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Berufsbezogene Impfpflicht setzt falsches Signal

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23.11.2021
Prof. Dr. habil. Thomas Klie; Foto: Marc Doradzillo

„Die alleinige Impfpflicht von Gesundheitsfachberufen greift zu kurz. Sie ist nicht geeignet, um die Pandemie mittel- und langfristig einzudämmen. Zudem würde dies ein falsches und fatales Signal senden: Politik und Gesellschaft überlassen die Verantwortung und Verpflichtung für einen wirksamen Infektionsschutz erneut allein den Berufen des Gesundheitswesens“, erklärt Prof. Dr. habil. Thomas Klie.

Die Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen schicke man durch eine berufsbezogene Impfpflicht systematisch und langfristig in die Überforderung und dies mit persönlichen Risiken und der Gefahr, dass sie irgendwann nicht mehr könnten oder ihren Dienst quittierten, so Klie.

Eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 wird von Regierungen auf Bundes- und Landesebene und zunehmend von unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren öffentlich diskutiert, ebenso wie eine berufs- und tätigkeitsfeldbezogene Impfpflicht.

Der Gerontologe Klie hat mit seinem Forschungsinstitut AGP Sozialforschung bereits mehrfach Studien zum Beispiel zum Pflegepersonalbedarf für die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) durchgeführt. Zur Impfpflicht hat er kürzlich ein Positionspapier für den VdPB mitverantwortet, in dem er sich mit einer partiellen und allgemeinen Impfpflicht auseinandersetzt.

Angesichts der Dynamik und Dramatik des Pandemiegeschehens sei die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens und die Verfügbarkeit von Angehörigen der Gesundheitsfachberufe nur durch eine allgemeine Impfpflicht in den Griff zu bekommen, fasst Klie seine Überlegungen zusammen.

Der Jurist ist der Auffassung, dass eine allgemeine Impfpflicht sich verfassungsrechtlich gut begründen lasse. Die körperliche Unversehrtheit, um die es hier gehe, werde durch die Impfung nur in einem sehr unwesentlichen und risikoarmen Umfang tangiert und dies zugunsten der Gesunderhaltung eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung, der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens insgesamt und des Schutzes des Lebens anderer, so Klie. „Mildere Mittel scheinen nicht zu wirken“, stellt er fest.

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