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Wilhelm Schwendemann wird in den Ruhestand verabschiedet

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Wilhelm Schwendemann, Foto: Marc Doradzillo

Prof. Dr. phil. Dr. habil. theol. Wilhelm Schwendemann lehrt dialogisch, denkt interdisziplinär und wirkt über Konfessions- und Landesgrenzen hinaus. 30 Jahre hat er maßgeblich das interreligiöse Profil der Evangelischen Hochschule (EH) Freiburg mitgeprägt.

Schwerpunktmäßig hat Wilhelm Schwendemann zu den Themen Empirische Religionspädagogik und Unterrichtsforschung (Projekt: Gott der Kinder), Menschenrechtspädagogik, Interreligiöse Lernprozesse sowie Religions- und Ethikdidaktik unter besonderer Berücksichtigung von Polizeiethik und Medizin- und Pflegeethik geforscht und publiziert.

Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff: „Wilhelm Schwendemann hat unermüdlich auch junge Menschen im Fokus seiner Bildungsarbeit. Sein Anliegen ist es, dass sie fähig werden, Antisemitismus zu erkennen und ihm entgegenzutreten – und nicht nur diesem, sondern jeglicher Form von Diskriminierung. Wir sind ihm insbesondere dafür sehr dankbar.“

Bevor Wilhelm Schwendemann 1995 auf die Professur für Evangelische Theologie, Schul- und Religionspädagogik an der EH Freiburg berufen wurde, war er Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden und unterrichtete Evangelische Religion, Philosophie und Hebräisch am Gymnasium. Er wurde an der damaligen Gesamthochschule Kassel in Theologie promoviert und in Judaistik und Religionssoziologie graduiert.

Über viele Jahre hat sich Professor Schwendemann in der Hochschulselbstverwaltung eingebracht: Er war Dekan des Fachbereichs Theologische Bildungs- und Diakoniewissenschaft von 2015–2018 und von 2021–2022, zudem Prodekan von 2002-2005, von 2012-2015 und nochmals von 2021-2022.

An der Hochschule setzte er 1999 ein Ausrufezeichen mit dem Landeslehrpreis Baden-Württemberg für innovative Lehre. Zwei von ihm angestoßene Kongresse zur Schulsozialarbeit führten zur Einrichtung der ersten Stellen an Haupt-, Real- und Werkrealschulen in Freiburg, Gundelfingen, Oberkirch und Pforzheim. Er leitete Studien zu Antisemitismusprävention, Kinder- und Jugendtheologie sowie Polizei- und Pflegeethik und deren didaktischer Vermittlung. Seine Lehre war subjekt- und beziehungsorientiert. Projekte entwickelte er am liebsten zusammen mit Studierenden und Kolleg*innen. So entstanden viele Publikationen in Teamarbeit.

Wilhelm Schwendemann hat sich gegen Antisemitismus und Rassismus eingesetzt, auch im Rahmen von internationalen Studienfahrten, interkulturellem Austausch und Netzwerken. Für sein Bemühen um den christlich-jüdischen Dialog wurden 2025 in Freiburg zwei Projekte, entstanden unter seiner Leitung, mit dem Lotte-Paepcke-Preis ausgezeichnet. Mit Prof. Dr. Reinhold Boschki (Universität Tübingen) und in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Uwe Hirschfeld (Evangelische Hochschule Dresden) führte der Theologe jährlich das Promotionskolloquium zur Menschenrechtspädagogik und zum Erinnerungslernen durch.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Bernd Harbeck-Pingel von der EH Freiburg hat er das Freiburger Institut für Menschenrechtspädagogik (FIM) an der Evangelischen Hochschule Freiburg geleitet. Das FIM wurde 2007 (Vorläufereinrichtung 1999-2007) als interdisziplinäres, hochschulübergreifendes Netzwerk von der Evangelischen Hochschule Freiburg, der Katholischen Hochschule (KH) Freiburg und der Pädagogischen Hochschule (PH) Freiburg zur Erforschung und Förderung der Erziehung und Bildung über Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Holocaust, Demokratie und Menschenrechte gegründet. An der EH Freiburg kamen die Themen Inklusion, gesellschaftliche Transformation und Interreligiöse Begegnungen hinzu. Das FIM wird von Melanie Hussak weitergeführt, die ab September 2025 als Professorin für Friedensforschung mit Schwerpunkt Friedensbildung das Friedensinstitut leitet.

Ohne ihn gäbe es die Hochschulabkommen zwischen der Christlichen Theologischen Akademie Warschau und der EH Freiburg zum fachlichen Austausch und gemeinsamen Lehr- und Forschungsprojekten und auch mit der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule in Wien nicht.

„Ich bin mit Leib und Seele Lehrer, aber auch Pfarrer!“ Deshalb war und ist Wilhelm Schwendemann neben seiner Hochschultätigkeit über Jahrzehnte hinweg im Konfirmationsunterricht, in der Schulseelsorge und als Prediger aktiv. Im Johanniterorden engagiert er sich ebenfalls. Nach seinem bevorstehenden Ruhestand gefragt, antwortet Wilhelm Schwendemann überzeugt: „Langweilig wird es mir nicht werden“.

Wilhelm Schwendemann wurde im Juni 2025 feierlich im Rahmen des Fachtags Religiöse Bildung für die demokratische Zivilgesellschaft an der Evangelischen Hochschule verabschiedet. Er geht zum 31. August 2025 in den Ruhestand.

 

Festschrift zur Verabschiedung von Wilhelm Schwendemann

Leben ist Lernen im Glauben. Menschsein in der Transformation

Mit der vorliegenden Festschrift wird Prof. Dr. habil. theol. Wilhelm Schwendemann aus dem aktiven Hochschuldienst verabschiedet – ein Wissenschaftler, Publizist und Pädagoge, der über Jahrzehnte hinweg die theologische und religionspädagogische Bildungslandschaft mitgeprägt hat. Ein zentraler Begriff, der viele seiner Arbeiten durchzieht, ist die von ihm geprägte Formulierung „Ethik für das Leben“. In ihr verdichtet sich Schwendemanns Überzeugung, dass ethisches Denken nur dann relevant ist, wenn es sich im konkreten menschlichen Handeln zum Wohl der Gemeinschaft bewährt.
Hrsg.: Jürgen Rausch, Anni Hentschel und Bernd Harbeck-Pingel, 2025, Calwer Verlag GmbH, Stuttgart

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