ev.olve - 02/2022

Eines steht für Sabine Allwinn fest: „Wer lehrt, dem muss na- türlich die Theorie vertraut sein, aber man sollte auch wissen, was die Praxis braucht.“ Ein Leitgedanke, der sich in ihrem Werdegang widerspiegelt. Sie studiert Soziologie mit dem Schwerpunkt Kulturanthropo- logie an der Universität Mannheim, reist nach Zentralamerika, lernt andere Lebenswelten kennen und begeistert sich bis heute für dieWahrnehmung und Analyse vielfältiger sozialer Kontexte und Perspektiven. An das erste Diplom schließt sie ein Psychologiestudium an. Hier und bei ihrer späteren Arbeit in psychosomatischen und onkologischen Kliniken sowie für die stationäre Jugendhilfe interessiert Allwinn, wie Menschen und Gesellschaften mit gravierenden Belastungen umgehen. „Denn Trauma ist nie nur etwas Individuelles, es hat immer auch die Dimension der Verwundung einer Gemeinschaft.“ Es ist ihr wichtig, diesen ganzheitlichen und multiperspekti- vischen Ansatz im Studium der Sozialen Arbeit zu verankern. Als Dekanin des früheren Fachbereichs Sozialarbeit/Sozial- pädagogik steuert sie von 2002 bis 2009 die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge und entwickelt mit Kolleg*innen und Kooperationspartner*innen in der Praxis die Curricula weiter. Als Dekanin fordert sie in Berufungsverfahren Teamfähigkeit von Bewerber*innen: „Lehren und Lernen ist Teamwork: Nur im Austausch entstehen neue Ideen.“ Hier- zu gehört für Allwinn auch Konfliktbereitschaft: Sie sei die Mutter allerWeiterentwicklung. Die gute Konfliktkultur an der Hochschule motiviere Studierende, über ihre Denkgrenzen hinauszugehen. Mit Dankbarkeit und Freude blickt Sabine Allwinn zurück: „In den 90ern wendeten sich Fachhochschulen vermehrt der For- schung zu – die Evangelische Hochschule hatte damit schon Anfang der 80er-Jahre begonnen. Sozialarbeit und Sozialpäda- gogik entwickelten sich zurWissenschaft Soziale Arbeit. Und es hat mir auch großen Spaß gemacht, mit Kolleg*innen und Praxispartner*innen daran mitzuwirken.“ Prof.in Dr.in Sabine Allwinn denkt als Soziologin und Psychologin über Grenzen hinweg. Als Professorin für Psychologie war sie seit 1997 tätig. Abschiede aus dem Hochschuldienst Lisa Joan Gabauer ev.olve 3 2