Im Juni 2023 fand das fünfte Promotionskolleg Freiburg/Tübingen zur Menschenrechtspädagogik und zum Erinnerungslernen an der Evangelischen Hochschule Freiburg statt. Promotion und Forschung sind notwendig miteinander verbunden – von beiden profitieren Profession und Disziplin. Die Evangelische Hochschule hat eine lange Forschungstradition, institutionell beginnend in den 80er Jahren. In diesem Kontext sind Promotionen ein entscheidender Baustein, den die Hochschule institutionell und personell mit verschiedenen Formaten unterstützt.
An dem Promotionskolleg nehmen regelmäßig Promovierende aus dem gesamten Bundesgebiet teil. Wissenschaftler*innen der Evangelischen Hochschule und der Universität Tübingen geben fachliche Inputs und stehen für einen Austausch zur Verfügung. Zwei der vier Freiburger Doktorand*innen haben ihr jeweiliges Dissertationsthema im Rahmen des Kollegs vorgestellt. Diese Dissertationsprojekte sind empirisch-qualitativ basiert und zielen in ihrer Ergebnisauswertung auf die Religionsdidaktik der gymnasialen Oberstufe des beruflichen Schulwesens. Die Themen sind:
- Interreligiöser Kompetenzerwerb und Diversity Management in der Kindertagestätte
Leitungskräfte von evangelischen KiTas im Saarland werden befragt, inwieweit die pädagogische Mitarbeiter*innenschaft im Erwerb interreligiöser Kompetenz und im Umgang mit religiöser Diversität geschult und fortgebildet werden. Aus den Interviewanalysen werden dann passgenaue Fort- und Weiterbildungen zum interreligiösen Begegnungslernen entwickelt. - Othering – Exklusion – Umgang mit Fremdheit – rassismuskritische Bildungsarbeit in beruflichen Schulen
Schüler und Schülerinnen mit Migrations- und Fluchthintergrund werden befragt, welche Erfahrungen mit Ausgrenzung und Rassismus gemacht worden sind. Die Ergebnisse fließen ein in ein Konzept rassismuskritischer Bildungsarbeit für berufliche Schulen bzw. Lehrpersonen an diesen Schularten.
Ein weiteres Thema, zu dem aktuell eine Dissertation in Arbeit ist, lautet: „Deutsche Christ:innen versus Bekennende Kirche am Beispiel zweier Freiburger Ortsgemeinden“. Hierfür wurden und werden Zeitzeugengespräche und generationenübergreifende Gruppengespräche geführt, um dem Nationalsozialismus und seinen Wirkungen bis in die 1960er und 1970er Jahre des letztes Jahrhunderts auf die Spur zu kommen. Die Gespräche werden anschließend dann historisch kontextualisiert, sodass mit den Ergebnissen sowohl gemeindepädagogisch als auch religionspädagogisch im Bereich des sogenannten Erinnerungslernens weitergearbeitet werden kann.
Wilhelm Schwendemann: „Die Promotionskollegs sind ein wichtiger Ort, nicht nur das selbst gewählte Fachthema zur Diskussion zu stellen, sondern sich auch auf Augenhöhe zu begegnen, mit anderen ins Gespräch zu kommen und für die eigene Arbeit aufbauende Impulse zu gewinnen.“
Das Promotionskolleg zur Menschenrechtspädagogik und zum Erinnerungslernen findet im Wechsel an der Evangelischen Hochschule (EH) Freiburg und der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Reinhold Boschki (Universität Tübingen), Prof. Dr. habil. Wilhelm Schwendemann (EH Freiburg), in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Uwe Hirschfeld, Evangelische Hochschule Dresden, statt. Das nächste Kolleg wird im Wintersemester 2023/24 in Tübingen durchgeführt.