
Wie sehen Lebenslagen von Menschen aus, die in unserer Gesellschaft oft nicht beachtet oder als „Randphänomene“ behandelt werden? Mit diesen für viele unsichtbaren Personengruppen beschäftigt sich das diesjährige Projekt der Qualifikation Kunstpädagogik: KUNST DES WEGSEHENS. Es wird von Studierenden der Sozialen Arbeit unter Leitung von Prof. Dr. Reinhard Lohmiller durchgeführt.
Auf dem Platz der Alten Synagoge werden vier Kuben installiert, in denen sich künstlerisch gestaltete Werke befinden. Dabei geht es jeweils um Themen, die es in vielen Städten gibt. Das Besondere ist hier: Die Studierenden haben die Kunstwerke mit thematisch betroffenen Personengruppen aus Freiburg hergestellt:
- Ein Kunstwerk zum Colombi-Park, hergestellt in Zusammenarbeit mit der Drogenhilfe Freiburg
- Eine Ausstellung von bemalten Taschen, die mit Kindergruppen der Notunterkunft für Wohnungslose Familien gefertigt wurden.
- Eine Ansammlung gestalteter Koffer und Reisetaschen, die gemeinsam mit der Fachberatungsstelle für Frauen in Wohnungsnot zusammengestellt wurde.
- Eine Übersichtskarte zu den sogenannten ‚unsicheren‘ Orten in Freiburg.
Reinhard Lohmiller: „Mit dieser Installation wollen die Studierenden auf Lebensbedingungen von Menschen aufmerksam machen, die teilweise auch kommunal nicht gesehen werden. Die vier hier ausgestellten Kunstwerke stellen nur einen Ausschnitt von Themen dar, die oft verdrängt werden, weil sie uns als Gesellschaft unangenehm sind.“
Besucher*innen können die vier Kuben aufdecken, betreten und die Werke darin als Anregung verstehen, sich mit den jeweils verbundenen Themen auseinanderzusetzen.
Die Installation ist in Freiburg auf dem Platz der Alten Synagoge vom 24. bis zum 26. Juni 2024 zu sehen. Sie kann ohne Anmeldung zu folgenden Uhrzeiten besucht werden:
- 24.06.,12:00-18:00 Uhr
- 25.06.,10:00-18:00 Uhr
- 26.06.,10:00-18:00 Uhr
Kunstpädagogik als Qualifizierung ist im Studium der Sozialen Arbeit implementiert, weil Menschen durch künstlerische Auseinandersetzung zur Gestaltung des eigenen Lebens angeregt, ermutigt und befähigt werden können. Dort wo Sprache als Ausdrucksmöglichkeit nicht genügt, werden non-verbale Zugänge zu Menschen wichtig, um das Repertoire von Ausdruckfähigkeit zu erweitern.
Kunstpädagogik ist Teil sozialpädagogischer Arbeit mit künstlerischen Methoden in den Handlungsfeldern Sozialer Arbeit. Dabei geht es um die Vergrößerung der eigenen Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten und den identitätsstiftenden Aspekt künstlerischer Auseinandersetzung.
Kreatives Gestalten geschieht in der Kunstpädagogik im weitesten Sinne mit bildnerischen Verfahren, wie Zeichnung, Malerei, plastischem Gestalten, Fotografie, Film und auch Performances als zeitlich begrenzte Aktionen. Kunstpädagogik geht subjektzentriert vor und lässt Raum für diese kreativen Prozesse bei Zielgruppen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind adressiert. Durch den Umgang mit künstlerischen Materialien in Einzel- und Gruppensettings werden Imagination, Fantasie, Gestaltungswillen und die Fähigkeit flexibel und mutig neue Lösungen zu finden gefördert. Dabei sind die vier Ebenen kognitiver, körperlicher, emotionaler und sozialer Lernfelder beteiligt, kreative künstlerische Gestaltung trägt so zur Persönlichkeitsstärkung, zum Selbstwirksamkeitserleben und zur Eigenständigkeit bei.