Verletzen Erwachsene Kinder, geschieht dies oft unbewusst. Dieses Verhalten von Fachpersonal in der Kita soll in einem Präventionsprogramm erkennbar gemacht werden, ohne es zu skandalisieren.
Unter dem Titel „Traut Euch! – Ein Kinderkoffer gegen Gewalt“ startet ein umfangreiches Gewaltpräventionsprogramm geleitet von Prof.in Dr.in Dörte Weltzien und Prof.in Dr.in Maike Rönnau-Böse für das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) im FIVE e.V. an der Evangelischen Hochschule Freiburg sowie von Prof.in Dr.in Rieke Hoffer (Hochschule Koblenz) in Zusammenarbeit mit Kitas.
Bis Ende 2023 werden in Kooperation mit 20-25 Kindertageseinrichtungen Aktivitäten und Materialen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren, je nach Settings auch Hortkinder, entwickelt, erprobt und evaluiert. In einem grundlegend partizipativen Ansatz und in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Kita-Teams werden die Kinder mit vielfältigen Methoden, Impulsen und Aktivitäten ermutigt, erfahrene, erlebte und beobachtete Gewalt nicht hinzunehmen, sondern sich als selbstwirksam zu erleben und den Mut aufzubringen, sich gegen verletzendes Verhalten zu wehren.
Ab November 2021 beginnt die Suche und Auswahl der mitwirkenden Kitas, die aus folgenden Städten und Regionen kommen sollen: Berlin/Brandenburg, Freiburg/Hochschwarzwald und Koblenz/Bonn.
Zur Entwicklung des Kinderkoffers Traut Euch! werden gemeinsam mit den Kindern und einer Kinderbuch-Illustratorin prototypische Figuren entwickelt, die als Leitfiguren durch das gesamte Programm führen und zum Ende der Programmlaufzeit in ein Medienkonzept des Gesamtprogramms einfließen.
Alltägliche, oftmals subtile seelische wie körperliche Gewalt gegen Kinder und der damit einhergehende Missbrauch von Macht in pädagogischen Settings der Kindertagesbetreuung ist noch weitgehend tabuisiert. Die Stärkung der Kinderrechte und die Umsetzung von Schutzkonzepten sind daher wesentliche Ziele dieses innovativen Programms, das von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e. V. und dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) ins Leben gerufen wurde.
Unter seelischer Gewalt gegenüber Kindern wird zum Beispiel verstanden, wenn sie beschämt, gedemütigt, ausgegrenzt, ständig mit anderen Kindern verglichen, angeschrien oder beleidigt werden. Auch wenn Kindern emotionale Zuwendung oder Trost verweigert wird, wenn sie ignoriert werden, nicht mit ihnen gesprochen wird, sind dies alltägliche Formen seelischer Vernachlässigung. Körperliche Gewalt umfasst ein großes Spektrum an verletzenden Verhaltensweisen wie unbegründetes Festhalten, Einsperren, Festbinden, Schlagen, Zerren, Schubsen oder auch den Zwang zum Essen. Ebenfalls dazu zählt körperliche Vernachlässigung, wie unzureichende Pflege, mangelhafte Nahrung oder die Verweigerung notwendiger Unterstützung.
Verletzen Erwachsene ihre Aufsichtspflicht, zum Beispiel durch langes Alleinlassen in gefährlichen Situationen, ,vergessen‘ sie Kinder oder setzen sie Gefahren im Alltag aus, zählt das auch zu gewaltvollem Handeln. Sexualisierte Gewalt umfasst das Streicheln von einem Kind ohne dessen Einverständnis oder gegen seinen Willen, unangemessene körperliche Nähe, das Liebkosen, Küssen, körperliche Nähe sowie sexuelle Handlungen jeder Form.
Die regelmäßig stattfindenden Aktivitäten vor Ort gehen achtsam mit der Vielfalt der Lebenswelten von Kindern um, schaffen neue Zugänge für eher schwer erreichbare Kinder und geben Kindern eine Stimme, um für ihre Rechte einzutreten, sich für andere einzusetzen und sich gegen verletzendes Verhalten zu wehren.
Weltzien: „Am Ende der Projektlaufzeit sollen mit Medienpartnern Filmclips in den Einrichtungen entstehen, die die Ziele, Inhalte und Erfolge des Projekts in die Breite tragen.“
Projektleiter*innen
- Prof.in Dr.in Dörte Weltzien (Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) im FIVE e.V. an der EH Freiburg)
Studiengangsleitung Master Bildung und Erziehung im Kindesalter - Prof.in Dr.in Maike Rönnau-Böse (Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) im FIVE e.V. an der EH Freiburg), Studiengangsleitung Bachelor Pädagogik der Kindheit / Kindheitspädagogik
- Prof.in Dr.in Rieke Hoffer (HS Koblenz)
Laufzeit des Projekts
Oktober 2021 – Januar 2024