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Projekt Living Community

Studienprojekt bringt wichtige Ergänzung für Wohnungswirtschaft und Architektur

Im Projekt Living Community haben Sozialarbeits-Studierende das Miteinander-Leben von Menschen mit und ohne Behinderung, von Jung und Alt, von wohlhabenden und einkommensschwachen Menschen am Beispiel des Wohnkonzepts Pro Scholare in Freiburg-Rieselfeld untersucht. Ein Ergebnis ist: das besondere Wohnangebot wird stark geschätzt. Architekt Wolfgang Frey sieht in den Studierenden „die Anwälte für soziale Verantwortung und Gerechtigkeit“. Ihre Arbeit sei von hoher Differenziertheit und Fachlichkeit, die die Wohnungswirtschaft und Architektur substanziell ergänzen würde.

Im Rieselfeld hat das Architekturbüro Wolfgang Frey mit Pro Scholare (Fertigstellung 2010), den 82 Wohnungen und gewerblich genutzten Einheiten, ein Projekt realisiert, das inklusives Wohnen in ganz umfassender Form ermöglicht. Das Konzept setzt auf genossenschaftsorientierte Unterstützungsformen, Kunst und Kultur (bspw. Kunstgalerie im Brandschutztreppenhaus), Motivation durch Eigentum (70% der Eigentümer sind Handwerker) und Ökologie.

Studierende führen Interviews

Über zwei Semester (2014-2015) haben sechs Studierende der Sozialen Arbeit insgesamt 17 Interviews durchgeführt – u.a. mit Bewohnerinnen und Bewohnern von Pro Scholare, um aus ihrer Sicht mehr über die bauliche sowie die „soziale Architektur“ im Haus, ihre Kontakte und die kulturellen Voraussetzungen im Stadtteil Rieselfeld, Barrieren oder auch die Erfahrungen mit dem Wohnkonzept zu herauszufinden. Zudem wurden sogenannte Experteninterviews geführt, bspw. mit der Lebenshilfe Breisgau, dem Anbieter ambulanter Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen und somit wesentlichem Kooperationspartner vor Ort. Am 7. Juli 2015 wurden alle Ergebnisse des Projekts öffentlich in der Maria-Magdalena-Kirche, Freiburg-Rieselfeld vorgestellt.

Lebenskonzept kommt gut an

Deutlich ist geworden, dass das Lebenskonzept sehr positiv aufgenommen wird und insbesondere die Option ambulanter Versorgungsmöglichkeiten für Bewohner gut ankommt. Die Studierenden sehen darüber hinaus eine hohe Deckung zwischen Anspruch und Umsetzung. Ausbaupotentiale sehen sie dabei, dass das Konzept noch transparenter in die Stadt Freiburg, vor allem den Stadtteil, getragen werden könnte. Eine Folge wäre die intensivere verbundene Beteiligung von Bewohnern und Nachbarschaft am inklusiven Lebensmodell. Zudem haben die Studierenden wahrgenommen, welche Bedeutung einer präsenten Moderation des Wohnkonzepts zukommt. Sie können sich vorstellen, dass hierfür Ressourcen ausgebaut werden.

Erkenntnisse für Smart Green Tower relevant

Die Ergebnisse der Untersuchungen zielen auf eine konzeptionelle Weiterentwicklung von Pro Scholare im Rieselfeld. Des weiteren können sie zur Qualifizierung des Konzeptes für den Smart Green Tower in Freiburg (Güterbahnhofareal) beitragen. Auch hier sollen Voraussetzungen für eine Living Community geschaffen werden, um hier Inklusionsanliegen zu verfolgen und zu verwirklichen. Dabei geht es um Fragen der baulichen Architektur (Wieviel Barrierefreiheit ist nützlich und notwendig?) bis hin zur sozialen Architektur (Wie lassen sich soziale Nachbarschaften von vornherein in die Planung eines Neubauprojektes einbeziehen?).

Weitere Empfehlungen für den Tower gehen dahin, die Beteiligung von Bewohnern unter anderem als Ansprechpersonen, bei Entscheidungen und für die Ausgestaltung des Zusammenlebens zu stärken sowie die Ausrichtung auf den gemeinwirtschaftlichen Nutzen für die Bewohner zu intensivieren. Dafür biete sich die Konzeption und Rechtsform von Genossenschaften an, sind die Studierenden überzeugt. Zudem solle auf eine Stärkung von Inklusion als Leitidee in der Konzeptionierung gesetzt werden, lautet die Empfehlung aus dem Studienprojekt.

Freiburg, 21.07.2015

Kontakt

Christine BrukerAGP Sozialforschung, Institut für angewandte Sozialforschung an der EH FreiburgTelefon 0761 / 47812-23,
bruker@eh-freiburg.de

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