

… ist Diplom Sozialarbeiterin. Mitte der 60er Jahre wurde sie im Allgäu geboren, kam nach einer beruflichen Zwischenstation in Berlin 1988 nach Freiburg und absolvierte dort den zweiten Bildungsweg. 1992 nahm sie ihr Studium der Sozialen Arbeit an der damaligen Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen (EFH) auf. Nach Abschluss des Studiums war sie als Leiterin des Sozialen Dienstes im Freiburger St. Carolushaus, einer stationären Pflegeeinrichtung, tätig. Ende 2001 wechselte sie als Referentin für Altenhilfe zum Deutschen Caritasverband.

Seit 2006 ist sie als Referentin beim Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. beschäftigt, in dem bundesweit Pflegeeinrichtungen, Sozialstationen und Fachseminare in katholischer Trägerschaft organisiert sind. Dort kümmert sie sich besonders um Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, Kongresse und Tagungen und die Schwerpunkte Wohnen im Alter sowie Bürgerschafltiches Engagement.

Bürgerschaftliches Engagement ist Helmer auch persönlich wichtig. Sie baute den Verein WOGE, Wohngruppe für Menschen mit Demenz im Vauban, mit auf und ist seit seiner Gründung im Jahr 2004 ehrenamtlich in dessen Vorstand tätig.

Wir haben ihr 5 Fragen gestellt, die Antworten sind Lesenswert:

  1. Was hat Sie dazu bewogen, ein Studium an der EH Freiburg anzutreten?

    Da ich vor dem Studium für zwei Jahre in der Altenpflege tätig war, stand für mich fest, dass ich gerne auch in der Sozialen Arbeit mit alten Menschen arbeiten möchte. So war mir für die Wahl des Studienortes wichtig, dass dort soziale Gerontologie ein gut besetzter Schwerpunkt ist und das war damals vor allem an der EFH gegeben. Außerdem fand ich die EFH als kleine überschaubare Hochschule sehr attraktiv. Aber es war gar nicht so einfach, als Katholikin an einen der begehrten Studienplätze zu kommen*. Deshalb freute ich mich doppelt, als ich die Zusage bekam.

  2. Wenn ich an die Evangelische Hochschule Freiburg denke, denke ich sofort an …

    – Die Rechtsvorlesungen am Montagmorgen um 8 Uhr, die immer mit dem Cartoon für die Woche anfingen
    – Rollenspiele in den Seminaren mit Tommy Rogers
    – Politikvorlesungen beim legendären Professor Konrad Maier
    – Philosophievorlesungen bei Professor Walter Dennig
    – An eine Psychologie Vorlesung zur Bedeutung von Licht für die Psyche und die Tatsache, dass wir die Vorlesung in einem fensterlosen und völlig unbequemen aber in den 70er hochmodernen Audio-Visuellem-Zentrum (AVZ**) hörten.
    – An die tollen Arbeitsgruppen, die wir als Studenten/-innen gebildet haben

  3. Was war für Sie in dieser Zeit ein unvergessliches Erlebnis?

    Ein unvergessliches Erlebniss waren die Ästhetik- und Kommunikationsseminare sowie die Erlebnis- und in Umweltpädagogik. Dort waren wir u.a. auch zwei Tage mit dem Kanu in den Rheinauen unterwegs. Ich erinnere mich an einen Hefeteig, der aus der Tonne quoll und an ein Spargelessen mitten im Wald. Wir waren nicht nur kulinarisch anspruchsvolle Studenten/-innen und hatten keine Mühe gescheut, Spargel in Bootstonnen zu verfrachten. Diese Seminare waren vor allem für das Miteinander ein unvergessliches Erlebnis und nebenbei haben wir sehr viel gelernt.

  4. Welcher Hochschullehrer/welche Hochschullehrerin hat Sie beeinflusst, beziehungsweise welches Studienangebot hat sie besonders beeindruckt?

    – Beeindruckt haben mich die Politikvorlesungen vom leider früh verstorbenen Konrad Maier, der ganz nebenbei auch immer den Unterschied der historischen Entwicklungen katholischer und evangelischer Regionen erläuterte. Er selbst war auch Katholik und die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen den Konfessionen waren ein Steckenpferd von ihm. Die Darstellungen waren entsprechend amüsant und interessant zugleich.
    – Prägend waren auch die Veranstaltungen, die Professor Thomas Klie im AVZ** abhielt. Er lud für die Sozialarbeit wichtige Menschen ein und wir Studenten/-innen konnten alle Fragen loswerden, die uns im Studium bewegten. Zu Gast waren z.B. die damalige Leiterin des Freiburger Sozialamts und ein Geschäftsführer eines großen Pflegeheims.
    – Hochgeschätzt habe ich auch die Pädagogikvorlesungen des ebenfalls früh verstorbenen Professor Joachim Schuhknecht. Seine rhetorischen Fähigkeiten waren beeindruckend und er gab keine Vorlesung, ohne nicht mindestens einmal Goethe zu erwähnen, den er sehr liebte. Ich muss zugeben, dass ich seine Vorlesungen eher wie ein Konzert hörte und die Inhalte später nachlesen musste, weil ich nur seiner Rhetorik gelauscht habe.
    – Bedauern tue ich, dass es damals noch keinen so großen Forschungsschwerpunkt an der Hochschule gab und wir nicht in aktuell laufende Forschungen einbezogen waren. Das ist heute ganz anders und ein wirklicher Vorteil im Studium.

  5. Welchen Tipp haben Sie für heutige Studierende?

    Das Studium hat sich nach der Studienreform*** im Vergleich zu unserem sehr verändert. Es gibt viel weniger die Möglichkeit, Fächer selbst zusammen zu stellen und damit eigene Schwerpunkte zu setzen. Ich rate deshalb allen, das generalistisch angelegte Studium der Sozialen Arbeit zu schätzen, das einem so viele verschiedene Möglichkeiten späterer Tätigkeiten offeriert.Auch wenn man sich nach dem Studium erst einmal in das jeweilige Berufsfeld tiefer einarbeiten muss, gibt das Studium einem eine gute Basis für verschiedenste Entwicklungen.Völlig unabhängig von der Organisation des Studiums ist es wichtig, so früh wie möglich Netzwerke aufzubauen und zu pflegen, z.B. über Praktika, Auslandserfahrungen, Studienarbeiten. In meiner Tätigkeit als Referentin lebe ich von diesen Netzwerken in ganz Deutschland und schätze es sehr, darin zu arbeiten. Ein großer Vorteil ist, dass es heute wieder sehr gute Berufschancen für Sozialarbeiter/-innen gibt, ein Beruf mit Zukunft, den Sie gestalten können. Freuen Sie sich drauf.

 

Freiburg, im August 2017

 

Anm. der Red.:

* – Seit vielen Jahren wird bei der Zulassung zum Studium nicht mehr die Kirchenzugehörigkeit gewertet. Die Evangelische Hochschule Freiburg ist eine öffentliche und vielfältige Hochschule. Eine bestimmte Religions- oder Kirchenzugehörigkeit oder Weltanschauung ist keine Studienbedingung.

** – heute Raum 1 im Altbau (Ergänzung 04/2021: der Altbau wird bis 2022 generalsaniert; das AVZ ist inzwischen abgerissen und wird neu aufgebaut)

*** – gemeint ist die Bologna-Reform

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