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10 Jahre DGSA-Doktorandenkolloquium an der Evangelischen Hochschule Freiburg

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Prof. Dr. Björn Kraus, Foto: Marc Doradzillo

Anlässlich des diesjährigen DGSA-Doktorandenkolloquiums in Freiburg blickt Prof. Dr. Björn Kraus auf die vergangenen 10 Jahre der Nachwuchsförderung zurück: „Eine zentrale Motivation für die Implementierung des Kolloquiums war die Rückbindung der Promotionen an die Fachdiskurse der Sozialen Arbeit. Darüber hinaus ging und geht es um die Vernetzung und darum, dass die Arbeiten gezielt in einem intensiven wissenschaftlichen Diskurs aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven diskutiert werden.“

Björn Kraus dankte Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi (TU Berlin) sowie Prof. Dr. Daniel Gredig (FHNW) für die langjährige Unterstützung dieses Formates und erinnerte an die Unterstützung durch Prof. Dr. Albert Mühlum (FH Heidelberg) in den ersten Jahren.

Am DGSA-Doktorandenkolloquium 2017 in Freiburg haben Promovierende aus Deutschland und der Schweiz vom 31. März bis 1. April 2017 teilgenommen. Seit 2007 sind es insgesamt über 200 Promovierende: Sie kommen aus dem gesamten Bundesgebiet zwischen Hamburg und Freiburg, zwischen Dresden und Mainz und ebenso aus der Schweiz. Betreut wurden die Promotionen mehrheitlich von Hochschulen in Deutschland und der Schweiz, einzelne durch die University of Eastern Finland und die Alpen Adria-Universität Klagenfurt, IFF Wien.

An den Freiburger DGSA-Kolloquien sind neben Björn Kraus als Veranstalter auch immer weitere ProfessorInnen eingebunden. Neben der kontinuierlichen Unterstützung durch Silvia Staub-Bernasconi und Daniel Gredig wirken immer auch weitere externe und interne KollegInnen mit, so etwa zuletzt die Professoren Dr. Werner Thole (Uni Kassel) und Dr. Heiko Löwenstein (EH Freiburg).

Rückblick auf das Doktorandenkolloquium 2017

Zur internationalen Definition Sozialer Arbeit (IFSW)
Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconie und Prof. Dr. Björn Kraus
Im Eingangsvortrag zum Doktorandenkolloquium diskutierten Silvia Staub-Bernasconi und Björn Kraus die aktuelle Definition Sozialer Arbeit der IFSW. Dabei näherten sie sich der Thematik aus sehr unterschiedlichen theoretischen Positionen. Zudem legte Staub-Bernasconi den Blick vor allem auf die internationale Genese und deren historische Entwicklung der Abstimmung. Hingegen stellte Kraus auf die Entwicklungen im deutschsprachigen Raum im Kontext der disziplinären Debatte um den Gegenstand Sozialer Arbeit ab. Manche Veränderungen seien zwar in ihrer politischen Genese nachvollziehbar, werfen fachlich aber Fragen auf. So wurde diskutiert, inwieweit die Kriterien der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit in der erweiterten Aufzählung normativer Positionen ihre zentrale Rolle verlieren. Auch wurde der nationale und internationale Streit über den Stellenwert „indigenous knowlege“ in der neuen Definition nachvollzogen und unpassende Übersetzungen diskutiert.

Trotz grundlegend unterschiedlicher Ausgangspositionen gibt es bei Kraus und Staub-Bernasconi auch deutliche Überschneidungen in ihrer Kritik an der jüngsten Definition Sozialer Arbeit. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist, dass für beide in der neuen Definition ein wesentliches Charakteristikum Sozialer Arbeit fehlt: Die Fokussierung der Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft („person-in-environment“) sei nicht mehr enthalten. http://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/47905

Aktuelle Dissertationen im Diskurs
Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag wurden im Doktorandenkolloquium gemeinsam mit den DoktorandInnen grundlegende wissenschaftstheoretische Fragen zum Verständnis der Disziplin Soziale Arbeit sowie die Anwendung und Passung konkreter Forschungsmethoden in den Blick genommen. Ferner konnten Promotionsprojekte vorgestellt und Netzwerke geknüpft werden.

Ausführlich diskutiert wurden folgende Dissertationen: „Professionalisierung unter Realbedingungen: Ein evidenz- und wirkungsorientiertes Praxisforschungsprojekt“, Manuel Arnegger, „Familien in sozialen Unterstützungssystemen“, Laura Kassel und „Institutioneller Rassismus am Beispiel des ‚Racial Profiling‘ und dessen Auswirkungen auf jugendliche Betroffene“, Markus Textor.

Neben der Diskussion dieser Arbeiten lag der Schwerpunkt des Austauschs auf sehr grundlegenden Fragen zu den Rahmenbedingungen des Promovierens. Es wurden Unterschiede in den Promotionsordnungen bezüglich der Zulassungsvoraussetzung, der Anforderungen an die Dissertation und der institutionellen Anbindung der Promovierenden erörtert. Erörtert wurde des weiteren die Dauer von Promotionsverfahren, die Vorteile der Einbindung in Forschungsprojekte und auch die Finanzierung (hier insbesondere mit Blick auf die verschiedenen Stipendien).

Bilanz

Positiv herausgestellt wurde von den TeilnehmerInnen des Kolloquiums vor allem die Vernetzung in den Theoriediskursen der Sozialen Arbeit. Ebenso als besonders hilfreich wahrgenommen wurden kritisch-konstruktive Rückmeldungen zu den vorgestellten Dissertationen und die insgesamt angenehme und unterstützende Kommunikation während der zweitägigen Veranstaltung. Nicht zuletzt wurde die Gelegenheit zum Austausch in den verschiedenen Phasen eines Dissertationsprojektes Promotion betont und die Möglichkeit, von den diesbezüglichen Erfahrungen anderer DoktorandInnen zu profitieren.

Hintergrund

Das erste DGSA-Doktorandenkolloquium haben 1998 Prof. Dr. Albert Mühlum, Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi und Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt an der TU Berlin abgehalten. Seit 2004 findet das Berliner Kolloquium an der Alice Salomon Hochschule statt (Prof. Dr. Silke Gahleitner, Prof. Dr. Rudolf Schmitt). 2007 kam auf Initiative von Prof. Dr. Björn Kraus ein weiteres DGSA-Doktorandenkolloquium an der Evangelischen Hochschule Freiburg zustande (Prof. Dr. Björn Kraus, Prof. Dr. Albert Mühlum, Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi). Seit 2013 gibt es auf Initiative von Prof. Dr. Benjamin Benz ein drittes Kolloquium an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe.

Von 2007 bis 2017 hat Prof. Dr. Björn Kraus das DGSA-Doktorand*innenkolloquium an der Evangelischen Hochschule Freiburg geleitet – kontinuierlich unterstützt von Prof. Dr. Daniel Gredig (seit 2013), Prof. Dr. Albert Mühlum (2007 bis 2012) und Prof. Dr. Silvia Staub-Bernasconi. Kraus übergibt die Leitung des DGSA-Kolloquiums an Prof. Dr. phil. Fabian Frank.

Mehr Info zu Promotionskolloquien

auf der Website der Evangelischen Hochschule Freiburg

 

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