Vorlesen fördert die kindliche Sprachentwicklung. Zu diesem Thema startete mit einem großen Vorlese-Event Anfang Juli 2022 eine wissenschaftliche Weiterbildung in Heppenheim (Bergstraße). Rund 200 Erzieher*innen haben sich von „Lese! Wild und wundervoll“ inspirieren lassen. Die Kindheitspädagogin Prof.in Dr.in Dorothee Gutknecht entwickelte die Fortbildungsreihe und führt sie in Heppenheimer Kitas für Multiplikator*innen zur Sprachförderung durch.
Fortbildungen dieser Art sind eine typische Transfer-Aufgabe einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu vermitteln. Die Fortbildungsreihe, die sich an Kita-Fachkräfte aus Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft richtet, wird von der Stadt Heppenheim, Fachbereich Kinderbetreuung unterstützt, Bürgermeister Rainer Burelbach sprach das Grußwort zum Event, der Lions Club Heppenheim fördert sie.
Das Vorlesen hilft Kindern, ihr Weltwissen und ihren Wortschatz zu erweitern, Sprachverständnis aufzubauen, Empathie und Vorstellungskraft zu entwickeln und sich besser konzentrieren zu können.
„Forschungsbefunde zeigen, dass sprachliche Schwierigkeiten gerade nach den wiederholten Corona-Schließzeiten bei Kindern aktuell vermehrt festgestellt werden. Zudem besuchen viele Kinder mit keinen oder nur geringen Deutschkenntnissen die Kitas, zum Beispiel bedingt durch Flucht. Hier muss zunächst insbesondere das Sprachverstehen als Basis in den Mittelpunkt gerückt werden“, erklärt Gutknecht.
Nach zwei Jahren der corona-bedingten teils sehr starken Einschränkung von Begegnungen, sollte der fachliche Austausch durch das Event wieder angeregt werden. Dort trat der Vorlese-Künstler Rainer Rudloff auf, der nicht nur Schauspieler ist, sondern auch Atem-, Sprech- und Stimmtherapeut. Gutknecht: „Er reicherte das Vorlesen immer wieder durch Vorlese-Tipps für die Kita-Fachkräfte an.
Die aktuelle Transferforschung zeigt auch, dass in den Einrichtungen, in denen die Multiplikator*innen tätig sind, ein positives Klima für Veränderungen nötig ist – zum Beispiel um eine sogenannte Spur des Verstehens durch die Kita zu legen. Dabei wird systematisch das Sprachverstehen unterstützt, und zwar durch Visualisierungsstrategien – wie Piktogramme, Gebärden, bildgestütztes Arbeiten. Beim Vorlesen werden gezielt Requisiten aber auch Mimik und Gestik eingesetzt.
Ein zentraler Gewinn des Vorlese-Events ist – neben der Vermittlung klarer Strategien – auch die große Aufbruchstimmung, die für den Bereich der sprachlichen Bildung in den Kitas erzeugt wurde.
Zum Abschluss der Heppenheimer Fortbildungsreihe im April 2023 erhalten alle Teilnehmer*innen das Zertifikat „Fachkraft für Kommunikations- und Sprachstrategien in der Kita“.
Sprachförderung in der Kita ist eine zentrale Aufgabe von pädagogischen Fachkräften. Sie gehört zum Bildungsauftrag einer Kindertageseinrichtung und ist im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 – 10 Jahren verankert. Dieser ist Grundlage der pädagogischen Arbeit in den Heppenheimer Kindertageseinrichtungen.
Professorin Gutknecht konzipierte auch die vom Land Baden-Württemberg geförderte Weiterbildung Kita-Profil Sprache (Fachkraft für Sprache und Kommunikation). Im Rahmen des von ihr gegründeten Frühpädagogik Netzwerks QuiKK, Qualität in Kinderkrippen und in der Kindertagespflege, leitet sie auch Arbeitsgruppen zur Weiterbildung, aktuell zu den Themen „Achtsamkeit, Green Care und planetare Perspektiven“, „Partizipation/Demokratiebildung“, „Makro- und Mikrotransitionen“, „Professionelles Berühren und Bewegen: das Handling in der Kita“.