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Fremdunterbringung von Kindern vermeiden: Best Practice in Deutschland und Frankreich

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© PantherMedia / IgorVetushko

Gemeinsam haben deutsche und französische Expert*innen Angebote für Kinder und Jugendliche zusammengestellt, die eine Fremdunterbringung bei Kindeswohlgefährdung vermeiden helfen. Hierzu zählen Massnahmen, wie zum Beispiel der „Accueil de jour“ in Frankreich, bestehend aus einer Tagesbetreuung mit pädagogischen Unterstützungsangeboten für Kinder sowie einer ressourcenorientierten Begleitung der Eltern oder die „Drachenreiter Rastatt“, ein präventives Angebot für Kinder aus Familien mit Suchtproblemen und/oder psychischen Problemen. Es bietet Kindern einen unbelasteten Raum, damit sie mit anderen Betroffenen über ihre Situation sprechen können und gleichzeitg Hilfe zu erhalten.

Unter Fremdunterbringung wird in der Kinder- und Jugendhilfe die Unterbringung minderjähriger Kinder außerhalb der eigenen Familie verstanden. Sie ist jedoch die ultima ratio. Mit den alternativen Angeboten sollen möglichst früh Gefahren von Kindern und Jugendlichen abgewendet werden. Dabei kommt es darauf an, die jeweils passgenaue Maßnahme für eine spezifische Situation zum richtigen Zeitpunkt zu finden und umzusetzen. Gelingt das, kann möglicherweise eine Fremdunterbringung verhindert werden.

Der deutsch-französische Massnahmenkatalog wurde durch das Kleinprojekt ALTERNA erstellt. Dieses Projekt wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms Interreg (V) Oberrhein kofinanziert. Die Projektpartner sind auf deutscher Seite neben dem Euro-Institut das Landratsamt Ortenaukreis, die Evangelische Hochschule Freiburg sowie das Jugendamt Rastatt. Auf französischer Seite sind es die Projektpartner die Collectivité européenne d’Alsace (CeA), die Ecole Supérieure Européenne de l’Intervention Sociale (ESEIS) sowie die Association Régionale Spécialisée d’action sociale d’Éducation et d’Animation (ARSEA). Die wissenschaftliche Koordination von ALTERNA hat die Evangelische Hochschule Freiburg durch Sibylle Fischer und die ESEIS durch Bruno Michon, Projektträger und Hauptkoordinator ist das Euro-Institut.

Die Sammlung von Massnahmen richtet sich insbesondere an Fachkräfte im Bereich des Kinderschutzes in Deutschland und Frankreich; alle befinden sich auf dem geographischen Gebiet der Projektpartner*innen. Zudem vereinfacht diese Liste an Angeboten in Broschürenform die Zusammenarbeit bei deutsch-französischen Fällen zum Kindeswohlschutz vereinfacht.

Die Angebotssammlung inklusive Kontakten gibt es in einer Online-Version und in kleiner Auflage als gedrucktes Heft. Für Familien soll die Informationsbroschüre deutlich machen, dass die Kinderschutz-Einrichtungen und Behörden vor allem eine unterstützende Funktion haben. Somit ist die Publikation auch eine vertrauensfördernde Massnahme.

„Expert*innen müssen auch zu „Grenzgängern“ werden, sodass sie beide Systeme und Kulturen kennen, um Familien effizient beraten zu können“, betont Sibylle Fischer.  Die Kooperation über Grenzen hinaus ist für die Bearbeitung von „Grenzfällen“ unverzichtbar. Dabei geht es darum, das System und die Institutionen im Nachbarland zu kennen und zu verstehen, um optimal handeln zu können.

Im Bereich des Kinderschutzes gibt es weitere Herausforderungen, zum Beispiel Radikalisierung, Probleme bei der Personalbeschaffung, Sinnhaftigkeit, Deinstitutionalisierung und die Pandemie. Aktuell arbeiten die Partner*innen von ALTERNA daher bereits an dem Projekt „Campus européen du travail social“, das sechs Sozialarbeitsschulen des Oberrheins vereint.

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