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HAW begrüßen Entscheidung der Bundesregierung, eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) zu gründen

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Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) haben auf ihrer Bad Wiesseer Tagung im März 2022 ausdrücklich die Entscheidung der neuen Bundesregierung begrüßt, eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) zu gründen. Bereits seit 2016 fordert die Mitgliedergruppe der HAWs in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Einführung eines neuen Instruments zur Förderung der angewandten Forschung und des Transfers. Mit dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung nimmt dies nun konkrete Formen an.

Der Bad Wiesseer Kreis ist der Verbund der Präsidentinnen und Präsidenten bzw. Rektorinnen und Rektoren der Fachhochschulen (FHs) bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) und der Freunde und Förderer deutscher, österreichischer und Schweizer Fachhochschulen. Er dient als ein internes Diskussionsforum für die FHs/HAWs. Die Evangelische Hochschule Freiburg ist mit ihrer Rektorin Prof.in Dr.in Renate Kirchhoff in diesem Kreis vertreten.

In Bad Wiessee wurde ein Positionspapier verabschiedet, in dem 10 Punkte aufgeführt werden, die im Zuge der Ausgestaltung der DATI vorrangig zu beachten seien.

Deutschland, Europa und die Welt stehen vor großen Herausforderungen: Klimawandel, politische Instabilität, damit verbundene Zusammenbrüche von Lieferketten, Pandemien, Digitalisierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind Themenkomplexe, welche die zugleich regionale als auch globale Dimension der Herausforderungen veranschaulichen. Es bedarf in Deutschland gestärkter regionaler Innovationsökosysteme, um dem Wirken in der global vernetzten Welt gerecht und zugleich regional unabhängiger zu werden.

„Die HAWs können diesen Herausforderungen in besonders hohem Maße flexibel, lösungsorientiert, interdisziplinär und auf hohem Niveau gerecht werden, denn sie stehen wie kein anderer Hochschultyp für Praxis- und Anwendungsbezug sowie Transfer. Um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, müssen die HAWs deutlich gestärkt und besser ausgestattet werden, um diesen wichtigen Beitrag auch leisten zu können“, sagt der Sprecher der 118 in der HRK organisierten HAWs, Prof. Dr. Karim Khakzar, Präsident der Hochschule Fulda. In ihrem Positionspapier benennen die HAWs unter anderem folgende Punkte als Erfolgsfaktoren für die DATI:

Zunächst empfehlen sie eine schlanke Struktur der Agentur, die sich zeitnah aufbauen und umsetzen lässt, sowie die Etablierung und Stärkung zahlreicher regionaler Innovationsökosysteme, welche die Vielfalt der Praxispartner repräsentieren, weit über Wirtschaftsunternehmen hinaus. Hierzu begrüßen die HAWs ausdrücklich die Bestrebungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Soziale Innovationen sollten ebenso Bestandteil der Förderung sein wie technologische und ökonomische, das Begutachtungssystem sowohl schlank als auch qualitätsgeleitet.

Als Fördervolumen fordern die HAWs eine Größenordnung von langfristig jährlich mindestens 1 Milliarde Euro, um die durch HRK, Wissenschaftsrat und HAWs identifizierte Förderlücke für Themen rund um angewandte Forschung, Transfer und Innovation zu schließen und die gewünschte Wirkung zu entfalten.

Schließlich nennen die HAWs faire Zugangsbedingungen als Schlüssel zum Erfolg. Die DATI zielt wie im Koalitionsvertrag vereinbart insbesondere auf HAWs und kleine sowie mittlere Universitäten ab, die in ihren jeweiligen Regionen in der Regel exzellent vernetzt sind. Der größte Teil der Mittel sollte HAWs zur Verfügung stehen, um die Idee der regional ausgerichteten Innovationsökosysteme erfolgreich umsetzen zu können.

Das Positionspapier vom 16. März 2022

Deutschland, Europa und die Welt stehen vor großen Herausforderungen: Ursachen und Folgen des Klimawandels, politische Instabilität, damit verbundene Zusammenbrüche von Lieferketten, Pandemien und die Entwicklung des Gesundheitssystems, Digitalisierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind Themenkomplexe, die zugleich die regionale sowie die globale Dimension der gesellschaftlichen Herausforderungen realistisch veranschaulichen.

Es ist zu erwarten, dass Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft in den kommenden 10 Jahren tiefgreifende Veränderungen erleben werden, die in ihren Ausmaßen heute noch gar nicht erkennbar sind. Es bedarf in Deutschland gestärkter regionaler Innovationsökosysteme, um unserem Wirken in der global vernetzten Welt gerecht zu werden und uns zugleich regional unabhängiger zu machen.

Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) können diesen Herausforderungen in besonders hohem Maße flexibel, lösungsorientiert, interdisziplinär und auf hohem Niveau gerecht werden, denn die HAWs stehen wie kein anderer Hochschultyp für Praxis- und Anwendungsbezug sowie Transfer. Um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, müssen die HAWs deutlich gestärkt und besser ausgestattet werden, damit sie diesen wichtigen Beitrag auch leisten können.

Aus diesem Grund begrüßen wir mit Nachdruck die Entscheidung der neuen Bundesregierung, eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) zu gründen, „um soziale und technologische Innovationeninsbesondere an den HAW und kleinen und mittleren Universitäten in Zusammenarbeit u. a. mit Startups, KMU sowie sozialen und öffentlichen Organisationen zu fördern.“

Im Zuge der Ausgestaltung der DATI sind aus unserer Sicht 10 Punkte vorrangig zu beachten:

  1. Wir begrüßen die Bestrebungen der Bundesregierung mit der Deutschen Agentur für Transfer undInnovation (DATI), eine große Anzahl regionaler Innovationsökosysteme fördern zu wollen. Diese Systeme repräsentieren die Vielfalt der Partnerorganisationen in einer Region und sind wichtige Beiträge zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen; überregionale und internationale Ergänzungen sind nicht ausgeschlossen.
  2. Transfer als Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, sozialen und öffentlichen Organisationensowie Zivilgesellschaft ist in enger Wechselwirkung mit anwendungsorientierter Forschung zu sehen. Die DATI fördert daher Projekte des Transfers in Verbindung mit anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung.
  3. Bestandteil der Förderung sind soziale und ökonomische ebenso wie technologische Innovationen. Synergien zwischen den unterschiedlichen Bereichen werden gezielt genutzt. Durch den inter- und transdisziplinären Charakter der Projekte und Strukturen werden die regionalen Innovationökosysteme systematisch gestärkt.
  4. Die erfolgreiche Etablierung der DATI erfordert agile und autonome Strukturen, die sich zeitnahaufbauen und umsetzen lassen.
  5. Konsortialführer eines Antrages ist vorrangig eine Hochschule. Die Hochschulen bringen hierzu ihre existierenden regionalen Netzwerke ein. Sie besitzen die notwendigen Erfahrungen sowie die erforderliche Methodik in der Antragsstrukturierung, der anwendungsorientierten Forschung, dem regionalen Transfer sowie der Evaluation des Impacts.
  6. Themenoffenheit sehen wir als einen zentralen Schlüssel für Kreativität und damit als Erfolgsfaktor für die DATI. Anträge sollen aus den Hochschulen heraus und dort durch Wissenschaftler:innen, insbesondere Professor:innen gestellt werden (bottom-up). Zusätzlich ist eine Förderung von langfristig ausgerichteten Strukturen auf Antrag der Hochschulleitungen möglich.
  7. Wir befürworten ein neuartiges Begutachtungssystem, dessen wesentliche Kriterien für die Bewilligung Qualität und Erfolgsaussichten mit Blick auf Transfer, Innovation und gesellschaftliche Relevanz sind. Basis für die Bewilligung von Fördermitteln ist ein qualitätsgeleitetes Auswahlverfahren, das sich durch kurze Bearbeitungszeiten und angemessene Bewilligungsaussichten für förderwürdige Anträge auszeichnet. Im Begutachtungsprozess sind Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, sozialen und öffentlichen Organisationen sowie Zivilgesellschaft zu beteiligen und stets auch die regionalen Bezüge zu berücksichtigen.
  8. Wir begrüßen die Absicht der Bundesregierung, bestehende Förderprogramme für HAWs als zentrale Erfolgsfaktoren für die Agentur auszubauen. In der Startphase der DATI sollen bestehende Förderprogramme noch nicht integriert werden, um die erfolgreiche Umsetzung nicht zu gefährden. Nach erfolgreicher Etablierung der DATI können bestehende, bewährte Förderinstrumente in die DATI integriert werden.
  9. Um die durch Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Wissenschaftsrat und HAWs identifizierte Förderlücke für Themen rund um Transfer und Innovation zu schließen, schlagen wir ein Fördervolumen mit einer Größenordnung von langfristig jährlich mindestens 1 Milliarde Euro vor. Für Projektförderungen an den Hochschulen soll i. d. R. eine Vollfinanzierung vorgesehen werden. Eine ausreichende Programmpauschale zur Finanzierung der notwendigen personellen und sachlichen Infrastruktur muss vorgesehen werden.
  10. Insbesondere HAWs sind Schlüssel zum Erfolg der regionalen Innovationsökosysteme. Aus diesemGrund soll das Mittelvolumen für HAWs mindestens 2/3 des Gesamtvolumens betragen. Dies entspricht den Überlegungen des Koalitionsvertrages, „insbesondere an den HAW und kleinen und mittleren Universitäten in Zusammenarbeit u. a. mit Startups, KMU sowie sozialen und öffentlichen Organisationen zu fördern.
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