Die Finanzierung der Pflegeversicherung ist ungesichert, ihre Zahlungsunfähigkeit droht bereits Ende 2024. Gleichzeitig ist die Zahl auf Pflege angewiesener Menschen deutlich gestiegen und das in einer Zeit, in der die geburtenstarken Jahrgänge noch weit entfernt sind von dem alterstypischen Risiko der Pflegebedürftigkeit. Aber schon jetzt gehen Leistungsträger der Pflege, die sogenannten Boomer in Rente.
Der DAK-Pflegereport 2024, das achte Mal von Prof. Dr. habil. Thomas Klie und AGP Sozialforschung verantwortet, widmet sich dem Thema Boomer und die Pflege. Wieder ist das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung beteiligt, die OptiMedis AG legt interessante Auswertungen zur Gesundheitssituation der beruflich Pflegenden vor. Erstmals wurde das Deutsche Institut für angewandte Pflegewissenschaft (DIP) beteiligt, mit dem AGP Sozialforschung eine Reihe von Pflegepersonalbedarfsstudien durchgeführt hat.
Das DIP setzt die Dynamiken von Berufseinmündungen aus Schulabgänger*innen und rentenbedingten Berufsaustritten zueinander in Beziehung: Ab 2028 gibt es in einer Reihe von Bundesländern weniger Berufseinmündungen als rentenbedingte Berufsaustritte – das wird die Personalsituation noch einmal deutlich verschärfen. AGP Sozialforschung hat qualitative Interviews – diesmal mit beruflich Pflegenden der Boomer-Generation – durchgeführt: Was aus einem Traumberuf alles werden kann. Auch Fragen der Finanzierung der Pflegeversicherung, der Zukunft der informellen Pflege werden systematisch bearbeitet und münden in einer pflegepolitischen Agenda. Dadurch wird deutlich: Die bisherige Logik einer markt- und dienstleistungsorientierten Pflege ist der demografischen Transformation nicht gewachsen.
Thomas Klie: „Aber dreierlei wirkt gegen ein allzu apokalyptisches Narrativ: Der Pflegeberuf ist weiterhin attraktiv – und inzwischen der bestbezahlte Ausbildungsberuf in Deutschland, auf die professionell Pflegenden kommen neue Verantwortungsrollen zu – es gilt sie sektorenübergreifend und kompetenzorientiert einzusetzen, und schließlich: Die Solidaritäts- und Selbstorganisationsbereitschaft in der Bevölkerung ist ausgeprägt.“
So sind, nach Klie, die Boomer das Problem und die Lösung zugleich. Am 9. April 2024 wurde der DAK-Pflegereport von Andreas Storm und Prof. Dr. Thomas Klie in der Bundespressekonferenz vor- und zur Diskussion gestellt.
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Pflegereport 2024. Die Baby-Boomer und die Zukunft der Pflege – Beruflich Pflegende im Fokus