„Die Sanierung des Gebäude A war ein Großprojekt. Anders als bei staatlichen Hochschulen ist hier nicht das Land Baden-Württemberg zuständig. Verantwortung und Finanzierung liegen ganz bei unserem Träger, der Evangelischen Landeskirche in Baden. Ihren Leitungs- und Entscheidungsgremien sind wir sehr dankbar: Wir verstehen diese Investition als ein Statement, mit dem die Landeskirche sagt: „Weiterentwicklung von Gesellschaft ist und bleibt ein Auftrag von Kirche, zu dem wir auch mit den Mitteln einer Hochschule beitragen!“
Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff
Räume stehen für eine Weltsicht
„Ein Gebäude ist nie nur ein Raum, der durch Wände begrenzt ist, ein Gebäude drückt immer eine Weltsicht aus: es zeigt, wie das Zusammenleben von Menschen, den Nutzer*innen gedacht ist, welches Verhalten gefördert werden soll und welches nicht, es zeigt auch, wie das „Produkt“, der „Effekt“ gedacht ist, der mit dem Gebäude entstehen soll“, so Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff anlässlich der festlichen Einweihung des generalsanierten Hochschulbaus auf dem Campus Freiburg-Weingarten. „Auch ein Hochschulgebäude drückt eine Weltsicht aus und natürlich speziell eine Vorstellung von guter Qualifikation für das Sozialwesen, von Bildung für demokratische Mitgestaltung von Lehre und Transfer, die Kooperationspartner*innen systematisch einbezieht, von Forschung, die nützlich ist und Freude macht.“
Nah dran an dem, was Menschen bewegt
„Für uns als Evangelische Landeskirche in Baden ist die EH Freiburg ein Ort, an dem junge Menschen ausgebildet werden dafür, auf einem guten Fundament die Sozialräume mitzugestalten und Verantwortung im Sozialwesen zu übernehmen“, betonte Landesbischöfin Prof.in Dr.in Heike Springhart bei der Festakt. „Die Lehrenden und die Studierenden an der EH Freiburg forschen und lehren nah dran an dem, was Menschen bewegt. Sie sind geleitet vom differenzierten Blick auf die herausfordernden Lebenslagen und getragen von einem weiten theologischen Horizont. Das wird konkret, wenn sie zur Unterstützung von Kindern mit herausforderndem Verhalten forschen, das Gute Kita Gesetz evaluieren, Versorgungsforschung betreiben oder Sicherheit für Frieden neu denken.“
Sanierung früher als geplant abgeschlossen, Budget eingehalten
Die Evangelische Landeskirche in Baden hat mit der Generalsanierung des Hochschulbaus aus den 70er Jahren ein Großprojekt gestemmt. Michael Gerstner betonte, dass es gelungen sei, die Sanierung nicht nur pünktlich, sondern sogar deutlich früher abzuschließen, so dass das Hauptgebäude bereits im August 2022 und nicht erst zu Beginng des Wintersemesters 2022/23 bezogen werden konnte. Darüber hinaus sei die Sanierung auch im geplanten Budget geblieben. Beides sei keine Selbstverständlichkeit bei Projekten dieser Größenordnung. Gerstner ist Stellvertretender Leiter des Bereichs Kirchenbau im Referat Finanzen, Bau und Umwelt im Oberkirchenrat Karlsruhe (EOK).
Das Wort gilt
Für den Generalübernehmer Goldbeck sprach Projektleiter Tobias Mertens. Er stellte besonders heraus, wie verlässlich die Zusammenarbeit mit der badischen Landeskirche und der Evangelischen Hochschule gelaufen ist. „Man konnte sich auf Absprachen jederzeit verlassen“, so Mertens.
Architektur trifft Didaktik: Wie wir Kollaboration und Kommunikation möglich machen
„Der Sanierung ging ein mehrjähriger Planungsprozess voraus, der uns zum heutigen Tag führte“, erläuterte Prof.in Dr.in Stefanie Engler, Prorektorin für Lehre. „Dieser hatte die zentrale Frage zum Ausgangspunkt: wie kann es gelingen, unsere Hochschule in Fragen der Architektur und Raumgestaltung an heutige Bedürfnisse anzupassen? Die Beratung hierzu hat damals die Frage nach unserer Identität hier an der EH Freiburg an den Anfang gestellt – und nach unserem Kern gespürt: Wie forscht ihr hier? Wie wird gelehrt, gelernt, gearbeitet und kommuniziert? Die Ergebnisse der Workshops zur Planung und Umsetzung – unter Beteiligung aller Hochschulakteure – flossen in die jetzt realisierten Konzepte ein.“
„Schauen wir da genauer hin“, meinte Engler: „Gerade hat eine deutschlandweit vergleichend durchgeführte Absolvierendenbefragung neben anderen erfreulichen Ergebnissen gezeigt, dass der persönliche Kontakt, die Begegnung, der Austausch zwischen Studiernden und Lehrenden etwas ist, was uns ausmacht und von den Studierenden besonders geschätzt wird: Und dafür haben wir hier jetzt die besten Bedingungen. Die Foyers sind nun wieder nutzbar und haben Flächen erhalten, die multifunktional als „Kommunikationszonen“ für Meetings, für Ausstellungen, für Pausen genutzt werden können – für alle, auch semester- oder studiengangsübergreifende Begegnung wird hier ermöglicht. Farb- und Formgebung sind pädagogisch anregend, setzen Impulse ohne abzulenken, laden dazu ein, verändert und benutzt zu werden. Die Möblierung ist immer flexibel, beweglich, anpassbar, Tische und Hocker umorganisierbar, Sitz- und Stehgelegenheiten schaffbar. Sogenannte „Kokons“ stellen geschützte, abgeschottete Bereiche dar, hier können 4-6 Personen konzentriert arbeiten – als Raum für Gruppenarbeiten, Projektarbeiten, Forschungs- oder Studienprojekte. Loungeartige Bereiche mit Sofas dienen der Erholung, dem entspannten Lesen, dem Abschalten. Unterschiedliche Lernzonen sind jeweils nutzbar für ganz unterschiedliche Lernformen, -settings, -arrangements. Diese setzen an den Kompetenzen an, die in unserer sich rasant verändernden Arbeits- und Lebenswelt gebraucht werden und entsprechen unserem Selbst-Verständnis als SAGE-Hochschule: Wie ermöglichen wir Kollaboration und Kommunikation? Wie arbeiten wir kreativ miteinander? Wie fördern wir kritisches Denken? Wie entwickeln wir gemeinsam Forschungsfragen, die unser Lernen selbstorganisiert leiten? Wie arbeiten wir zusammen projektorientiert an aktuellen und praxisrelevanten Fragestellungen – agil, partizipativ? Die Räumlichkeiten spiegeln diesen Shift „from teaching to learning“ wieder – und damit die architektonische Unterstützung von Lehre, sich als lernenden- und kompetenzorientiert begreift.“
Arbeiten im geschützten und begleiteten Rahmen
Für die Studierenden sprach AStA-Vertreter Karsten Schuster. Er hatte Mitstudierende befragt, was sie mit dem wiedereröffneten Hochsculbau verbinden: „Ein zentrales Ergebnis meiner kleinen Umfrage ist, dass die Studierenden sehr froh über die umfassende Modernisierung des Hauptgebäudes ist. In den Gesprächen fielen Aussagen wie: Hervorragend, schön, super oder gemütlich. Sie finden die Möbel sehr schick, das Design gut durchdacht, Sessel, Sofas und Hocker sind einladend bequem, Tische teilweise höhenverstellbar. Selbstverständlich hat die Studierendenschaft auch eine Verbindung zu dem neuen Gebäude als Lern- und Bildungsort. Positiv verbinden die Studierenden damit das Lernen in einem geschlossenen Rahmen und in einem selbst gewählten Tempo mit eigener Prioritätensetzung. Im Rahmen eines Studiums kommt es immer wieder vor, dass man an die Grenzen seiner eigenen Komfortzone tritt und diese teilweise auch überschreitet. An der Evangelischen Hochschule geschieht dies in einem geschützten und begleiteten Rahmen.“
Karsten Schuster sprach auch über seine Erfahrungen in der Corona-Pandemie, die beispielhaft für die Mehrzahl der Studierenden ist: „Ich persönlich verbinde sowohl mit dem alten als auch dem neuen Gebäude die ganzen einschneidenden Veränderungen während meiner Studienzeit. Das Gebäude steht für mich für ein Studium, das durch die Corona-Pandemie von Anfang bis Ende von unvorhergesehenen Ereignissen geprägt war. Immer wenn das Gefühl von Struktur und Regelmäßigkeit eingetreten war, wurde dies recht zügig umgeworfen. Nach einem Regelsemester in Präsenz folgten Online-Semester, auf Online-Semester folgten Hybrid-Semester, zwischendrin Praktika in unterschiedlichster Form. So richtig an der Hochschule war ich eigentlich nur in diesem Wintersemester 2022/23.“
Mehr Info zur Hochschule
- Festliche Einweihung: https://www.eh-freiburg.de/veranstaltungen/festliche-einweihung-des-sanierten-hochschulbaus/
- Generalsanierung und Nachhaltigkeit: https://www.eh-freiburg.de/unser-campus/ und https://www.eh-freiburg.de/generalsanierung-mit-gold-standard/
Bildergalerie zur festlichen Einweihung am 09.12.2022
alle Fotos: Marc Doradzillo