Unser Hochschul-Newsletter – jetzt anmelden!

QuebIn – Beziehungen in der Kita gestalten

‹ zurück zur Übersicht

Qualitätsentwicklung bindungsbezogener Interaktionen pädagogischer Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen – Validierung eines Schulungskonzepts (QuebIn)

  • Projektleitung: Prof.in Dr.in Dörte Weltzien, Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Annegret Reutter, Annika Lorenzen, Denise Pasquale
  • Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) im IAF der EH Freiburg
  • Auftraggeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Laufzeit: 08/2022 bis 07/2025

Ziel

Konzeption und Validierung von Schulungsmaterialien für den pädagogischen Alltag, um die Kompetenzen zur Gestaltung bindungsbezogener Interaktionen in Kindertageseinrichtungen weiterzuentwickeln.

Hintergrund

Für die seelische Gesundheit von Kindern ist es wichtig, dass pädagogische Fachkräfte ihr Interaktionsverhalten auf die Bedürfnisse der Kinder abstimmen. Hierfür wurde in einem Vorgängerprojekt ein Beobachtungsverfahren zur Einschätzung der Bindungssicherheit (EiBiS) für den Kita-Alltag erarbeitet. Auf dieser Grundlage sollen nun Schulungsmaterialien mit dem Fokus auf bindungsbezogene Interaktionen entworfen werden.

Forschungsdesign

In Phase 1 werden Präsenz- und Online-Schulungscurricula für pädagogische Fachkräfte in der Praxis, Auszubildende in Fachschulen und für Bachelor- Studierende der Kindheitspädagogik entwickelt. In Phase 2 werden zunächst Multiplikator*innen fortgebildet, bevor diese im nächsten Schritt die Untersuchungsteilnehmer*innen weiterbilden. Die Wirkung dieser Schulungen wird mithilfe eines Prä-Post-Designs bewertet: Hierfür wird unter anderem das bindungsbezogene Interaktionsverhalten der Teilnehmenden mit dem Kind anhand videogestützter Beobachtung vor und nach der Weiterbildung gemessen. Die Schulungsmaterialien werden in der letzten, der Phase 3, fertiggestellt und stehen dann kostenfrei bundesweit Aus- und Weiterbildungsinstitutionen sowie der pädagogischen Praxis zur Verfügung.

Studierende in der Hochschule; Foto: Marc Doradzillo

Herr Hohagen, was sind bindungsbezogene Interaktionen? Generell geht es darum, dass eine pädagogische Fachkraft den Bindungsstatus eines Kindes kennt und sein Verhaltenauf dessen Bedürfnisse abstimmt. Ein klassisches Beispiel in der Kita ist der Übergang von der Gruppensituationzum freien Spielen draußen. Stellt man fest, dass diese Situation noch herausfordernd ist, das Kind sehr schreckhaft oder unruhig ist, dann braucht es wahrscheinlich mehr Sicherheit. Eine bindungsbezogene Begleitung fängt schon beim Schuhebinden an.

Ist es üblich, dass Kita-Fachkräfte oder auch Studierende in diesem Bereich geschult werden? Die Grundlagen der Bindungstheorie werden an der Fachschule und auch an der Hochschule theoretisch vermittelt. Doch für konkrete Handlungsempfehlungen zu bindungsbezogenem Interaktionsverhalten gibt es noch keine komplexen Schulungsmaterialien. Hier docken wir mit unserem Projekt an. Die Wirkung der Schulungen soll anhand videogestützter Beobachtung überprüft werden.

Besteht dadurch nicht die Gefahr, dass die natürliche Interaktion verfälscht wird? Ja, das ist natürlich eine grundsätzliche Herausforderung der anwendungsorientierten Forschung. Für diesesProjekt ist deshalb geplant, dass die pädagogischen Fachkräfte in Kooperation mit den Leitungskräften die Situation im gewohnten Setting der Kita filmen. Davon erhoffen wir uns, dass die Kinder natürlicher agieren, als wenn externe Filmteams in die Kita kämen. Und die Beobachtungsergebnisse sind dann aussagekräftiger. In Vorgängerstudien hat sich diese Methode bewährt. Für die Entwicklung der Schulungsmaterialien soll auch der Aspekt der Kultursensibilität miteinbezogen werden.

Was heißt das konkret? Die multikulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich in den Kitas wider. Ein aktueller Forschungsdiskurs setzt sich damit auseinander, inwiefern die Bindungstheorie auch auf Kinder aus anderen kulturellen Kontexten, die zum Beispiel eher kollektivistische Erziehungsstile gewöhnt sind, übertragbar ist. In bisherigen Studien findet die Vielfalt an kulturellen Bedingungen nur wenig Beachtung. Auf diese Forschungslücke wollen wir bei der Entwicklung der Lehrmaterialien explizit eingehen.

(Lisa Joan Gabauer)

Nachtrag der Redaktion: Jesper Hohagen arbeitet inzwischen nicht mehr für QuebIn. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen Annika Lorenzen.