
Für Karen Hinrichs ist die gewaltfreie gesellschaftliche Veränderung ein Lebensthema. Als Geschäftsführende Direktorin hat sie das Friedensinstitut Freiburg an der Evangelischen Hochschule aufgebaut und fünf Jahre wesentlich geprägt.
Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff: „Wir sind Karen Hinrichs sehr dankbar für ihren wichtigen Beitrag dazu, dass friedenspädagogische Perspektiven und Themen integraler Bestandteil der Hochschule geworden sind – und das mit den Mitteln eines Friedensinstituts, das sie im Team aufgebaut hat.“
Karen Hinrichs wurde im Juli 2025 feierlich aus dem Dienst an der EH Freiburg und zugleich aus dem vorausgehenden 30-jährigen aktiven Dienst für die Evangelische Landeskirche in Baden verabschiedet. Ihre Tätigkeit an der Hochschule endet zum 31. August 2025.
Schon während ihres Lehramtsstudiums für Grund- und Hauptschule in Freiburg und Heidelberg sowie im darauffolgenden Theologiestudium an der Universität Heidelberg befasste sie sich mit der Frage, welches lebensfeindliche Denken in Schulen, Kirchen und nahezu der gesamten Gesellschaft die beiden Weltkriege, die Ideologie des Nationalsozialismus und den Holocaust gefördert haben. Als Studentin war sie 1984 Mitgründerin eines Vereins, der die Ethik der Gewaltfreiheit und die Methoden Mahatma Gandhis und Martin Luther Kings verbreitet. Die „Werkstatt für Gewaltfreie Aktion“ gibt es bis heute.
Von 1989 bis 2004 war Karen Hinrichs erst Vikarin, dann Pfarrerin in mehreren badischen Gemeinden. 2004 wurde sie vom Landeskirchenrat zur Oberkirchenrätin der Evangelischen Landeskirche in Baden gewählt. Zu ihren Aufgaben in der Kirchenleitung gehörten die Öffentlichkeits- und Medienarbeit der Landeskirche sowie die Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung. In den landeskirchlichen Diskussionsprozess zur Friedensethik brachte sie ihre Erfahrungen ein.
Ende 2019 erarbeitete sie im Team mit Prof. Dr. Bernd Harbeck-Pingel ein Konzept für ein Friedensinstitut an der EH Freiburg, dessen Umsetzung die Landessynode im selben Jahr beschloss. Karen Hinrichs übernahm ab Januar 2020 die Leitung des Friedensinstituts der Evangelischen Hochschule Freiburg in einer Doppelspitze mit Bernd Harbeck-Pingel als Wissenschaftlichem Direktor. Gemeinsam entwickelten sie einen neuen Studiengang, der nach erfolgreicher Akkreditierung seit 2022 angeboten wird: den bundesweit ersten friedenswissenschaftlichen Master-Studiengang Friedenspädagogik / Peace Education mit dezidiert pädagogischem Schwerpunkt.
Das Besondere an dem Studiengang wie an den anderen Angeboten des Friedensinstituts ist die Verortung an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in kirchlicher Trägerschaft. Damit ist die EH Freiburg bundesweit die einzige Hochschule, an der zu Friedenspädagogik anwendungsorientiert geforscht und gelehrt wird.
An der Hochschule hat Karen Hinrichs in allen Bachelor-Studiengängen und im Master-Studiengang Friedenspädagogik gelehrt. Sie hat Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung in die Hochschullehre eingebracht und dafür auch ihre Netzwerke genutzt. Die Theologin hat Forschung und Lehre der Kolleg*innen an der Hochschule mit den eigenen Zugängen verbunden, und beispielsweise zu Themen der Friedensethik und Friedentheologie sowie zu Menschenrechten und Demokratieförderung gearbeitet. Sie brachte sich auch in die International Talks des International Office der Hochschule ein, die sie ab 2021 mitgestaltet hat.
Die traumasensible Friedensarbeit war Karen Hinrichs ein besonderes Anliegen, zum Beispiel hat sie diese in stark nachgefragten Weiterbildungen für die außerhochschulische Öffentlichkeit angeboten.
Das hochschulische Angebot an öffentlichen Gesprächen mit Fachexpert*innen unterschiedlicher Themen hat sie ergänzt durch das Format der „Friedenspolitischen Hochschulgespräche“, die sich ab 2022 fest etabliert haben.
Auch im Ruhestand wird sich Karen Hinrichs weiterhin mit Friedensforschung befassen und in der Kirche und Friedensarbeit engagieren, zum Beispiel im Internationalen Versöhnungsbund und in der französisch-deutschen Initiative Chemins de Paix / Friedenswege.

