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Viel journalistische Kompetenz auf dem Roten Sofa

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Auf dem Roten Sofa, v. li.: Thomas Hauser, Berthold Dietz, Christoph Ebner; Foto: Marc Doradzillo

Die Evangelische Hochschule Freiburg packt das Rote Sofa wieder aus. In Pandemiezeiten etwas angestaubt, ließ Prof. Dr. Berthold Dietz das gute Stück in den Großen Hörsaal der Hochschule bringen.

Der Leiter des Master-Studiengangs Sozialmanagement wiederbelebte damit ein Talk-Format, das zuletzt virtuell halten musste. Themen waren der Wandel von Medienwelt und Aufmerksamkeitsindustrie und wie Soziale Arbeit sich zwischen all den „großen Nachrichten“ in Krisenzeiten Gehör verschafft.

Berthold Dietz: „Zu Gast sind zwei „Urgesteine“ des badischen Journalismus, Christoph Ebner und Thomas Hauser“. Thomas Hauser, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der Badischen Zeitung, ist der Evangelischen Hochschule und dem Master-Studiengang seit vielen Jahre verbunden. Seine Expertise stellt er Sozialmanager*innen unterschiedlichster Berufsgruppen zur Verfügung.

Christoph Ebner ist seit 2018 Leiter des SWR-Studios Freiburg. Er arbeitete für Zeitungen, machte Hörfunk und ist nun im SWR-Studio ein multimedialer Anbieter (Radio, Fernsehen Online) – und weiß also, was das Spielen auf der Öffentlichkeitsklaviatur bedeutet.

Beide Gäste waren sich einig, dass die Meinungs- und Pressefreiheit als Säule freier und demokratischer Gesellschaften weltweit unter Druck steht. Soziale Medien spielten bei der Entwicklung antiliberaler Tendenzen eine oft verharmloste Rolle. Umso wichtiger seien öffentlich-rechtliche Strukturen und – allen Konzentrationen im Medienmarkt zum Trotz – das stete Bemühen um journalistische Standards einer kritisch nachfragenden Presse.

Thomas Hauser mahnte an, es brauche vor allem eine kritische öffentliche Kommentierung von ungefilterter Meinungsmache durch Interessengruppen, die per Internet ihre eigenen Nachrichten machten. Hier sei man nämlich oft sehr viel näher an der Propaganda als am Journalismus.

Christoph Ebner war sich sicher, dass die Grundhaltung zu einem Qualitätsjournalismus ungebrochen sei und dass sich trotz Facebook und Co. auch das Fernsehen und die Mediatheken als „Bildermedium“ behaupten würden. Gerade in Zeiten von Kriegsberichterstattung und dem Ende mancher Gewissheiten sei der öffentlich-rechtliche Auftrag einer des zweimal Hinschauens, auch wenn die (Kriegs-)Bilder oft unerträglich und schwer vermittelbar seien.

Aus Sicht der Studierenden stellte sich die Frage, wie Soziale Arbeit und Journalismus besser zusammenarbeiten können. Beide Professionen sind an Menschen und deren Geschichten interessiert. Gerade in Bereichen wie der Arbeit mit Geflüchteten werde deutlich, wie nahe man sich bei der Zusammenarbeit sei.

Auf ihre beruflichen Erfahrungen mit Sozialarbeiter*innen angesprochen, konnten beide Journalisten vom Sofa aus nur Positives berichten. Sicher habe nicht jede Pressemeldung Erfolg. Aber wem es gelinge, seine Pressekontakte aufzubauen und zu pflegen, werde sich auch in der Flut der Informationen Aufmerksamkeit verschaffen, wenn es etwas Wichtiges zu berichten gebe.

Allerdings sei manche Leisetreterei in der Szene zwar sympathisch, aber nicht angemessen. Pressearbeit sei dringend darauf angewiesen, dass die Fachwelt immer wieder auf soziale Probleme aufmerksam macht. Nur so sei eine fundierte Auseinandersetzung und letztlich ein gesellschaftlicher Dialog möglich. Aber es gelte immer noch der alte Journalistensatz – so Ebner – dass sich kein Journalist, keine Journalistin mit einer Sache gemein machen sollte, und sei es auch eine noch so gute Sache.

Für Professor Dietz ist der ständige Dialog mit Medienvertreter*innen insbesondere für Leitungskräfte in sozialen Berufen unabdingbar, um mit der eigenen Arbeit wahrgenommen zu werden und Problemsichtweisen und -lösungen an ein breiteres Publikum kommunizieren zu können. Berthold Dietz: „Und so wird es sicher auch die Freiburger Medienwelt erfahren, wenn demnächst wieder Expert*innen auf dem Roten Sofa Platz nehmen“.

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