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Gemeinsam gegen häusliche Gewalt – Fachtagung von Max-Planck-Institut und Evangelischer Hochschule

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von links: Martina Raab-Heck, Asha Hedayati, Gunda Wössner, Clara Friedrich, Roland Hertel; Foto: Natalie Gehringer

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Kriminalität am Beispiel Baden-Württembergs (Covid-19-KRIM)“ veranstaltete das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht Freiburg (MPI) in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule (EH) Freiburg am 14. und 15. März die Fachtagung „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt: Aktuelle Herausforderungen in der psychosozialen Versorgung Betroffener“ im Harnack-Haus in Berlin. Dort kamen rund 70 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Polizei sowie NGOs und anderen sozialpolitischen Akteuren zusammen.

Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, sich mit Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen über den aktuellen Stand und den Handlungsbedarf im Bereich der häuslichen Gewalt und Partnerschaftsgewalt auszutauschen.

Dabei wurden von den Vortragenden unterschiedliche Fokusse gesetzt: Nach einer Einführung von Sabine Kräuter-Stockton (ehemaliges GREVIO-Mitglied) über die Ziele der Istanbul-Konvention zur Verhütung von Gewalt gegen Frauen, berichtete Birgitt Haller (Institut für Konfliktforschung Wien) von einer Studie über Femizide in Österreich. Anschließend stellte Paula Krüger (Hochschule Luzern) einige vorläufige Ergebnisse ihrer Studie über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Partnerschaftsgewalt in der Schweiz vor. Dietrich Oberwittler und Natalie Gehringer (MPI Freiburg) nahmen ebenfalls die Auswirkungen der Coronapandemie in den Blick und stellten einige Ergebnisse des Projekts Covid-19-KRIM vor. Den Abschluss des ersten Tages bildete eine Workshop-Runde, die von jeweils einem der assoziierten Partner des Projekts geleitet wurde (FRIG, Jugendamt Breisgau-Hochschwarzwald, Frauenhorizonte, EH Freiburg).

Der Freitag begann mit einer kurzen Vorstellung der Workshop-Ergebnisse. Anschließend berichtete Ophélie Ivombo (Frauenhauskoordinierung) von den Herausforderungen digitaler Gewalt in Frauenhäusern. Birgit Schweikert (BMFSFJ) teilte danach in einem Impulsvortrag die aktuellen Entwicklungen in der Gewaltschutzpolitik auf Bundesebene mit den Anwesenden. Darauffolgend rückte Barbara Kavemann (SOFFI.F Berlin) Kinder und Jugendliche in ihrem Vortrag als (in)direkt Betroffene von Gewalt in Paarbeziehungen in den Mittelpunkt. Auch im letzten Vortrag der Tagung warf Roland Hertel (BAG Täterarbeit) einen Blick auf die Rolle der Kinder im Kontext der Arbeit mit Gewaltausübenden. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion (Moderation Gunda Wössner) mit Asha Hedayati (Rechtsanwältin), Martina Raab-Heck (FRIG), Clara Friedrich (Landeskoordinierungsstelle Istanbul-Konvention Bremen) und Roland Hertel, in der sich die Teilnehmenden mit Fragen zu akuten Handlungsbedarfen in rechtlicher, politischer und auch gesellschaftlicher Hinsicht auseinandersetzten.

Folgende Tendenzen wurden in allen Berichten sichtbar: Durch die Lockdowns während der Pandemie hat sich die häusliche Gewalt gegen Partnerinnen/Partner und Kinder intensiviert. Gleichzeitig wurde der Zugang zu Hilfseinrichtungen und Polizei erschwert. Die Situation hatte aber auch einen Einfluss auf die Gewaltdynamik; so hatten Betroffene in dieser Zeit keine Fluchtorte oder konnten sich keine Auszeiten nehmen. Psychische Gewalt fiel in dieser Situation weniger auf, da sich alles im „häuslichen Raum“ zutrug.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Berlin waren sich zudem einig: Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die häusliche Gewalt muss noch weiter untersucht werden. Wichtig dabei ist, dass das Gewaltverhalten nicht nur numerisch betrachtet, sondern unbedingt auch in allen seinen Dimensionen genauer erforscht wird. An die Politik ging der Appell, Vorhaben zum Gewaltschutz zeitnah umzusetzen.

Zu den weiteren Programmpunkten der Tagung zählten Vorträge unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure, Workshops sowie eine abschließende Podiumsdiskussion.

Für die Teilnehmenden war die Veranstaltung eine „in jeder Hinsicht überaus gelungene Fachtagung“, wie Katrin Bräunig vom Kinderschutzbund Torgau nach dem Treffen sagte. „Wir durften interessante Kontakte knüpfen, der Austausch mit verschiedenen Professionen und Perspektiven war wunderbar und sehr bereichernd“, lautete ihr Fazit.

Hintergrund

Am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht forscht die Unabhängige Forschungsgruppe „Space, Context and Crime“ über „Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Entwicklung der Kriminalität am Beispiel Baden-Württembergs (COVID-19-KRIM)“. Das Forschungsprojekt wird gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule Freiburg durchgeführt.

Quelle: Text in Auszügen aus der Presseinformation mit freundlicher Genehmigung des MPI (Natalie Gehringer)

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