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Vertrauen in Demokratie ist stabil, Zufriedenheit mit Funktionieren ist rückläufig

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Thomas Klie, Foto: Marc Doradzillo

Eine bundesweite Bevölkerungsumfrage kommt zu dem Ergebnis, dass das Vertrauen in die Demokratie als Regierungsform in Deutschland insgesamt stabil ist. Doch lässt die Zufriedenheit mit ihrem Funktionieren nach. Deutlich weniger ausgeprägt sind diese Zweifel bei Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

Die Umfrage ist Teil der Studie „Demokratische Integration 2.0“ des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) und des Instituts für Demoskopie Allensbach, vorgestellt durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE).

Für Prof. Dr. habil. Thomas Klie, Leiter des zze, bestätigt die Studie: „Systemvertrauen, Zustimmung zur Demokratie und das Gefühl der Selbstwirksamkeit sind bei denjenigen deutlich stärker ausgeprägt, die sich engagieren.“ Die Übernahme von Verantwortungsrollen im Engagement erscheine gerade in Krisenzeiten wie den heutigen besonders wichtig. Gleichzeitig sei Engagement besonders geeignet, die für das Systemvertrauen so essenzielle Erfahrung zu machen, unser Gemeinwesen (im Kleinen) mitgestalten zu können. „Politik auf allen Ebenen ist gefragt, strukturelle Voraussetzungen zu pflegen und zu fördern, sodass Menschen sich engagieren können”, sagt Klie.

93 Prozent der Befragten halten die Demokratie für eine gute Regierungsform, eine kleine Steigerung: 2019 waren es noch 91 Prozent. Die Einstellung zur Demokratie im politischen System in Deutschland hat sich hingegen verändert: Zwar geben drei Viertel der Befragten an, dass sich die Demokratie in Deutschland im Großen und Ganzen bewährt hat. Doch sind nur noch 62 Prozent der Bevölkerung mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert, sehr zufrieden oder eher zufrieden (gegenüber 68 Prozent in 2019).

Der Bundesregierung vertrauen nur 53 Prozent der Bevölkerung „voll und ganz” oder „eher”. Drei Jahre zuvor waren es noch 59 Prozent. Die Problemwahrnehmungen und auch kritische Haltungen sind besonders in Ostdeutschland ausgeprägt. Während dort lediglich 37 Prozent die Demokratie, wie sie in Deutschland gelebt wird, als beste Staatsform bewerten, sind es in Westdeutschland 67 Prozent. In Westdeutschland sind 79 Prozent der Meinung, die Demokratie habe sich bewährt, in Ostdeutschland nur 50 Prozent.

Insbesondere Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status sowie Anhänger*innen der AfD (in West wie Ost) fällt es schwerer, sich zur Demokratie in Deutschland zu bekennen und Vertrauen zu Institutionen zu entwickeln. Im Durchschnitt haben 35 Prozent der Befragten den Eindruck, machtlos zu sein und daran auch durch Engagement nichts ändern zu können (Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status: 51 Prozent, Anhängerschaft der AfD: 65 Prozent).

Deutlich weniger ausgeprägt sind diese Zweifel bei Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Insbesondere Engagierte mit einem Amt oder einer festen, langfristigen Aufgabe sind mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden (70 Prozent derEngagierten mit Amt / fester Aufgaben, 62 Prozent der Gesamtbevölkerung, 59 Prozent der Nicht-Engagierten). Gleichzeitig erfahren sie seltener Gefühle politischer Ohnmacht.

Mit dem Monitoring Demokratische Integration werden die Einstellungen zur Demokratie und Verhaltensweisen der Bevölkerung längerfristig beobachtet, um frühzeitig strukturpolitische Maßnahmen zur Förderung von Engagement und demokratischem Verhalten entwickeln zu können. Als Teil der Gesamtstudie „Monitoring Demokratische Integration” wurde im Dezember 2022 eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Hierbei wurden 1.023 Personen mündlich-persönlich von 319 Interviewer*innen zu ihren Einstellungen zur Demokratie und zu entsprechenden Verhaltensweisen befragt.

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). 31. Mai 2023

 

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