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Kann virtuelle Nähe räumliche Distanz überbrücken?

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Prof.in Dr.in Stefanie Engler, Foto: privat

„Distance caregiver sind emotional besonders herausgefordert durch die Covid-19-Pandemie“, stellt Prof.in Dr.in Stefanie Engler fest.  Bei ihnen handelt es sich vornehmlich um Familienmitglieder, zum Beispiel (Schwieger‑)Töchter, die nicht am Ort der pflegebedürftigen Verwandten wohnen. Sie erbringen wesentliche organisatorische, koordinierende und auch emotionale Leistungen. Die Distanz erschwert jedoch ihre Unterstützungsmöglichkeiten. Corona verschärft diese Situation.

Der bisherige Hilfe- und Pflegemix ist durch den Wegfall von Dienstleistungen und Hilfestrukturen im nahen Wohnumfeld pflegebedürftiger Personen gefährdet. Lücken in der Alltagsversorgung und in etablierten Netzwerkwerken sind die Folge. Engler: „Durch das Gebot des „social distancing“ werden diese Belastungen zur neuen Realität für Familien, in denen Kontakte zuvor häufiger möglich waren.“

Stefanie Engler hat auf dem Online-Symposium des Fachausschuss „Alter und Technik“ der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) zum Thema „COVID-19 als Brennglas: Was wir aus der Krise zum Thema Altern und Digitalisierung lernen können“ am 10.11.2020 aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt. Verknüpft hat sie diese mit der vertieften Auswertung einer Interviewstudie zur Situation von entfernt lebenden pflegenden und sorgenden Angehörigen.

Engler ist der Auffassung, dass „im Kontext der digitalen Transformation technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme praktische Lösungen versprechen: von Kommunikation über Trackingsysteme bis hin zur Telemedizin.“ In ihrem Vortrag vor der DGGG beleuchtete sie Chancen und Grenzen dieser Lösungsmöglichkeiten. „Für Angehörige bringt Technik ihren Nutzen vor allem, indem sie Kommunikation und Koordination erleichert. Sie macht virtuelle Nähe bei räumlicher Distanz möglich“, so Engler.

Häusliche Autonomie kann laut Expert*innen und Angehörigen durch alltagsnahe Lösungen, wie Beleuchtungs- und Sicherheitsfunktionen bis zur Haushaltsrobotik, unterstützt werden. Engler: „Beide Seiten diskutieren den Einsatz von Tracking- und Monitoringsystemen differenziert: als Beitrag zu Mobilität und Autonomie einerseits, als rechtlich-ethische Grenzüberschreitung andererseits.“ Kritisch betrachten die von Engler interviewten Expert*innen vor allem Überwachungsszenarien und Kontrollversuche sowie das fehlende Einbeziehen älterer Nutzer*innen.

Qualifizierte Beratungs- und Begleitungsangebote für Pflegende und Pflegebedürftige sind notwendig und dringlich. Das wird durch das „Brennglas“ Covid-19 besonders deutlich. Ohne diese kann das Potenzial bereits vorhandener Technologien nicht optimal ausgeschöpft werden.

Professorin Engler unterstreicht, „Exklusions- und Überforderungsrisiken nicht außer Acht zu lassen“ – neben den Potenzialen, die Sicherheit, Kontakt und Selbstbestimmung eröffnen.

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