Die Folgen des Balkankriegs der 90er Jahre sind in Bosnien-Herzegowina deutlich sichtbar. Viele ältere Menschen kämpften mit den Folgen schwerer Kriegsverletzungen und der Aufarbeitung von kriegsbedingten Traumata, berichten angehende Sozialarbeiter*innen von ihrer Studienfahrt. Unter dem Themenfokus Soziale Gerontologie haben sie sich mit dem Leben älterer Menschen sowie dem Sozial- und Gesundheitssystem in der Teilrepublik Srpska auseinandergesetzt.
Die Studienfahrt fand unter gemeinsamer Leitung von Professor Dr. Thomas Klie (EH Freiburg) und Professorin Dr. Martina Wegner von der Hochschule München statt. Stationen waren zum Beispiel das Gesundheitsministerium und ein Gespräch mit Minister Dragan Bogdanic, das Zentrum für Gerontologie in Banja-Luka, das städtische Uniklinikum, eine gemeinsame Lehrveranstaltung mit der Universität Banja Luka zum Thema Identität, Heimat und gutes Leben sowie das Center of Social Work – vergleichbar mit einem deutschen städtischen Sozialamt.
Für die Studiengruppe wurde ein Land erlebbar, das gekennzeichnet ist durch 65% Jugendarbeitslosigkeit, rund 150.000 Flüchtlinge an der kroatischen Grenze, einer dramatischen Haushaltslage und geringen Löhnen. Gespräche mit Sozialarbeiter*innen machten deutlich, unter welchen erschwerten Bedingungen das Tripplemandat – Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse des Klienten, der eigenen Profession sowie der sozialpolitischen Bedingungen – in der Praxis gelebt wird.
Das Center of Social Work spüre deutlich die Auswirkungen wechselnder politischer Linien, so habe es in fünf Jahren bereits vier verschiedene Leitungen gegeben, berichten die Studierenden. Eine verlässliche langfristige Zielbestimmung der Arbeit sei so kaum möglich. Die Abwanderung von Fachkräften in die EU sei ein Problem.
Die Studierenden der Sozialen Arbeit verlassen Banja-Luka mit dem Eindruck von einem Land, das „immer noch auf der Suche nach seiner Identität, Stabilität und Zukunft ist“.