'Hello from the Other Side’
Muslim Versions and Nasheed Covers as Sacralizations of Pop Songs
Anhand verschiedener Beispiele des britisch-pakistanischen Künstlers Omar Esa konzeptualisiert dieser Beitrag Muslim Versions und Nasheed Covers als Sakralisierungen von Popsongs. Sakralisierung wird dabei als religiös-ästhetische Praxis und Erfahrung von Produzenten einerseits und Rezipient*innen andererseits verstanden, die eng mit dem Prozess der Halalisierung als moralisch-religiöser Rahmung verbunden ist. Dabei nutzen Produzenten wie Esa bestimmte textuelle, klangliche und visuelle Techniken, um unerlaubte (haram) Popsongs in Coverversionen zu transformieren, die ihrem Islamverständnis zufolge erlaubt (halal) sind. Eine Auswertung von YouTube-Kommentaren verdeutlicht, dass Sakralisierung auch als religiös aufgeladener Rezeptionsprozess zu verstehen ist, der wiederum maßgeblich von der moralisch-religiösen Glaubwürdigkeit und Authentizität der Produzenten beeinflusst wird. Insofern hebt der Beitrag die wechselseitige Beziehung zwischen islamischen Normen und Alltagspraktiken hervor und hinterfragt Dichotomien zwischen Religiosität und Populärkultur.
Dschihadistische Anashid
Wenn im öffentlichen Diskurs hierzulande von Anashid (Sg. Nashid) oder in eingedeutschter Form von Naschids die Rede ist, dann häufig im Zusammenhang mit Dschihadismus beziehungsweise Salafismus. Sie werden als „Sound des Djihads“ (Report Mainz 2012) oder als „der mitreißende Sound des Salafismus“ (ufuq.de 2016a) beschrieben. Es handelt sich dabei jedoch nicht um irgendwelche Anashid, sondern um ganz bestimmte Gesänge, die auch Gegenstand dieses Artikels sind, nämlich um dschihadistische Anashid. Doch was genau sind dschihadistische Anashid? Was unterscheidet sie von anderen Anashid? Wie klingen sie? Welche Funktionen erfüllen sie, und welche Wirkung können sie in Radikalisierungsprozessen entfalten?
Radikalisierung und Musik
Funktionale Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Rechtsrock und dschihadistischen Anāshīd
Das Kapitel gibt anhand von Rechtsrock und dschihadistischen Anāshīd einen Überblick über die Forschungsliteratur zu Musik und Radikalisierung. Hierfür werden zunächst die jeweiligen Charakteristika von Musik im Dschihadismus und im Rechtsextremismus aufgezeigt. Auch wenn sich die Musik in ihrer konkreten Gestaltung unterscheidet, gibt es Parallelen hinsichtlich ihrer sozial-emotionalen und politisch-ideologischen Funktionen und angenommenen Wirkungen, wobei Emotion als verbindendes Element zwischen Musik und Radikalisierung eine bedeutsame Rolle zu spielen scheint. Ein abschließender Appell betont einerseits die Notwendigkeit empirischer Forschung und benennt andererseits die Probleme dieses Feldes.
Bilder der Gewalt
Künstlerische Auseinandersetzungen als pädagogischer Zugang
Die steigende Zahl gewaltvoller Bilder in den Medien prägt unsere Sehgewohnheiten und unseren Alltag. So wird der anhaltende Bürgerkrieg in Syrien in Form von Handybildern und Livestreams auf die Smartphones auch junger User*innen übertragen. Gleichzeitig machen sich dschihadistische Organisationen wie der sogenannte Islamische Staat (IS) digitale Infrastrukturen zu Nutze, um Bilder der Gewalt, die im Namen der Religion verübt wird, in die ganze Welt zu streuen – was unter Muslim*innen weltweit auf Widerspruch stieß. Künstlerische Positionen, die der Bildmacht des IS und anderer dschihadistischer Organisationen etwas entgegensetzen, sind in der breiteren Öffentlichkeit dagegen wenig bekannt. In ihrem Beitrag stellen die Autorinnen solche Arbeiten vor und geben Anregungen, wie sie sich in der Bildungsarbeit nutzen lassen.