ev.olve - 01/2022

TK— Man spricht ja heute gern von Entrepreneurship, also von der Fähigkeit zu unternehmerischem Denken und Handeln. Das hat meine Generation, die an der Evangelischen Hochschule Frei- burg erstmals Forschung betrieben hat, ausgezeichnet: Wir haben jenseits unse- res Dienstauftrags und mit einer hohen Risikobereitschaft den Forschungsver- bund FIVE e. V. gegründet. Die Grund- lage dafür waren immer eigene Ideen und Visionen – und eine persönliche Leidenschaft für bestimmte Anliegen oder Themen: sei es die Armuts- und Sozialraum bezogene Forschung von Konrad Maier, die Kinder- und Jugendfor- schung von Klaus Fröhlich-Gildhoff, die Familien- und Geschlechterforschung von Nena Helfferich oder meine eigene Forschung zu Gerontologie, Pflege und Zivilgesellschaft. Wie hat sich das bei Ihnen entwickelt? TK— Ich bin 1988 an die EH Freiburg gekommen und bekam erst mal kleinere Forschungsanfragen aus der kommuna- len Sozialplanung, die sich um Fragen des Alterns drehten. Das entwickelte sich dann schnell in Richtung eines eige- nen Forschungsschwerpunkts, zunächst im Bereich der Gerontologie und Pflege. Wir wurden immer größer – sowohl die Hochschule, als auch meine Forschungsbereiche. Zu Hochzeiten hatten wir 24 Mitarbeiter*innen und der Platz reichte einfach nicht mehr aus. Also beschlossen die Professorin Nena Helfferich und ich, mit eigenen Mitteln auf dem Dach der Hochschule unseren Forschungspavillon zu bauen. Dieses unternehmerische Denken und auch den Managementaspekt darf man bei der Forschung nicht unterschätzen. Nur so konnte FIVE seine Eigendynamik entfalten und erfolgreiche Forschungs- linien entwickeln, für die FIVE und die Hochschule schließlich bundesweit bekannt geworden sind. Es entstanden Strukturen, die nicht allein an einzelnen Personen hängen, wie es an Hochschu- len und Universitäten oft der Fall ist, sondern die über die Zeit stabil gehalten werden konnten. Zu einem Forschungsinstitut gehört immer auch die Nachwuchsförderung. Was müssen Nachwuchswissenschaft- ler*innen mitbringen, um von Ihnen gefördert zu werden? TK— Wir hatten über die gesamte Zeit bis heute in den Instituten AGP Sozialforschung, AGP steht für Alter, Gesellschaft und Partizipation und dem Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) über hundert Mit- arbeiter*innen. Da ist es ein selbstver- ständlicher Teil der Personalentwicklung, Interessen und Begabungen zu er- kennen und Entwicklungsperspektiven 33 Jahre lang war er Professor für Rechts- und Verwaltungswissenschaften sowie Gerontologie an der EH Freiburg – im Oktober letzten Jahres wurde Thomas Klie in den Ruhestand verabschiedet. Wie sieht er seinen wissen- schaftlichenWerdegang im Rückblick? Und was rät er Nachwuchswissen- schaftler*innen? Herr Klie, was zeichnet eine echte Forscher- persönlichkeit aus? Ein Gespräch mit Prof. Dr. habil. Thomas Klie Politisches Selbstverständnis hat meine wissen- schaftliche Arbeit bestimmt ev.olve 8 9 Thomas Klie

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