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Generalsanierung mit Gold-Standard

Im August 2022 wurde das Hauptgebäude der Evangelischen Hochschule Freiburg nach zweijähriger Generalsanierung planmäßig wiedereröffnet. Der Hochschulbau erfüllt jetzt neueste Standards der Nachhaltigkeit. Nachhaltiges Bauen hat für die Evangelische Hochschule und ihren Träger, die Evangelische Landeskirche in Baden, einen sehr hohen Wert.

Das Hochschulhauptgebäude stammt aus dem Jahr 1975 und erfüllte nicht mehr die aktuellen Baustandards. Dies betraf zum Beispiel die Wärmedämmung, die Gebäudetechnik aber auch den Brandschutz. Nach der Generalsanierung entspricht das – früher „Altbau“ genannte – Gebäude neuesten Standards der Nachhaltigkeit. Kriterien hierfür hat die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, kurz DGNB, entwickelt. Das ganzheitliche Zertifizierungssystem bezieht die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen ein – und das über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.

Bis Anfang 2023 soll das Gebäude der Evangelischen Hochschule auf dem Campus in Freiburg-Weingarten das DGNB Zertifikat in Gold erhalten. Damit erfüllt es weit mehr Kriterien der Nachhaltigkeit als durch öffentlich-rechtliche Vorgaben festgelegt ist.

Mit den Kriterien der DGNB für nachhaltiges Bauen wird die Gesamtperformance eines Gebäudes bewertet – nicht nur einzelne Maßnahmen. Im Fokus stehen insbesondere die Themenfelder Ökologie, Ökonomie sowie soziokulturelle und funktionale Aspekte.

Was Nachhaltigkeit für ein Gebäude bedeutet

Der nachhaltige Umgang mit Gebäuden, ob Sanierung oder Neubau, hat enorme Potenziale zur Reduzierung von CO2-Emissionen für den Klimaschutz. Dazu gehört, dass Baustoffe verwendet werden, die wenig „graue Energie“ binden. Darunter wird die Energie eines gesamten Produktionsprozesses verstanden, von der Rohstoffgewinnung über den Transport, die Lagerung, den Verkauf bis zur Entsorgung. Darüber hinaus sollen Baustoffe zum Einsatz kommen, die eine möglichst lange Nutzungsdauer haben. Es geht also um Ökologie in Verbindung mit Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit.

Schadstoffe vermeiden

Im Zuge der Sanierung wurde das gesamte Gebäude (früher „Altbau“ genannt) auf Schadstoffe untersucht, da aufgrund der Bauzeit in den 70er Jahren mit Schadstoffen zu rechnen war. In einem sehr aufwendigen Verfahren wurden alle Schadstoffe beseitigt. Zum Beispiel wurde die mit gebundenen Asbestpartikeln durchsetzte Farbe von den Betonwänden entfernt. Dafür wurde das Gebäude komplett mit Folien abgeklebt und mit einem Unterdruck versehen, damit keine partikelbehaftete Raumluft nach draußen entweichen konnte. Die Handwerker betraten und verließen über Schleusen mit Duschen das Gebäude. Weiter wurden alle neu eingebauten Materialien auf Schadstoffarmut beurteilt und bewertet. Nach Fertigstellung fand im Gebäude eine Schadstoffmessung statt, bei der über 500 Stoffe untersucht wurden. Das Ergebnis war durchweg positiv.

Überholte Gebäudetechnik

Auch die Gebäudetechnik entsprach nicht mehr aktuellen Erfordernissen: Das betraf nicht nur die übliche Gebäudetechnik wie Sanitär, Lüftung, Heizung, Strom, sondern auch die Technik für zeitgemäßes Lehren und Lernen. So sind zum Beispiel Lehrräume für eine hybride Lehre ausgerüstet. Im gesamten Gebäude steht jetzt hochleistungsfähiges W-Lan zur Verfügung. Die Hochschullehrenden können an ihrem Pult die gesamte Seminartechnik mit Beamer und smarten Whiteboards steuern.

Brandschutz und pädagogisches Konzept passen jetzt zusammen

Das Hochschulgebäude brauchte ein neues Brandschutzkonzept. Hierbei geht es vor allem um die Sicherheit der Menschen im Gebäude oder in dessen näheren Umfeld. Doch der Brandschutz wirkt sich auch erheblich auf das pädagogische Nutzungskonzept aus. Die großen Foyers, die sich auf allen drei Stockwerken des Hochschulbaus befanden und heute immer noch befinden, konnten nur noch als Durchgangsorte genutzt werden. Mit dem neuem Brandschutzkonzept sind nun aus den Flur- und Foyerbereichen Kommunikationszonen und Arbeitsbereiche für Kleingruppen geworden, im Zuge von „New Work“ entstanden neue offene Raumkonzepte für die Hochschulverwaltung. Auch solche soziokulturellen Kriterien fließen in den DGNB-Gold-Standard ein.

Beispiele für die nachhaltige Sanierung

  1. Rohbau aus Beton wurde erhalten
    Das Grundskelett des Hauptgebäudes (Gebäudeteile A und C) aus Beton blieb erhalten. Da Beton einen vergleichsweise hohen Anteil grauer Energie hat, war diese Entscheidung der Wiederverwertung ein wesentlicher Schritt dahin, langlebige Baustoffe möglichst weiter zu nutzen.
  2. Bauschutt, der zum Beispiel beim Abriss des kleinen Anbaus anfiel, wurde bereits auf der Baustelle recycelt.
  3. Raumkühlung durch Grundwasser
    Sämtliche Räume im sanierten Gebäude werden im Sommer gekühlt. Hierfür transformiert eine Wärmepumpe die niedrigen Temperaturen des Grundwassers – i. d. R. 10 Grad – in die Fußbodenheizung. Es wird also „natürlich“ gekühlt.
  4. Erneuerbare Energie aus Sonnenstrahlen
    Die Evangelische Hochschule installiert im Laufe des Jahres 2023 Sonnenkollektoren auf dem mehrteiligen Gebäudedach. Damit wird insbesondere in den Sommermonaten bis zu 17 Prozent des Stromverbrauchs abgedeckt. Für die Hochschule sind die Kollektoren ein wichtiges Add-on. Denn der Gold-Standard des Hochschulgebäudes würde auch ohne ihren Einsatz erreicht werden.
  5. So klein wie möglich bauen
    Der Bauherr badische Landeskirche hat bei der Sanierungskonzeption Wert darauf gelegt, dass nur angemessene Fläche gebaut wird, also nicht mehr Raum entsteht, als tatsächlich benötigt wird. Es ging also darum, so „klein“ wie möglich und gleichzeitig effizient und funktional zu bauen. Denn nicht nur die Investitionskosten für Bau bzw. Sanierung, sondern auch die Kosten der Unterhaltung eines Gebäudes fließen in seine Gesamtökobilanz ein. Betrachtet werden dadurch die gesamten Kosten im Lebenszyklus eines Gebäudes über mehrere Jahrzehnte. Im Fokus steht nicht die Minimierung der Baukosten allein, sondern die Betrachtung des Gesamtaufwands inklusive der Bewirtschaftungskosten im Zeitablauf.
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