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Es sind die Menschen, die hier arbeiten und studieren und die mit uns verbunden sind: Das macht die Hochschule stark

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Festakt Eröffnung Akademisches Jahr, Foto: Marc Doradzillo

Das Zitat

Die Evangelische Hochschule hat am 2. November das Akademische Jahr 2023/2024 mit einem Festakt eröffnet. Nachfolgend finden Sie Zitate aus der Rede von Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff:

„Jedes Menschenleben zählt gleich, das ist die Basis von Menschenrechten und Völkerrechten“

„Was uns alle bewegt, schockiert und beängstigt: der Krieg in Israel und Palästina. Wer sich dem Geschehen analytisch und also Fragen nach der Geschichte und den Interessen der Beteiligten nähert, macht sich derzeit der Einseitigkeit verdächtig. Die Befürchtung ist, dass Kontextualisierungen von Verhalten zur Verharmlosung von Unrecht und Gewalt führen. Solche Täter-Opfer-Umkehr kennen wir: sie ist ein Topos rechtsextremistischer Konstruktion von Wirklichkeit wie auch beispielsweise patriarchal-chauvinistischer Beschreibung sexualisierter Gewalt. Es gilt grundsätzlich: die Analyse des Kontextes, in dem eine Tat zustande kommt, entschuldigt den Gewalttäter nicht. Das gilt für die Begleitung von einzelnen Straftätern ebenso wie bei der Bewertung von Terror und Krieg. Die Furcht vor dem Vorwurf oder der tatsächlichen Täter-Opfer-Umkehr darf allerdings weder eine Analyse verhindern, noch die Frage nach Prävention und nach Zielperspektiven. Als Hochschule haben wir die Aufgabe, solche Konstellationen zu beforschen und unsere Absolvent*innen zu befähigen, sich mit den eigenen fachlichen und persönlichen Ressourcen in diesen und ähnlichen Feldern zu bewegen. Ihre Aufgabe ist es, zu Prävention ebenso beizutragen wie zur gesellschaftlichen Aushandlung von Zielperspektiven. Dazu brauchen sie neben soliden Wissensbeständen und methodischen Fertigkeiten die Fähigkeit, das Ziel eines guten Lebens für alle Menschen zu benennen und zur Diskussion zu stellen. Dafür bieten Settings, Anregungen und Standards in Lehre Forschung und Transfer, aber zum Beispiel mit unseren Friedensgebeten auch im Campusleben. Zum Standard gehört eine Norm: Jedes Menschenleben zählt gleich, das ist die Basis von Menschenrechten und Völkerrechten.“

„Dass wir Menschen qualifizieren, damit andere ihrer Berufstätigkeit nachgehen – das ist weder falsch noch schlecht; es ist nur viel zu kurz gesprungen“

„Alle Themen, denen wir uns widmen, entstehen im Wechselspiel zwischen den Mitgliedern der Hochschule und den Anforderungen durch gesellschaftliche Entwicklungen und damit auch der Fachpraxis. Im vergangenen Jahr haben wir Informationsbesuche von Mitgliedern des Land- und des Bundestages genutzt, um die Leistungen einer SAGE-Hochschule vorzustellen. SAGE steht für Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung im Gegenüber zu MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wir sind zudem eine SAGE-Hochschule in verfasst-kirchlicher Trägerschaft, die anteilig staatlich finanziert und frei in Forschung und Lehre ist. Aus diesen Gesprächen haben wir eine Aufgabe mitgenommen, der wir nicht allein nachkommen können. Ehrlich gesagt, möchte ich Sie gewinnen, an der Wahrnehmung der Aufgabe in den Kontexten mitzuwirken, in denen Sie selbst jeweils unterwegs sind. Die Diagnose ist: es gibt eine große Unsicherheit darüber, welchen Beitrag die SAGE-Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft und die SAGE-Fachbereiche der staatlichen Hochschulen für die Gesellschaft leisten. Man kann es den Kampagnen der Landesregierung und der Parteien für MINT-Berufe ablesen, und die Abgeordneten haben uns das bestätigt: die politisch leitende Idee ist vielfach, dass die SAGE-Bereiche den Fachkräften aus dem MINT-Bereich den Rücken freihalten, damit diese für Wirtschaftswachstum sorgen können. Dort wird Geld generiert; das Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen kostet Geld. So das kurze Fazit einer Abgeordneten des Bundes. Dass wir Menschen qualifizieren, damit andere ihrer Berufstätigkeit nachgehen – das betone ich – das ist weder falsch noch schlecht; es ist nur viel zu kurz gesprungen.

Ich stelle Ihnen nun einige Beispiele für diese These und damit Beispiele für Leistungen vor; sie stammen aus Forschung und Transfer:

  • Auf den Abbau von Ungleichheit zielt die Evaluation des Bundesprogramms Fachkräfteoffensive in der KiTa. Wir hoffen auf die Finanzierung eines Folgeprojekts aus dem DATI-Programm zur Erprobung der Ergebnisse in einem Reallabor – um dem Sog zur Deprofessionalisierung eine Alternative entgegenzusetzen. Denn Kitas sind ja kein Aufenthaltsort für Kinder; sie sind Orte, in denen Fachkräfte angesichts der Bedarfe der Kinder und ihrer Bezugspersonen auf mehr Bildungsgerechtigkeit und Inklusion von Anfang an hinwirken. Inklusion und Partizipation sind nicht nur zentral für subjektiv empfundene Lebensqualität, sondern auch ein zentrales Instrument im Bereich der Extremismusprävention.
  • In den Bereich Frieden und Gerechtigkeit gehören die Analyse und Prävention von Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus: wir entwickeln uns hier hin zu einem Kompetenzzentrum.
  • Um die Gestaltung gesellschaftlicher Diskurspraxis geht es auch in einem Forschungsprojekt, das sich mit der Verhandlung von sozialer Gerechtigkeit in sozialen Medien im Kontext der Energiewende beschäftigt.
  • Ein Transferprojekt unseres Friedensinstituts widmet sich dem Thema der Konfliktbearbeitung und Bildungsarbeit im Kontext der Klimakrise.
  • Ein Forschungsprojekt des Friedensinstituts, das noch in der Antragstellung steckt, und man wird schauen müssen, wie es unter den Kriegsbedingungen durchführbar sein wird: das ist ein Projekt unter der Leitung der Universität Haifa zur Frage nach dem Zusammenhang zwischen sozialer, kultureller und politischer Identitäten und der politischen Partizipation.

Fünf unterschiedliche Beispiele habe ich genannt, und sie zwei Sustainable Development Goals (SDG) zugeordnet. Auf diese insgesamt 17 Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung haben sich die UN-Mitgliedsstaaten 2015 verpflichtet. Sie basieren auf sozial-ökologischer Gerechtigkeit als unverhandelbare Zielperspektive jeder Reaktion auf gesellschaftliche Transformationsprozesse in nationaler und internationaler Reichweite.“

Es sind die Menschen, die hier arbeiten und studieren und die mit uns verbunden sind: Das macht die Hochschule stark

„Die EH Freiburg ist eine kleine Hochschule; was sie stark macht, sind die Menschen, die hier arbeiten und studieren und die mit uns verbunden sind. Ich danke allen Mitgliedern der Hochschule, dass Sie sich der Veränderung von Gesellschaft hin zu einem mehr an Gerechtigkeit verschrieben haben und sich unterwegs dorthin den fachlichen Streit nicht ersparen. Wir danken den Lehrbeauftragten und unseren Kooperationsinstitutionen aus dem Sozial-, Bildungs-, und Gesundheitswesen: danke für die Impulse, mit denen Sie uns konfrontieren. Ich danke allen für den langen Atem, der erforderlich ist, um aus einer Anforderung aus der Praxis ein förderfähiges Projekt zu machen. Mein Dank gilt an dieser Stelle auch unseren ausländischen Partner*innen, die unseren Studierenden Theorie- und Praxisphasen im europäischen und außereuropäischen Ausland ermöglichen: nicht nur die Erfahrung, fremd zu sein, schärft die Wahrnehmung, sondern auch die Konfrontation mit weniger privilegierten Lebens- und Bildungssituationen. Und ich danke den Studierenden: mit großer Aufmerksamkeit begleiten Sie den Prozess der Hochschulentwicklung.“

Auszeichnungen

Im Rahmen des Festakts wurde auch der Lehrpreis der Evangelischen Hochschule überreicht an Prof.in Dr.in Anke Stallwitz und Mareike Ochs M.A. Zudem wurden Studierende mit Studienpreisen ausgezeichnet. Hierzu gibt es mehr Details in einer folgenden News.

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