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Wenn Gesundheit zur Frage von Gerechtigkeit wird

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Soziale Arbeit kann die körperliche Gesundheit von Menschen mit psychischen Erkrankungen stärken und damit soziale Ungleichheiten verringern. Das ist ein zentrales Ergebnis des Promotionsprojekts von Gesa Pult M.A., das sie auf der TISSA-Konferenz (International Social Work and Society Academy) in Porto präsentierte.

Gesa Pult M.A., Foto. Marc Doradzillo

Die internationale TISSA-Konferenz stand in diesem Jahr 2025 unter dem Thema „Re-Imaging Social Work and Social Justice“ und widmete sich Fragen sozialer Gerechtigkeit in der Sozialen Arbeit. Dort stellte Gesa Pult ihre Forschung vor; sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Lehraufgaben im Fachbereich Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule.

In ihrem Vortrag präsentierte sie wesentliche Ergebnisse einer Teilstudie aus ihrem Promotionsprojekt, das den Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit (Health Equity) und der Gesundheitsförderung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen beleuchtet.

Menschen mit Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolarer Störung oder schwerer Depression leben im Durchschnitt bis zu 25 Jahre kürzer als die Allgemeinbevölkerung – vor allem aufgrund vermeidbarer körperlicher Erkrankungen. Bestehende gesundheitsfördernde Maßnahmen und Präventionsprogramme werden von dieser Zielgruppe aktuell nicht in Anspruch genommen und strukturell auch nicht systematisch adressiert. Gesa Pult: „In der gemeindepsychiatrischen Versorgung spielt körperliche Gesundheit bislang nur eine untergeordnete Rolle“.

Wie denken Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen selbst über Gesundheitsförderung – und was erleben sie dabei als förderlich oder hemmend? Dieser Frage ging Gesa Pult nach und führte hierzu eine systematische Literaturrecherche durch. Dabei berücksichtigte sie gezielt Studien, in denen Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen selbst zu Wort kamen. Es stellte sich heraus, dass sie sehr wohl über die Motivation verfügen, ihre Gesundheit zu verbessern – doch häufig fehlen ihnen die realen Möglichkeiten dazu.

Besonders relevant für die Soziale Arbeit ist, dass viele der von den Befragten benannten förderlichen Faktoren – stabile Beziehungen, respektvolle Räume, Unterstützung bei Rückschlägen und Partizipation – zentrale Prinzipien sozialarbeiterischer Praxis sind. In Deutschland werden Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen im Rahmen der Eingliederungshilfe begleitet.

Gesa Pult: „Gelänge es, neben der psychischen auch die körperliche Gesundheit systematisch zu fördern, könnte die Soziale Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten leisten – in Deutschland ebenso wie international.“

Die aktuell bestehenden strukturellen Barrieren zur Gesundheitsförderung für Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen seien daher eine Frage sozialer Gerechtigkeit und ein Thema Sozialer Arbeit, so Pult.

Hintergrund

Gesa Pult promoviert zu „Gesundheitsförderung in der Gemeindepsychiatrie“, eines der Themen des Kooperativen Promotionskolleg Health Equity. Es wird gemeinsam von der EH Freiburg, der KH Freiburg und der PH Freiburg durchgeführt. Prof. Dr. Fabian Frank (EH Freiburg) ist der Erstbetreuer von Gesa Pult. Das Promotionskolleg wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.

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