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Evangelische Hochschule feiert Jubiläum

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08.11.2018

Aus der Evangelischen Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit von 1918 ist die Evangelische Hochschule Freiburg der Evangelischen Landeskirche in Baden geworden. Ihre 100jährige Geschichte hat die Hochschule am 7. November mit einem Festakt und rund 280 Gästen  gefeiert. Unter den Gästen waren Vertreter*innen aus Landes- und Kommunalpolitik, Bundes- und Landesforschung, Wissenschaft, Weiterbildung und Praxis, Kooperationspartner aus Nachbarländern sowie Absolvent*innen aus mehreren Jahrzehnten.

Der Festakt setzte sich aus mehreren Programmteilen zusammen, wie einem Gottesdienst, Grußworten, einer Podiumsdiskussion (s. Foto) sowie Statements von „special guests“. Für das Land Baden-Württemberg übermittelte Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, herzliche Glückwünsche. Die Rolle sozialer Berufe verändere sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Individualisierung, der wachsenden kulturellen Vielfalt und der Digitalisierung, sagte Hammann. „Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist groß – d. h. im Umkehrschluss: Absolventinnen und Absolventen im Bereich der sozialen Berufe werden dringend gebraucht und haben gute berufliche Perspektiven. Um bei diesen großen Entwicklungen Schritt halten zu können, ist Professionalität gefragt, die sich sowohl aus der Theorie als auch der Praxis speist. Genau an dieser Schnittstelle leistet die Evangelische Hochschule Freiburg exzellente Arbeit. Der Wissenschaftsrat (…) hebt in seiner Stellungnahme zur Reakkreditierung der Einrichtung aus dem Jahr 2014 vor allem die Forschungsstärke hervor. Das ist gerade für eine Hochschule bemerkenswert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Kompetenzen sind wiederum Garant für die hohe Qualität der Hochschullehre und die gute Betreuung der rund 1.000 Studierenden“, führte er weiter aus.

Oberbürgermeister Martin Horn stellte in seinem Grußwort die langjährige Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschule heraus, in der es zum Beispiel um die Qualifikation für die Arbeit mit Geflüchteten, die Versorgung von alten und psychisch erkrankten Menschen, die Arbeit in Netzwerken zur Fortbildung von Fachkräften im pädagogischen. und sozialen Bereich sowie um Stadtteilentwicklung ginge. Ebenso sei es ihm wichtig, dass Studierende erführen, dass ihre fachliche und akademische Praxis eine politische Dimension habe.

Im Rahmen eines Gottesdienstes predigte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Er sei froh, dass die Evangelische Hochschule heute so viele Männer und Frauen ausbilde, Sozialräume kompetent zu gestalten. „Wir brauchen sie: Wir brauchen ihren klaren und klärenden Blick! Wir brauchen ihr forschendes Lernen: Wie ändert sich ein Gemeinwesen, wenn es sich an Inklusion ausrichtet? Was bedeutet die Ambulantisierung großer Einrichtungen für die betroffenen Menschen, für die Angehörigen, für die Sozialräume? Wir brauchen ihre Impulse in unseren Gemeinwesen: Was können wir tun, damit in unseren Quartieren nicht immer mehr sortiert und Mauern aufgerichtet werden, sondern der Zusammenhalt im Gemeinwesen gefördert wird: trotz unterschiedlicher familiärer, finanzieller, kultureller oder religiöser Herkunft? Wie können wir Menschen dazu befähigen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen? Wie können wir für die sorgen, die nicht, noch nicht oder nicht mehr für sich selbst sorgen können? Sie sind das Kriterium für eine erfolgreiche Soziale Arbeit!“, so Cornelius-Bundschuh.

Als einer der geladenen „special guests“ sprach Dr. Frank Lehmann über Forschung, die der Zusammenarbeit von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft bedürfe. Lehmann ist der Beauftragte für Grundsatzfragen der Gesundheitsförderung und Prävention in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „. Aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht trägt die Evangelische Hochschule Freiburg maßgeblich dazu bei, mit Forschung gesundheitsförderliche gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen. Sie zeichnet sich hierbei besonders durch ihr hohes Engagement aus, Forschungsbedarf und Forschungsergebnisse aus den bestehenden Gesundheitsproblemen abzuleiten und mit den Betroffenen gemeinsam Lösungen zu entwickeln (Partizipation)“, so Lehmann.

Rektorin Prof.in Dr.in Kirchhoff, die durch das Fest führte, hielt fest: „Die Gründung der Frauenberufsschule kurz vor Ende des 1. Weltkriegs war eine Reaktion auf die prekäre politische und soziale Situation in Deutschland und international. 100 Jahre später sind in unserem Umfeld die Lebensrisiken geringer und die soziale Wohlfahrt trägt zu sozialem Frieden bei. Weiterhin besteht jedoch die Aufgabe, in fachlichen Perspektiven nach Lösungen für eine gerechtere Gesellschaft in nationalen und internationalen Kontexten zu suchen und Menschen zu befähigen, Mitverantwortung zu übernehmen. Die Analyse dieser Aufgabe und die daraus zu schließenden Konsequenzen für Lehre, Forschung und Weiterbildung setzen kontroverse Diskurse voraus – um der Qualität der Ergebnisse willen! Wir sind darauf vorbereitet.“

Die Initiative zur Gründung der ersten Vorgängereinrichtung der EH Freiburg ging von Freifrau Marie Luise Marschall von Bieberstein aus. Am 1. Oktober 1918 nahm die Evangelische Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit in einer Wohnung in der Freiburger Maienstraße ihre Arbeit auf. 1921 erhielt sie die staatliche Anerkennung und ändert ihren Namen in „Evangelisch-Soziale Frauenschule“. Ab 1971 ist sie Fachhochschule und bezieht fünf Jahre später ihren Neubau in der Bugginger Straße 38 in Freiburg – Weingarten. Ihre Forschungsaktivitäten bündelt sie ab 1985 in einem eigenen Forschungsinstitut FIVE e.V. Seit 2012 heißt sie „Evangelische Hochschule Freiburg – Staatlich anerkannte Hochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden“. 2014 wird ein Ergänzungsbau bezogen. Bis 2022 soll der bis dahin sanierte und modernisierte Altbau bezugsfertig sein.

Foto: Jubiläumsfestakt der Evangelischen Hochschule Freiburg, 07.11.2018; Podiumsdiskussion, v.li.: Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden; Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland; Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser, Rekto der Hochschule für Forstwissenschaft Rottenburg, Vorstandsvorsitzender der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg (HAW); Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann, Präsident der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin, Vorstandsvorsitzender Rektorenkonferenz kirchlicher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Deutschland (RKHD); Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff, Rektorin der Evangelischen Hochschule Freiburg

 

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