Prof. Dr. Björn Kraus setzt sich mit der Frage auseinander, was in der Sozialen Arbeit einen Fall zum Fall macht: „Wer entscheidet das und welche Kriterien werden hierfür angelegt?“ Kraus beleuchtet dies am Beispiel von Malik, einem jungen Mann, dessen Lebensgeschichte u.a. von Schulwechseln, Kontakten mit der Kinder- und Jugendhilfe und der Suche nach Zugehörigkeit bestimmt ist.

In einem 7-minütigen Video fasst Björn Kraus zusammen, wie er den Umgang mit Fällen – am Beispiel von Malik – einordnet. Hierfür nutzt er die Perspektive der Relationalen Sozialen Arbeit.
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Die Relationale Soziale Arbeit fokussiere sowohl die Relationen zwischen Individuen und deren Umwelt als auch die Individuen als konstruierende Subjekte und deren soziale und materielle Umwelten als relationale Konstruktionsbedingungen, so Kraus. „Auf Basis der erkenntnis- und sozialtheoretischen Grundlagen des Relationalen Konstruktivismus werden sowohl Gegenstand und Funktion als auch das Professionsverständnis als relational bestimmt“ ergänzt er.
Dieser grundlegende Zugang ist für Kraus notwendig, um aus einer Metaperspektive reflektieren zu können, wann und wie ein Ausschnitt von Leben zum Gegenstand der Sozialen Arbeit wird. Hier sind u.a. die Perspektiven und Entscheidungen der im Fokus stehenden Person und weiterer Akteure zu analysieren: Welche Personen spielen in Maliks Leben aus welchen Gründen eine relevante Rolle? Aus welchen Perspektiven blicken sie auf den jungen Mann und zu welchen Schlussfolgerungen kann das in Bezug auf die sozialarbeiterische Tätigkeit mit ihm führen.
Auf Basis der erkenntnis- und sozialtheoretischen Grundlagen des Relationalen Konstruktivismus werden sowohl Gegenstand und Funktion als auch das Professionsverständnis als relational bestimmt.
Kraus‘ Erklärungsmodell eröffnet die aus seiner Sicht notwendige Betrachtung der Subjekte in ihren Umwelten (person in environment) – für ihn ein unverzichtbares Erklärungsmodell in der Sozialen Arbeit: „Bei der Betrachtung und Beurteilung individueller Lebensverläufe ist immer auch die grundlegende Relationalität menschlichen Seins zu beachten.“ Wolle man analysieren, welche Rolle eine Person, hier Malik, selbst bei der Gestaltung seines Lebens einnehmen kann, so müsse sowohl das Individuum als auch dessen relationale Lebensbedingungen berücksichtigt werden. Das bedeute auch, die Frage nach den Grenzen und Möglichkeiten sowohl der gesellschaftlichen als auch der individuellen Verantwortungsübernahme zu stellen, erklärt der Wissenschaftler.
Mehrere Wissenschaftler*innen der Sozialen Arbeit bauen seit einiger Zeit ein öffentlich zugängliches Fallarchiv auf, kurz das FaSOZ. Die Fälle und deren Bearbeitung sollen Professionalisierungsprozesse von Akteur*innen der Sozialen Arbeit unterstützen. Sie werden analytisch aufbereitet und mit ausgewählten Fachleuten diskutiert. Der ‚Fall Malik‘ und das hier verfügbare Video gehören zum Fallarchiv. Das Video steht hier mit freundlicher Genehmigung der Frankfurt UAS zur Verfügung.
Mehr Information
- Zur Person Prof. Dr. habil. Björn Kraus
- Link zur Website Fallarchiv Soziale Arbeit (SaSOZ) (Zugangsberechtigung erforderlich)
Veröffentlichungen
- Video-Podcast: Plädoyer für eine Relationale Soziale Arbeit
- Kraus, B. (2023). Relationaler Konstruktivismus. In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. Verfügbar hier
- Kraus, B. (2023/ 2022/ 2021). Relationale Soziale Arbeit. In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. Verfügbar hier
- Kraus, B., Sagebiel, J. (2021): Macht in der Sozialen Arbeit. In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. Verfügbar hier
- Kraus, B. (2018): Konstruktivismus (Human- und Sozialwissenschaften). In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. Verfügbar hier