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Human library – Menschen sind wie Bücher

Human Library – oder wie die Bibliothek der Hochschule lebendig wurde

„Am Samstag, den 4. November 2017, verwandelte sich die Bibliothek der Evangelischen Hochschule in eine lebendige Bibliothek. Kindheitspädagogik – Studierende des 5. Semesters und andere Studierende aller Fachbereiche hatten die Möglichkeit, sich einen Nachmittag lang statt Bücher, Menschen für ein Gespräch über deren persönliche Geschichten, die von Besonderheiten und Stigmatisierungen geprägt sind, auszuleihen.“

Nach eigener Darstellung ist die Human Library eine Organisation, die durch die gleichnamigen Veranstaltungen in aller Welt versucht, aktiv für die Gleichwertigkeit und die Rechte aller Menschen einzutreten und Vielfalt zu fördern. Durch die persönlichen Gespräche und den direkten Kontakt werden Vorurteile abgebaut und das gegenseitige Verständnis gefördert.

„Das Konzept „Human Library“ wurde von der dänischen Jugendinitiative „Stoppt Gewalt!“ entwickelt und im Jahr 2000 auf dem Roskilde Festival in Dänemark das erste Mal umgesetzt. Mittlerweile ist die Human Library Organisation eine eigenständige NGO, die schon in über 70 Ländern Human Libraries veranstaltete. Ziel der Methode ist es, einen sicheren und positiven Gesprächsraum zu schaffen, in dem schwierige Fragen erwartet, wertgeschätzt und beantwortet werden. Es geht darum, dass die Teilnehmenden ihre eigenen Vorurteile und Stereotype hinterfragen und durch die persönlichen Geschichten der Bücher ein besseres gegenseitiges Verständnis erzeugt wird. Dadurch sollen auch die Menschenrechte und die Gleichberechtigung eines jeden Menschen mehr in das Bewusstsein der Teilnehmenden gerückt werden.“

In einer Human Library gibt es, wie in jeder anderen Bibliothek auch, Bücher, Lesende, Bibliothekare, die Ausleihe und einen Katalog. Anders als in einer gewöhnlichen Bibliothek können Menschen anstelle von Büchern für ein Gespräch ausgeliehen werden. Die Menschen haben in ihrem Leben Erlebnisse und Erfahrungen gemacht, die sie von anderen unterscheiden. Sie haben Vorurteile, Stereotype oder auch Diskriminierung erlebt. Jeder Mensch als „Buch“ der Human library hat seine eigene Zusammenfassung geschrieben, um den Lesenden einen Eindruck zu vermitteln, über welches Thema sie sich unterhalten können.

Aus diesen Zusammenfassungen entstand ein Katalog, mit dessen Hilfe sich die Lesenden über die menschlichen Bücher informieren und sich entscheiden konnten, mit wem sie sprechen und über welches Thema sie mehr erfahren wollen. Die Gespräche mit den menschlichen Büchern fanden in Gruppen von zwei-drei Personen statt und dauerten ca. 20 Minuten.

Die Idee, eine Human Library an der Evangelischen Hochschule durchzuführen, entwickelte Anna-Lena Then – 7. Semester Soziale Arbeit – während eines Auslandssemesters in Helsinki. „Dort habe ich im Rahmen des Moduls „Anti-oppressive Practice“ an der Gasthochschule eine Human Library besucht“, berichtet sie. Sie war von der Idee so fasziniert und von den Gesprächen so bewegt, dass sie auch anderen Menschen die Chance geben wollte, diese Erfahrung zu machen.

Anna-Lena Thene konnte ihre Komilitonin Luzia Kühnel, die ebenfalls im 7. Semester Soziale Arbeit studiert, für das Thema begeistern. Beide organisierten im Rahmen ihrer Bachelorthesis eine Human Library an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Then: „Nach zwei Monaten Vorbereitung fand am 4. November 2017 die erste Veranstaltung statt. Zehn menschliche Bücher, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit Vorurteilen konfrontiert werden, berichteten den ca. 64 Lesenden sehr offen aus ihrem Leben“.

„Die sehr positiven Rückmeldungen, die wir sowohl von den Lesenden als auch von den Büchern bekommen haben, machen mich glücklich und entlohnen die Arbeit der letzten Wochen“, sagt Kühnel. Ein menschliches Buch erzählt, dass es sich mit den Menschen an der Hochschule sehr wohl gefühlt habe und die Atmosphäre sehr menschlich und harmonisch gewesen sei.

Ein Lesender berichtet: „Ich halte es für eine beeindruckende Methode, die mir die Augen geöffnet hat für die Geschichten hinter den Vorurteilen.“ Medial begleitet wurde die Human Library von einem Multimedia Producer und einer Kommunikationsdesignerin. Sie machten es möglich, dass die Eindrücke und Erlebnisse der Human Library in Bildern und einem Film festgehalten werden konnten. Der Film liegt der Bachelorarbeit „Don’t judge a book by its cover. Hintergründe, Durchführung und Evaluation der Freiburger Human Library“ bei und dient als visuelle Dokumentation des Projektes.

Der Film „Human Library an der Evangelischen Hochschule Freiburg“

https://spark.adobe.com/page/2K20VzwqnasDT/

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Weitere Informationen zur Human Library

http://humanlibrary.org

Dezember 2017 nach einem Bericht von Luzia Kühnel und Anna-Lena Then, Studierende im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit

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