Durch Third Mission haben Hochschulen eine intensive Wirkung in die Gesellschaft hinein. Auch eine Steuerungsfunktion.
Zu dieser Mission gehört für uns als Evangelische Hochschule zum einen, dass sich unsere Hochschulmitglieder gesellschaftlich engagieren, ob durch Transfer von Wissen und Fertigkeiten in die Praxis oder aktivistisch. Zum anderenhaben wir uns in der Wissenschaftswelt zu einem Kompetenzzentrum entwickelt, das sich systematisch mit Gerechtigkeit und Verantwortung beschäftigt: So wie sich MINT-Hochschulen primär aus den Perspektiven der Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik in Debatten einbringen, sind wir als SAGE-Hochschule Bildungseinrichtung, Anlaufstelle und Impulsgeber*in in den Feldern Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie Angewandte Theologie. Unsere Forschungen dienen unter anderem dazu, diskriminierendes Denken und benachteiligendes Handeln zu erkennen und zu verhindern. Anders ausgedrückt: Die EH Freiburg hat eine wichtige gesellschaftliche Funktion und will sie auch haben.
Als SAGE-Hochschule sind wir Bildungseinrichtung, Anlaufstelle und Impulsgeber*in in den Feldern Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung sowie Angewandte Theologie.
Beides erklärungsbedürftig: Kosten und Nutzen
Doch die politische Unterstützung und die damit einhergehende Finanzierung spiegeln diesen Auftrag nicht immer wider. Das hat auch mit folgendem Dilemma zu tun: Für die Finanzierungslogik sind harte Zahlen wichtig – erkennbare Effekte, messbare Erfolge. Was wir leisten und vor allem, was die Menschen in den SAGE-Berufen leisten – für die wir sie qualifizieren –, entzieht sich teilweise der Logik klassischer Finanzkennzahlen wie Gewinn und Umsatz. Eine Antwort auf die legitime Frage nach messbaren Erfolgen könnte darin bestehen, eine Gegenrechnung anzustellen: Wie hoch werden die Kosten sein, wenn wir nicht mehr tun, was wir tun? Kosten das Stabilisieren und Re-Demokratisieren einer instabilen Gesellschaft nicht ein Vielfaches mehr? Ist es nicht viel teurer, Erwachsene zu begleiten und zu unterstützen, die nicht von Partizipation und Bildungsgerechtigkeit in der Kindheit profitieren konnten? Oft sind langfristige Perspektiven erforderlich, auch länger als Legislaturperioden.
Ein aktuelles Beispiel aus der Frühpädagogik: Im Rahmen der Evaluation des Bundesprogramms Fachkräfteoffensive in der Kita hoffen wir auf die Finanzierung eines Folgeprojekts zur Erprobung der Ergebnisse in einem Reallabor. Das könnte wahrscheinlich helfen, der Tendenz zur Deprofessionalisierung im Kita-Kosmos eine Alternative entgegenzusetzen. Denn nach unserem Verständnis sind Kitas mehr als Aufenthaltsorte für Kinder – sie sind Orte, in denen gut geschulte Fachkräfte frühzeitig auf Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe hinwirken können. Inklusion und Partizipation sind wiederum zentrale Instrumente der Extremismusprävention. So lässt sich durchaus der Bogen von der Kita-Evaluation zum Erhalten der Demokratie schlagen. Wie wäre es, wenn Einrichtungen nicht nur der Sozialwirtschaft ihre Finanzkennzahlen um Sozialindikatoren erweitern würden? Beispielweise zu Stabilisierung von Lebensqualität, zu Sicherung des Zugangs zu lebenslanger Bildung, zu Stärkung von Demokratie. Etwas Vergleichbares vollzieht sich aktuell schließlich auch mit ökologischen Themen: Klimaindikatoren wie etwa der Treibhausgas-Ausstoß fließen mehr und mehr in Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichte von Unternehmen ein.
Von Netzwerken profitieren
Mit derartigen Fragen sind wir nicht allein. Umso sinnvoller ist es, dass wir im Schulterschluss mit anderen nach Lösungen suchen. Wir sind in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), dem Pendant für HAW in Baden-Württemberg und in der RKHD, der Rektor*innenkonferenz der Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft, vernetzt. Wir arbeiten mit MINT-Hochschulen zusammen, getreu dem Motto: das Beste aus beiden Fachwelten. Wir sind über Deutschland und Europa hinaus verbunden. Und wir stärken unseren Rücken weiter: Gegenwärtig intensivieren wir unsere Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschule Freiburg. Der Plan ist, unsere Ressourcen noch kooperativer zu nutzen, um den veränderten Rahmenbedingungen für Hochschulfinanzierung im Land zu begegnen. SocialPROfit – so heißt übrigens unser erfolgreicher Use Casefür das BMBF-Förderprogramm zur „Gewinnung und Qualifizierung professoralen Personals an Fachhochschulen“. Das Magazin ev.olve ist dabei ein Baustein.
Mehr Information
- Third Mission – Transfer von Forschung und Wissen
- Hochschulbericht 2024
- Gesellschaftliches Engagement der Hochschule und ihrer Wissenschaftler*innen
- Unser Magazin ev.olve zum Download