ev.olve - 02/2022

Das Sommersemester 2022 endete mit einer großartigen Neuigkeit: Auch Professor*innen der EH Freiburg können demnächst Promotionen betreuen. Möglich wird dies durch einen Promotionsverband, den die 24 Hochschulen für Ange- wandteWissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg im Juli gegründet haben. An diesen Verband wird das Promotions- recht verliehen. Im September hat derWissenschaftsaus- schuss des Landtags die entsprechende Verordnung bestätigt. Bislang konnten Professor*innen an HAW ihre Promovieren- den nur in sogenannten kooperativen Verfahren gemeinsam mit Kolleg*innen von Universitäten oder Pädagogischen Hoch- schulen begleiten. DieserWeg wird auch weiterhin möglich sein. Bereits die bisherige Statistik zeigt die Forschungsstärke der HAW: Allein die Professor*innen, die Mitglied im hoch- schulübergreifenden Forschungsnetzwerk Baden-Württem- berg Center of Applied Research (BW-CAR) sind, haben seit 2014 über 600 jungeWissenschaftler*innen zur Promotion geführt. 71 Promotionen wurden an der EH Freiburg begleitet. Die Promotion wird nicht leichter, aber leichter zu organisieren Mit dem neuen Promotionsrecht erkennt das baden-würt- tembergischeWissenschaftsministerium die enormen For- schungsleistungen der HAW an und stärkt sie dadurch. Das sind für alle gute Nachrichten: Für die EH Freiburg und ihre Professor*innen, weil ihre Betreuungsleistungen nun auch ihnen und ihren Hochschulen zugerechnet werden. Zudem können wir auch unsere eigenen Studierenden kontinuierlich bis zum Abschluss der Promotion betreuen und fördern. Für forschungsaffine Student*innen sind es gute Nachrichten, weil sie nun in ihrer Disziplin und bei ihren Professor*innen promovieren können. Denn viele Studiengänge werden aus- schließlich an HAW angeboten, beispielsweise die Bachelor Soziale Arbeit und Pflege. Das Promotionsrecht für die HAW – ein logischer und sachgerechter Schritt Historisch gesehen ist das Promotionsrecht für forschungs- starke Professor*innen an HAW ein logischer Schritt. Als Ende der 1960er-Jahre die ersten Fachhochschulen gegründet wurden, lag deren Fokus zwar eindeutig auf der Lehre. Doch schon seit den 1980er-Jahren gehörte die anwendungsorien- tierte Forschung zu den Aufgaben dieser Hochschulart – und ihre Bedeutung nahm rasant zu. An der EH Freiburg begann sie 1984 mit der Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung. Mit der Bologna-Reform und neuen, für alle Hochschularten geltenden Landeshochschulgesetzen seit den 2000er-Jahren wurde der Unterschied zu Universitäten immer kleiner. An allen Hochschulen sind Lehrende heute zugleich Forschen- de. Und seit der Einführung von Master-Studiengängen an den Fachhochschulen – den heutigen HAW – können ihre Absolvent*innen die Voraussetzungen für eine Promotion er- werben. Transparente Qualitätskriterien für die Forschung Skeptische Stimmen befürchten eine „Promotion light“, und dass die Unterschiede zwischen den Hochschularten abneh- men könnten. Doch der Verband stellt sicher, dass sehr hohe, bereits länderübergreifend erprobte Qualitätskriterien an die Mitglieder des Promotionszentrums angelegt werden. Anders als an Universitäten müssen sich die Professor*innen alle fünf Jahre erneut dem Prüfverfahren unterziehen. Allein dieser Verband – und nicht einzelne Hochschulen oder Professor*innen – hat das Promotionsrecht. Professor*innen werden nur dann in das Promotionszentrum des Verbands aufgenommen, wenn sie Forschungsaktivitäten und -stärke belegen. Die Qualität der Forschung steht also im Fokus. Die Kriterien dafür sind transparent und sie werden regelmäßig evaluiert. Besonderheiten der HAW sind ihre Stärken Es ist ein hohes Gut der HAW, das sie von Hochschulen mit altem Promotionsrecht unterscheidet: Die Berufserfahrung ihrer Professor*innen, die anwendungsorientierte Forschung und Lehre – und bei SAGE-Hochschulen (*) wie der EH Frei- burg ihre Kooperationen mit Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens. Die HAW sind Orte, an denen Lehrende und Studierende gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Aufgaben suchen. Das neue Promotionsrecht macht sie als Forschungs- und Arbeitsorte noch attraktiver. (*)SAGE-Hochschulen sind Hochschulen der Bereiche Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung Promovieren? Alle HAW- Optionen 3 5 Jetzt promovieren Professor*innen der HAW selbst

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