Mit einem Festakt begeht am 7. November die Evangelische Hochschule Freiburg ihr 100-jähriges Wirken mit ihren Vorgängereinrichtungen. Aus der Evangelischen Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit von 1918 ist die Evangelische Hochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden geworden: eine von 24 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden Württemberg und eine von 13 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in kirchlicher Trägerschaft in Deutschland.
Seit 1918 versteht die Hochschule ebenso wie ihre vorherigen Einrichtungen gesellschaftliche Entwicklungen und Krisen als Herausforderung zur Gestaltung des Sozialen. Bis heute ist eine Antwort darauf: Qualifikation für berufliche und akademische Tätigkeit. Hierbei sehen dich die Menschen, die an der Evangelischen Hochschule Freiburg lernen, lehren und forschen – auf regionaler, nationaler und auch internationaler Ebene – als Akteure. Dies machte auch das Selbstverständnis der Hochschulmitglieder wie der Mitarbeitenden früherer Einrichtungen aus. Gleichzeitig war und ist es ein zentraler Beweggrund der Evangelischen Landeskirche in Baden für die Einrichtung und Unterstützung der Hochschule.
Die für eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) typischen bildungspolitischen Impulse verstehen die Evangelische Hochschule und ihre Trägerin – die Badische Landeskirche – als Auftrag. Dazu gehören Forschung und Transfer, die die Gestaltung fachlicher und gesellschaftlicher Bedingungen in den Blick nehmen, sowie die damit verbundene wissenschaftlich fundierte Beratung gesellschaftlicher und politischer Akteure. Im selben Maße sind Lehr- und Lern-Settings, die interdisziplinäres Denken, Teamfähigkeit und interkulturelle Kompetenz fördern, Teil des Auftrags.
Die Initiative zur Gründung der ersten Vorgängereinrichtung der EH Freiburg geht von Freifrau Marie Luise Marschall von Bieberstein aus. Am 1. Oktober 1918 nimmt die Evangelische Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit in einer Wohnung in der Freiburger Maienstraße ihre Arbeit auf. 1921 erhält sie die staatliche Anerkennung und ändert ihren Namen in „Evangelisch-Soziale Frauenschule“. Ab 1971 ist sie Fachhochschule und bezieht fünf Jahre später ihren Neubau in der Bugginger Straße 38 in Freiburg – Weingarten.
Ihre Forschungsaktivitäten bündelt sie ab 1985 in einem eigenen Forschungsinstitut FIVE e.V. Seit 2012 heißt sie „Evangelische Hochschule Freiburg – Staatlich anerkannte Hochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden“. 2014 wird ein Ergänzungsbau bezogen. Bis 2022 soll der bis dahin sanierte und modernisierte Altbau bezugsfertig sein.
Die Gründung der Frauenberufsschule kurz vor Ende des 1. Weltkriegs war eine Reaktion auf die prekäre politische und soziale Situation in Deutschland und international. 100 Jahre später sind in vielen Bereichen die Lebensrisiken geringer und die soziale Wohlfahrt trägt zu sozialem Frieden bei. Weiterhin besteht jedoch die Aufgabe, in fachlichen Perspektiven nach Lösungen für eine gerechtere Gesellschaft in nationalen und internationalen Kontexten zu suchen und Menschen zu befähigen, Mitverantwortung zu übernehmen. Die Analyse dieser Aufgabe und die daraus zu schließenden Konsequenzen für Lehre, Forschung und Weiterbildung setzen kontroverse Diskurse voraus – um der Qualität der Ergebnisse willen. Die Hochschule ist auf weitere Jahre engagierter und produktiver Diskurse vorbereitet.