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BMBF fördert Forschungsprojekt zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung

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v.li. Lars Hölzel, Fabian Frank - Pitch des Forschungsprojekts „Netzwerkorientierung im digitalen Kliniksozialdienst", Initiative DATIpilot, Foto: BMBF

Mit bis zu 300.000 Euro fördert das Bundesforschungsministerium das Projekt „Netzwerkorientierung im digitalen Kliniksozialdienst“. Das gemeinsam von der Evangelischen Hochschule (EH) Freiburg und der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad entwickelte Vorhaben fällt unter die Förderlinie DATIpilot, mit der das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) soziale und technologische Innovationen erleichtern will. Ziel ist, den Transfer von Wissen in die Praxis zu beschleunigen.

Die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Oft fallen Patient*innen nach ihrer Entlassung aus dem stationären Aufenthalt in einer Klinik durch das Raster der nachfolgenden Betreuung. Dadurch steigt das Risiko für Rückfälle und weitere Komplikationen.

Für diese Problematik haben Prof. Dr. Fabian Frank (EH Freiburg) und Priv. Doz. Dr. Lars Hölzel (Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad) eine Lösung entwickelt: das Konzept „Netzwerkorientierung im digitalen Kliniksozialdienst“. Mit digitalen Technologien, insbesondere einer speziellen App, und netzwerkanalytischen Methoden soll eine Verbindung zwischen stationärer und ambulanter Behandlung geknüpft werden. Ziel ist die lückenlose Betreuung für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die auch das psychosoziale Umfeld der Betroffenen, wie zum Beispiel Familie, Freundeskreis und Arbeitgeber, einschließt. Der Projektstart ist für Dezember 2024 geplant.

Erfolgreiche psychosoziale Versorgung umfasst persönliches Netzwerk und digitale Technologien

Fabian Frank, Prorektor für Forschung und Transfer der EH Freiburg, erklärt den Forschungshintergrund: „Wir wissen auch aus unseren eigenen Forschungen, dass die soziale Integration und die in sozialen Netzwerken erbrachte soziale Unterstützung für eine Genesung essentiell ist. Eine nachhaltige Versorgung sollte deswegen unbedingt das soziale Netzwerk mit einbeziehen. Das umfasst das gesamte soziale Umfeld aus Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, aber auch das berufliche Umfeld und das professionelle Unterstützungssystem, wie behandelnde Ärzte und Ärztinnen sowie Psychotherapeut*innen oder Sozialarbeiter*innen.“

Lars Hölzel, Leitender Psychologe und Wissenschaftlicher Leiter der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad, führt aus: „Mittels einer speziell entwickelten App wird in Abstimmung mit dem Patienten oder der Patientin das jeweilige soziale Netzwerk erfasst. Mit diesen detaillierten Informationen können wir passgenaue Hilfsangebote konzipieren, die nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die soziale Einbettung fördern.“

Tool zur Netzwerkanalyse durch Hochschule entwickelt

Die Evangelische Hochschule hat ein netzwerkanalytisches Instrument zur Erfassung sozialer Unterstützungsnetzwerke entwickelt. Damit werden individuelle Netzwerke mit ihren Ressourcen und ihrer Struktur erkennbar und analysierbar. Fabian Frank: „Dieses Tool wollen wir für die Versorgungsroutine von Patient*innen mit psychischen Erkrankungen einsetzbar machen.“ Es wird in der Diagnostik-App OPT der Oberberg Klinikgruppe aufbereitet und inhaltlich auf die Bedarfe des Klinikalltags und der Patient*innen abgestimmt. Begleitende Studien liefern das Wissen, um ein möglichst passgenaues Instrument zu entwickeln. Das umfasst auch das Erkennen von Risikopatient*innen, für die dann eine spezifisch zugeschnittene nachstationäre Versorgung konzipiert wird.

Innovative Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Klinikgruppe

Das Forschungsprojekt „Netzwerkorientierung im digitalen Kliniksozialdienst“ findet in enger Kooperation mit der Oberberg Gruppe statt, einem Qualitätsverbund privater Tages- und Fachkliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Die innovative App wird in vier Kliniken und drei Tageskliniken implementiert und in das vorhandene Oberberg Psychometrie Testsystem (OPT), ein digitales Monitoringsystem, integriert.

Darüber hinaus bietet die Klinikgruppe ein weitreichendes Nachsorgeangebot, bestehend aus den Oberberg City Centern und eigenen Selbsthilfegruppen, welche durch einen zusätzlichen digitalen Sozialdienst und Interventionen zur Verbesserung des sozialen Netzwerkes ergänzt werden. Diese Infrastruktur ermöglicht es, die neue Methode unter echten Bedingungen zu testen und weiterzuentwickeln.

Vorbild für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung 

Lars Hölzel und Fabian Frank sehen in ihrem Projekt einen wesentlichen Fortschritt für die psychosoziale Versorgung, in der digitale Technologien eine Schlüsselrolle spielen. „Die erfolgreiche Umsetzung unseres Projekts könnte ein Vorbild für zukünftige Betreuungskonzepte sein und maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit psychischen Erkrankungen beitragen“, so Hölzel.

Hinweis: Teile der Pressemeldung werden mit freundlicher Genehmigung der Oberberg Gruppe verwendet.

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