Ekelmanagement in der Pädagogik – ein Interviewprojekt mit der Universität Graz

„Ekel wird in pädagogischen Einrichtungen selten thematisiert, dabei kann hohe Sensitivität für Ekel die Fürsorgequalität empfindlich verringern und das Risiko von grenzverletzendem Verhalten erhöhen“, erklärt Kindheitspädagogin Prof.in Dr.in Dorothee Gutknecht.
Wie also umgehen mit Situationen, die Ekelreaktionen hervorrufen können? Wie lässt sich ein verantwortungsvoller Umgang mit Grenzgefühlen entwickeln? Und wie kann ein kinderschutzgerechtes Arbeiten reflektiert und sichergestellt werden? Pädagogische Fachkräfte sind zudem auch mit Ekelreaktionen von Kindern oder Eltern konfrontiert.
Im Rahmen einer internationalen Kooperation zwischen dem Frühpädagogik-Netzwerk QuiKK, Qualität in Kinderkrippen und in der Kindertagespflege unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof.in Dr.in Dorothee Gutknecht von der Evangelischen Hochschule Freiburg und dem Internationalen Zentrum für Professionalisierung in der Elementarpädagogik der Universität Graz, Prof.in Dr.in Catherine Walter-Laager, Vizerektorin, entstand ein innovatives Interviewformat zum Thema „Ekelmanagement im pädagogischen Alltag“.
Das Video-Interview, das auch auf der Website der Universität Graz veröffentlicht wurde, geht auf ein langjähriges QuiKK-Netzwerk-Projekt mit Freiburger Fachkräften zur professionellen Auseinandersetzung mit den so genannten Lebensaktivitäten zurück wie essen und trinken oder ausscheiden. Hier gerieten in den Netzwerk-Arbeitsgruppen immer wieder auch schwierige Emotionen in Pflegekontexten in den Blick, wie beispielweise Ekel und Scham.
Die emotionale Reaktion auf Ausscheidungen, Gerüche oder Körperkontakt ist in vielen Bildungs- und Betreuungssituationen präsent. Ekelemotionen müssen hier professionell bearbeitet werden. Das Interview sensibilisiert für diese Dynamiken und ist zugleich ein Plädoyer für eine kinderschutzorientierte, responsive und professionelle Haltung.
Ekel hat viele Gesichter – und darf kein Tabu sein. Das Video greift ein Thema auf, das im pädagogischen Alltag viele bewegt, aber selten benannt wird. Das Interview will für Risiken sensibilisieren, zeigt Handlungsoptionen auf – und leistet einen Beitrag zur Theorie-Praxis-Integration in der pädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Es wirft ein neues Licht auf die Rolle von Ekel- aber auch Schamemotionen in der pädagogischen Beziehungsgestaltung und darauf, wie wichtig bewusste Emotionsregulation, Selbstreflexion und kollegiale Unterstützung sind, um Kinder in vulnerablen Situationen würdevoll zu begleiten.
Es werden Forschungsergebnisse aufgegriffen, die einen Zusammenhang zwischen hoher Ekelsensitivität und einem erhöhten Risiko für übergriffiges Verhalten aufzeigen. Auf dieser Grundlage wird diskutiert, wie Fachkräfte in Krippe und Kindertagespflege professionell mit Ekel umgehen können – ohne dabei das Wohlbefinden und die Würde der Kinder zu gefährden.
Das vollständige Interview ist online abrufbar unter Downloads auf dieser Seite.
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- Frühpädagogik-Netzwerk QuiKK, Qualität in Kinderkrippen und in der Kindertagespflege
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Quelle: Unitube der Universität Graz

