ev.olve - 02/2022

„Wir haben einen besonders attraktiven Ort geschaffen“ Das Hauptgebäude der Evangelischen Hochschule Freiburg stammt aus den 70er-Jahren. Jetzt hat die Hochschule es generalsanieren lassen. Was heißt das genau? Wenn man es technisch ausdrücken würde, haben wir das alte Gebäude an die heutigen Bedürfnisse ange- passt. Der Bau stammt aus dem Jahr 1975. Er war schlicht nicht mehr nutz- bar. Es gab zum Beispiel keine gut funktionierende Wärmedämmung, unübersichtlich verschachtelte Flure, keinen zeitgemäßen Brandschutz. Es passte aber auch nicht mehr in die heutige Zeit. Heute hat ein Hoch- schulbetrieb andere Ansprüche an die Architektur und Raumgestaltung, als man sie zur Zeit des Baus hatte. Welche Anforderungen soll das neue Gebäude erfüllen? Lassen Sie mich das anhand der Planung illustrieren. Wir haben zum Umbau des Hauptgebäudes eine Beratungsfirma an Bord geholt. Die wichtigste Frage, die diese Firma uns gestellt hat, war nicht: Welche Räume brauchen Sie? Sondern: Wie funktioniert ihr eigentlich? Was macht ihr? Zu welchen Themen forscht ihr? Welche Fächer gibt es hier? Wie wird an der Hochschule gelehrt, gelernt, gearbeitet und kommuniziert? Wie beantwortet man diese Fragen? Das war eine spannende und wich- tige Erfahrung. Man muss sich das als einen Prozess vorstellen, an dem ziemlich viele verschiedene Parteien beteiligt sind. Da ist zum einen die Evangelische Hochschule selbst. Aber das Gebäude gehört nicht uns, sondern unserem Träger, der Evangelischen Landeskirche in Baden. Da sind die Hochschul- lehrenden, die andere Ansprüche und Ideen haben als die Studie- renden oder die Verwaltung, die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen aus dem Forschungsbereich, dazu das Publikum von Fachtagen und wissenschaftlichen Weiterbildungen, Gäste von öffentlichen Vorträgen. Die Beratungsfirma hat eine Menge Know-how in diesen Dingen mit- gebracht, sie ist auf solche Hoch- schulprojekte spezialisiert. Die Ausarbeitung der Antworten geschah dann in Workshops – gemeinsam mit Studierenden, mit Lehrbeauftragten, mit Professor*innen, wissenschaftlich Mitarbeitenden und mit Verwaltungs- angestellten. Das heißt, alle Gruppen an der Evangelischen Hochschule und der Träger als Bauherr waren an der Planung zum Umbau beteiligt und haben ihre Ideen eingebracht. Dadurch haben wir auch viel über uns gelernt. Einiges davon haben wir nur diffus geahnt oder vermutet, jetzt haben wir es schriftlich fixiert und in ein Raumkonzept übersetzt. Die Um- setzung der Anforderungen, die das Beratungsbüro ausgearbeitet hatte in Abstimmung mit dem Bauherrn und dem Architekten, ist ein stetiges Aushandeln. Am Anfang steht da ein abstraktes Raumprogramm. Irgend- wann geht es um ganz konkrete Dinge wie Materialien von Oberflächen, von Böden, von Wänden, die technische Ausstattung von Lehrräumen und speziellen Fachräumen, es geht um die Bestellung von multifunktionalen Möbeln. Was sind die wichtigsten Dinge, die sie gelernt und umgesetzt haben? Die Evangelische Hochschule hat einen sehr guten Ruf als Wissen- schaftseinrichtung, und auch, weil der Kontakt zwischen den Gruppen an der Hochschule als verbindlich, persönlich und kommunikationsstark gilt. Der Austausch ist bei uns sehr gewünscht. Und das alles spiegelt sich in dem modernisierten Gebäude wider. Dort haben wir zum Beispiel Kommunikationszonen aufgesetzt – mit einem neuen Raumkonzept und mit passender Ausstattung. Wurde denn alles verändert? Das Grundskelett des Gebäudes blieb erhalten. ‚Sehr gute Betonqualität‘, wurde uns bestätigt. Das heißt, dass auch die Aufteilung, etwa die großen Foyers auf allen Etagen, so geblieben ist, wie sie von den Architekt*innen der 70er-Jahre vorgegeben wurde. Diese Foyers durften wir aber seit 2014 nicht mehr mit Möbeln ausstat- ten, da das Probleme für den Brand- schutz gegeben hätte. Das heißt, sie konnten seitdem nicht mehr benutzt werden – ob für Arbeitsgruppen, Meetings, Ausstellungen, Pausen. Das haben wir jetzt durch die Sanierung bestmöglich gelöst. Wie kann man sich das genau vor- stellen? Das Gebäude ist fingerförmig an- geordnet. In den „Fingern“ befinden sich Büros, Besprechungs-, Seminar- und spezielle Fachräume. Wenn man von dort in die Foyers kommt, gibt es nun verschiedenartige Zonen fürs Arbeiten und für die Kommuni- kation, egal, zwischen wem – zum Beispiel unter Studierenden und Dozierenden oder zwischen beiden Gruppen. Da gibt es sogenannte Kokons, also geschützte Bereiche, die etwas abgeschottet sind, in denen vier bis sechs Personen konzentriert arbeiten können, aber auch Sofas 7

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