ev.olve - 02/2022
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf internationale Programme aus- gewirkt? Gerade der Austausch durch persönliche Begegnungen hat während der letzten Corona-Jahre sehr gelitten. Digital ist das nicht dasselbe. Trotzdem haben wir auch dafür neue Formate entwickelt: Seit 2020 gibt es die International Talks, die öffentlich sind. Immer online. Immer Diskussionsformat. Immer gesell- schaftsrelevante, internationale Themen, wie zum Beispiel „Peace-Building by Interreligious Dialogue“ mit Emmanuel Kwame Tettey vom Akrofi-Christaller Institute in Ghana. Die Talks haben neue Perspektiven in die Hochschule gebracht. Dennoch sind wir sehr froh, dass sich die weltweite Lage wieder so verändert hat, dass Studierende reisen können. Für mich ist bei allem die persönliche Interaktion zentral: Dieselbe Luft miteinander zu atmen und – auch wenn es pathetisch klingen mag – sich als Menschen gegenseitig zu erleben. Das macht was aus. Internationalisierung kann man also lernen? Ich denke schon … (lacht)… zum Bei- spiel indem wir in unseren Bachelor- und Master-Studiengängen internationale Perspektiven vermitteln – im Fach- terminus gesprochen. Das meint, dass andere Lebenslagen wahrgenommen werden, aber auch der wissenschaftliche Diskurs anderer Länder. Der eigene Kontext wird nicht als einzige und einzig richtige Referenz erfahren. Dazu gehört beispielsweise dasWissen, wie soziales und pädagogisches Handeln unter Be- dingungen extremer Armut möglich ist. Unsere Studierenden gehen dann mit den erworbenen Kompetenzen für ein bis zwei Semester ins Ausland. Und sie kommen verändert zurück nach Deutschland. Und, das ist mir auch noch wichtig: Natürlich erleben, analysieren und reflektieren Studierende auch in Deutschland, wie unterschiedlich Lebenslagen und Zugänge zur Realität sind. Fremdheitserfahrungen im Ausland haben allerdings meist eine besondere Intensität, sie irritieren den gewohnten Blick. Einer unserer Studierenden aus dem Bachelor Soziale Arbeit mit Inter- nationalen Profil war in einem kleinen Ort in Paraguay – übrigens gefördert durch unsere Partnerorganisation Brot für die Welt. Der Kontakt dort mit indigenen Völkern hat ihm deutlich gemacht, dass ganz konkrete Probleme globale Hinter- gründe haben – und diese auch hier in die Soziale Arbeit einfließen müssen. Die Arbeit in einer Kita im schwedischen Stockholm hat einem Studierenden der Kindheitspädagogik eine Lebens- und Arbeitskultur gezeigt, die er so noch nicht kannte. Eine Studierende der Religi- onspädagogik/Gemeindediakonie erlebte in einer Kirchengemeinde in Prag andere Formen von Spiritualität und Religiosität. Also ja, sie haben etwas gelernt. Freiburg liegt in einem Dreiländereck, da liegt doch eine Zusammenarbeit mit den Nachbarländern nahe … RECOS ist das Stichwort! Unsere trinationale Hochschulkooperation mit Frankreich und der Schweiz, unser European Campus. Er ermöglicht angehenden Sozialarbeiter*innen, Kindheitspädagog*innen und Diakon*innen eine Zusatzqualifikation. Dabei geht es um gegenseitig anerkann- te Studienabschlüsse und damit sowohl Arbeitschancen in den Nachbarländern als auch bessere fachliche, grenzüber- schreitende Zusammenarbeit. Auch For- schungsprojekte basieren auf RECOS, wie im Bereich des grenzüberschrei- tenden Kinderschutzes. Daraus ist das sogenannte Vademecum entstanden, ein Handbuch für Fachkräfte in französischer und deutscher Sprache. Es enthält Infor- „Eine globale Perspektive immer mitdenken“ ev.olve 3 0
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5