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Arbeiten im Knast

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Screenshot der Projekt-Website Strafraum

„Der Druck, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen, ist groß“, sagen Justizvollzugsbeamt*innen. Denn eine Justizvollzugsanstalt (JVA) werde fast nur durch die Medienbrille und das Interesse an Negativschlagzeilen wahrgenommen.

Studierende der Evangelischen Hochschule und der Katholischen Hochschule haben Justizmitarbeitende der JVA Freiburg interviewt, um den Blick der Öffentlichkeit (auf eine JVA) zu weiten. Geleitet wurde das Projekt von Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff – gemeinsam mit Prof. Dr. Werner Nickolai von der Katholischen Hochschule Freiburg.

Im Gefängnis arbeiten viele Berufsgruppen zusammen: Justizvollzugsbeamt*innen, Lehrkräfte, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Mitarbeitende der JVA-Verwaltung, Jurist*innen, Seelsorger*innen. „“Das ist ein kleines Dorf hier“, beschreibt eine Interviewpartnerin dieses Zusammenwirken. „Multiprofessionelle Teams“ sind das, so der Fachbegriff.

In diesen Teams gibt es Kollisionen. Dies sei grundsätzlich positiv zu bewerten, sagt Renate Kirchhoff. Die Verteilung von Schwerpunktaufgaben auf unterschiedliche Dienste diene dem staatlichen Auftrag der JVA zur Resozialisierung der Gefangenen.

Justizvollzugsbeamt*innen sollen – so die offizielle Stellenbeschreibung, „Vorbild, Gesprächspartner und Bezugsperson der Gefangenen sein“. Es gibt es ein klares Regelwerk, das Abläufe und Zuständigkeiten festschreibt. Gleichzeitig haben die Beamt*innen Handlungsspielräume, zum Beispiel im Freizeit- oder Werkbereich. Das eröffnet Gelegenheiten für Gespräche, für Vertrauensbildung. Doch jeder Tag ist eine neue Herausforderung, da man nie wisse, was auf einen zukomme, so eine der Interviewten: „Hat der eine heute einen guten Tag? Hat er einen schlechten Tag?“

Personalmangel erschwert die Arbeit und sie ist das zentrale Thema, wenn es um ihre Qualitätsbewertung geht. Es gibt Bedienstete, die mehr als 1000 Überstunden angesammelt haben. Trotzdem ist die Zufriedenheit hoch unter den befragten Personen in Freiburg: „Es ist ehrliche Arbeit und es ist wichtige Arbeit.“

Renate Kirchhoff beschreibt das Hochschulprojekt mit den Interviewergebnissen im Buch „Strafraum – Absitzen in Freiburg“, das zur gleichnamigen öffentlichen Ausstellung an den Außenmauern der JVA Freiburg erschienen ist. Das Foto- und Informationsprojekt der Freiburger Bürgerstiftung ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr 2020 der Stadt Freiburg. Partner*innen des Projekts sind die JVA Freiburg, das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht, das Kommunale Kino und die Evangelische Hochschule Freiburg.

Mehr Info

https://www.strafraum-freiburg.de/

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