Die Evangelische Hochschule Freiburg hat am 13.11.2025 die Eröffnung des Akademischen Jahres 2025/2026 mit einem Festakt und nahezu 100 Gästen begangen. Eröffnet wurde er von Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff mit einer Ansprache, die Festrede hielt Prof.in Dr.in Heike Radvan von der Universität Tübingen zu „Forschung und Lehre in Zeiten von Wissenschaftsfeindlichkeit und rechtsautoritären Verschiebungen“. Prof. Dr. Constantin Hruschka (EH Freiburg) moderierte die Podiumsdiskussion „Mitreden, Mitstreiten, Mitentscheiden: so geht Demokratie stärken".
Mit Blick auf unsere Forschungsstärke gehören wir zum besten Drittel der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg: Hier gibt es 24 staatliche bzw. staatlich anteilig refinanzierte Hochschulen. 21 von ihnen sind MINT-Hochschulen, die anderen drei sind Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft mit dem SAGE-Profil.

Berechnet wird die Platzierung mit einem Schlüssel, der Forschungsmittel und Qualität von Publikationen pro Professur berechnet.
33 Prozent der Hochschullehrenden der EH Freiburg sind Mitglied im Promotionszentrum, der Durchschnitt unter den 24 HAW BW liegt bei 11 Prozent. Sie haben damit die Möglichkeit, Promotionen im Promotionsverband der HAW BW zu begleiten. Aktuell betreuen die Professor*innen 40 Promovendinnen.
Rektorin Renate Kirchhoff nannte exemplarisch einige Forschungs- und Transferprojekte, die für Demokratieförderung stehen, „insofern sie Teilhabe, sozialen Ausgleich und Konfliktbearbeitung zum Gegenstand haben“, so Kirchhoff:
- „In Kooperation mit dem Öko-Institut und der TU Dortmund analysieren wir die Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen auf unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen.
- Unser Friedensinstitut führt ein Transferprojekt zur Konfliktbearbeitung und Bildungsarbeit in der Klimakrise durch.
- In den Bereich der Teilhabe und Gesundheitsförderung gehört die Entwicklung eines digitalen netzwerkanalytischen Tools zur systematischen Erfassung sozialer Unterstützungsnetzwerke – im Verbund mit der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad (NodiKs).
- In den Bereich der Weiterbildung gehört das Angebot an Multiplikator*innen, die Fachkräfte an Schulen und in anderen Handlungsfeldern für einen Umgang mit Kindern und Jugendlichen qualifizieren, die herausforderndes Verhalten zeigen.
- An den Start gegangen ist in der Tat die Interreligiöse Weiterbildung für Seelsorge im Justizvollzug: es sind fast hälftig christliche und muslimische Teilnehmende. Wir danken den Mitgliedern des Beirats und dem Justizministerium dafür, dass sie das Projekt so gut unterstützt haben.“
Forschung zu und Qualifikation für Teilhabe, sozialen Ausgleich und Konfliktbearbeitung stärken die Demokratie. Kirchhoff: „Diese Einschätzung der Relevanz des SAGE-Bereichs (Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie Angewandte Theologie) ist nicht selbstverständlich. Nicht, weil diese Funktion des Bildungs- und Sozialbereichs bei den demokratischen Parteien umstritten wäre. Sondern weil der Fokus politisch eher auf Förderung der Wirtschaft liegt. Deshalb haben die sieben Hochschulen im Land, die im Bereich SAGE forschen und qualifizieren, die Relevanz von SAGE und die notwendige Verbindung von SAGE und MINT in diverse politische Kontexte getragen.“
Das Wissenschaftsbarometer 2025 zeige, dass die Gesellschaft gar nicht so gespalten sei, wie die Befragten selbst annehmen, führte die Rektorin aus. Die Studie zeige aber auch, dass 41 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass wissenschaftliche Erkenntnisse eine wichtige Grundlage für politische und gesellschaftliche Entscheidung im Bereich der Armutsprävention sind. Im Bereich der Migration findet die Frage nur von 33 Prozent der Befragten Zustimmung. Allerdings erwarten über 70 Prozent der Befragten von Wissenschaft, dass sie Diskussionen versachlicht und hilft, unterschiedliche Meinungen besser zu verstehen. Gleichzeitig sehen sich nur 25 Prozent hinreichend informiert über Ergebnisse im jeweiligen Themenbereich.
Kirchhoff: „Transfer ist zentral für eine gelingende Demokratie. Forschungstransfer – beispielweise in Form von Politikberatung – gehört dazu, und ich möchte zwei aktuelle Beispiele nennen:
- Prof.in Dr.in Stefanie Engler ist berufen worden in die Kommission für den zehnten Altersbericht der Bundesregierung – übrigens auch die Kollegin Kricheldorff der KH Freiburg: die HAW Freiburg sind also gut vertreten. Der Bericht soll Impulse für eine inklusive Bildungspolitik geben und Bildung im Alter stärker politisch verankern. Professorin Engler kann heute nicht dabei sein, weil sie aufgrund dieser Mitarbeit in Berlin ist.
- Prof. Dr. Constantin Hruschka hat vor dem Innenausschuss des Deutschen Bundestages eine Stellungnahme zum GEAS-Anpassungsgesetz eingebracht – hier geht es um die Anpassung nationalen Rechts an die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylrechts. Zudem ist er vielfach angefragt von öffentlich-rechtlichen Medien zu Fragen, in denen es um die Vereinbarkeit von Abschiebungen mit Europäischem Recht und Art. 16 des Grundgesetzes geht.
Wir brauchen die verschiedenen Formen des Transfers von Forschung in die Weiterentwicklung des Sozialen und – das gehört zusammen – für eine demokratische Praxis. Ob es um Sprachförderung in Kitas geht, um die Teilhabe von Menschen mit Psychiatrieerfahrung oder Prävention von Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus: Forschung und Forschungstransfer ist demokratische Praxis. Informationen sind notwendig für die Demokratie, denn es gilt, Alternativen zur Desinformation zu bieten, die gezielt zur Manipulation von Menschen eingesetzt wird. Denn Fake News und suggestive Behauptungen über Migrant*innen, queere Menschen, Bürgergeldempfänger*innen und andere soziale und numerische Minderheiten sprechen Emotionen an – meistens Ängste und Empörung. Da haben nackte Zahlen und Statistiken erstmal wenig Wirkung. Dennoch brauchen wir Fakten, um die Meinungen zu begrenzen – um auf Hanna Arendt anzuspielen.“
Die Rektorin betonte, dass „es zusätzlich notwendig ist, dass Menschen explizit für demokratische Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit in Wort und Tat stehen und zeigen, was sie bewirken: für einzelne und für die Gesellschaft. Was wir nur verteidigen, ist schon tot. Wir haben an der Hochschule eine echte Diskurskultur. Wir streiten um so manches. Aber einig sind wir darin, dass am Ende Solidarität und ein mehr an Gerechtigkeit Orientierungsfunktion haben müssen. Darin wissen wir uns mit Ihnen einig – und diese Gemeinsamkeit motiviert uns.“
Wir brauchen die verschiedenen Formen des Transfers von Forschung in die Weiterentwicklung des Sozialen und – das gehört zusammen – für eine demokratische Praxis.
„Ob es um Sprachförderung in Kitas geht, um die Teilhabe von Menschen mit Psychiatrieerfahrung oder Prävention von Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus: Forschung und Forschungstransfer ist demokratische Praxis. Informationen sind notwendig für die Demokratie, denn es gilt, Alternativen zur Desinformation zu bieten, die gezielt zur Manipulation von Menschen eingesetzt wird. Denn Fake News und suggestive Behauptungen über Migrant*innen, queere Menschen, Bürgergeldempfänger*innen und andere soziale und numerische Minderheiten sprechen Emotionen an – meistens Ängste und Empörung. Da haben nackte Zahlen und Statistiken erstmal wenig Wirkung. Dennoch brauchen wir Fakten, um die Meinungen zu begrenzen – um auf Hanna Arendt anzuspielen.“
Die Rektorin betonte, dass „es zusätzlich notwendig ist, dass Menschen explizit für demokratische Werte wie Solidarität und Gerechtigkeit in Wort und Tat stehen und zeigen, was sie bewirken: für einzelne und für die Gesellschaft. Was wir nur verteidigen, ist schon tot. Wir haben an der Hochschule eine echte Diskurskultur. Wir streiten um so manches. Aber einig sind wir darin, dass am Ende Solidarität und ein mehr an Gerechtigkeit Orientierungsfunktion haben müssen. Darin wissen wir uns mit Ihnen einig – und diese Gemeinsamkeit motiviert uns.“
Herausragende Leistungen von Hochschulmitgliedern ausgezeichnet
Vergabe des Lehrpreises
Im Rahmen des Festakts hat die Evangelische Hochschule Wissenschaftler*innen für ihre innovative Lehre ausgezeichnet. Prorektor Prof. Dr. Fabian Frank hielt die Laudationes. Es werden Lehrveranstaltungen des jeweils zurückliegenden Akademischen Jahres ausgezeichnet: Für das Jahr 2024/2025 wurden zwei Lehrpreise vergeben. Sie sind mit jeweils 1000 Euro dotiert.
Der Lehrpreis der Hochschule für die besonders gelungene und beispielhafte Gestaltung eines innovativen Lehr-Lern-Settings wurde für an zwei Professor*innen vergeben:
- Prof.in Dr.in Isabelle Ihring erhält den Lehrpreis für die Lehrveranstaltung „Dekolonialer Lernraum. Postkoloniale Theorien und dekoloniale Praktiken und deren Bedeutung für Soziale Arbeit“.
- Prof. Dr. Constantin Hruschka wird mit den Lehrpreis 2024/2025 ausgezeichnet für die Lehrveranstaltung „Migrationssozialrecht aktuell, verständlich und handlungsorientiert vermitteln (Grundzüge, Fallstricke und Möglichkeiten des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG)“.
Ausführliche Informationen zu den Lehrpreisen mit Begründungen der Jury gibt es hier.
Vergabe der Studienpreise
Mehrere Studierende bzw. Absolventinnen der Hochschule wurden für herausragende Abschlussarbeiten sowie für gesellschaftliches und soziales Engagement ausgezeichnet. Mareike Ochs M.A. (EH Freiburg) moderierte die Preisübergaben.
- Der Dr.-Julie-Schenck-Preis der Evangelischen Landeskirche in Baden ging an Lina Jordan (Religionspädagogik). Ausgezeichnet wurde damit ihr ehrenamtliches Engagement in unterschiedlichen Bereichen, u.a. in der kirchlichen Jugendarbeit und im Weltwärts-Programm des DRK Landesverbands Badisches Rotes Kreuz sowie im hochschulpolitischen Gremium SRGuD – dem Studierendenrat Evangelische Religions-, Gemeindepädagogik und Diakonie. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert. (Die persönliche Preisübergabe findet ausnahmsweise zu einem späteren Zeitpunkt statt)
- Mit dem Studienpreis des Diakonischen Werks Baden, übergeben durch Holger Hoffmann, stv. Vorstand, wurde Svenja Carmona (Religionspädaogik) ausgezeichnet und zwar für die Thesis: Alttestamentliche Perspektiven auf Flucht, Migration und Gastfreundschaft als Basis eines Leitkonzepts für die diakonische Beratungsarbeit. Das Preisgeld beträgt 1000 Euro.
- Clara Weiß (Soziale Arbeit) erhielt den Studienpreis der EH Freiburg, überreicht durch Rektorin Renate Kirchhoff für ihre Abschlussarbeit: Alltäglicher Ableismus?! Qualitative Interviews mit jungen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Beeinträchtigungen: Erleben und Auswirkungen von ableistischer Diskriminierung im Alltag. Dieser Studienpreis ist mit 1000 Euro dotiert.
- Der Studienpreis des Studierendenwerks Freiburg wurde von Geschäftsführer Clemens Metz übergeben. Preisträgerinnen sind Josefine Hafemann und Eva Veeser (Soziale Arbeit), Prämiert wurde die gemeinsam verfasste Thesis: Kompetenzen von Kindern aus der Heimerziehung während eines einwöchigen Sportprojekts. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert.
- Erstmals vergeben wurde der Studienpreis der Wilhelm-Oberle-Stiftung, überreicht durch Clemens Salm. Ausgezeichnet wurde die Thesis von Anne Schönstein (Soziale Arbeit): Eine Perspektive der Sozialen Arbeit auf Entwicklung, Implementierung und Verstetigung innovativer Kooperationsprojekte im Bereich Pflege und sozialräumliche Versorgung durch die Sozialwirtschaft. Die Prämie beträgt 1000 Euro.
- Programm des Festakts (Download)
Auszug – Gäste auf dem Podium:
Prof.in Dr.in Heike Radvan, Universität Tübingen, Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib Schwarzwald AG), Boris Gourdial, Leiter Amt für Soziales, Stadt Freiburg und Prof.in Dr.in Gesa Köbberling, Professur für Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Gestaltung des Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft, EH Freiburg
Moderation: Prof. Dr. Constantin Hruschka, Professur für Sozialrecht, EH Freiburg
Impressionen vom Festakt in der Hochschule, dem Podiumstalk, den Preisverleihungen und dem Get-together
(Fotos: Marc Doradzillo)





































