„Cannabiskonsum ist eine Realität“, sagt Prof.in Dr.in Anke Stallwitz. Die Sozialpsychologin plädiert daher dafür, den „Konsum so schadensminimierend wie möglich“ zu gestalten, zum Beispiel durch ein „Regulierungsmodell, das schrittweise, achtsam und vorsichtig eingeführt wird“.
Die Ampel-Parteien der neuen Bundesregierung planen, den Cannabiskonsum zu Genusszwecken zu legalisieren. Momentan ist der Konsum in Deutschland erlaubt; Cannabis zu besitzen oder zu verkaufen ist jedoch strafbar.
Der gesellschaftliche Diskurs zum Thema Cannabislegalisierung ist nach wie vor kontrovers, oft emotional und moralisch aufgeladen. „Er spannt sich auf zwischen den beiden Extremen: der Position, die eine Legalisierung unbedingt verhindern will und diese möglicherweise als moralisch verwerflich ansieht sowie der Überzeugung, die Cannabis idealisiert und seine Risiken nicht sieht“, erklärt die Professorin.
Stallwitz betont: “Selbstverständlich ist es das Beste, insbesondere für Jugendliche, kein Cannabis zu konsumieren. Doch tatsächlich konsumiert oder zumindest probiert etwa ein Drittel der Jugendlichen diese Droge. Für diese Jugendlichen sollten wir im Rahmen einer legal regulierten Cannabisabgabe zum Beispiel ab einem Alter von 18 Jahren wissenschaftlich fundierte Unterstützung schaffen, ihren Konsum zu beenden beziehungsweise so gesundheitlich schadensarm wie möglich zu gestalten.“
Sie plädiert für differenzierte Präventionsansätze, die sich an der Lebenswelt vor allem von Jugendlichen orientieren und beispielsweise auf Peeransätze und Soziale Medien setzen. Der Vertrieb der Droge könne, so Stallwitz, durch so genannte Cannabis Social Clubs und Apotheken durchgeführt werden, wobei letztere als Kontrollinstanz das Einhalten der jeweiligen Regularien überprüfen könnten. So könne auch der Vertrieb direkt mit der Aufklärung verbunden werden, während die Social Clubs in Zusammenarbeit mit Apotheken Cannabis ohne Werbung und nichtkommerziell an registrierte Mitglieder abgeben.
Die Sozialpsychologin befürwortet ein Regulierungsmodell, das „sensibel an die jeweilige Landeskultur angepasst wird“. Hierfür gebe es umfassende internationale Erkenntnisse von bereits bestehenden Modellen, wie zum Beispiel aus Uruguay, den USA und Kanada.
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Prof.in Dr.in Anke Stallwitz im Interview des WDR5 zu „Cannabis legalisieren?